Zell im Wiesental Zell schwimmt gegen den Strom

Markgräfler Tagblatt
Durch den Zusammenschluss sollen die unterschiedlichen Bildungswege und Schulen in Zell erhalten bleiben, so auch die Montfort-Realschule. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat bringt Schulverbund voran / Real-, Werkreal- und Grundschule sollen erhalten bleiben

Zell (jab). Die Zeller schreiten fort auf ihrem „Sonder-Schul-Weg“: Einstimmig gleiste der Gemeinderat am Mittwoch den Schulverbund aus Montfort-Realschule (Morz), Gerhard-Jung-Schule mit Werkreal- und Grundschule (GJS) sowie Johann-Faller-Förderschule (JFS) auf: Die Verwaltung wurde beauftragt, den entsprechenden Antrag ans Kultusministerium zu stellen.

Geht alles nach Plan, wird der Schulverbund zum Schuljahr 2015/16 aus der Taufe gehoben. Im gleichen Atemzug soll an der GJS eine Ganztagsgrundschule eingerichtet werden. Die JFS-Außenstelle in Todtnau soll aufgelöst werden.

Bevor es zur Abstimmung kam, stellte Morz-Rektor Rolf Leuger den geplanten Schulverbund namens der übrigen Rektoren und der an der Entwicklung des Konzepts beteiligten Arbeitsgruppe in seinen Grundzügen kurz vor. Hintergrund der Umgründung seien die großen Veränderungen in der Bildungs- und Schullandschaft. Durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung und die Freiheit der Eltern bei der Wahl der weiterführenden Schule haben die Werkrealschulen stark an Akzeptanz verloren - „ein Baden-Württemberg-Problem.“

Die Realschule habe gleichzeitig gewonnen. Der Schulverbund sei nun die beste Möglichkeit, die unterschiedlichen Bildungswege und -abschlüsse in Zell weiterhin offen zu halten, und den Realschul- ebenso wie den Hauptschulabschluss weiter anbieten zu können.

Mit der Erhaltung von Werkrealschule und Realschule schwimmen die Zeller gegen den Strom der allgemeinen Gemeinschaftsschul-Gründungswelle – und verbuchen damit ein Alleinstellungsmerkmal für sich, das sich zum Standortvorteil eignet, so die Hoffnung. Die Zeller Realschule ist „von Todtnau übers Kleine Wiesental bis kurz vor Steinen“ die einzige weit und breit. Dieses Angebot zu erhalten sei um so wichtiger, da die Realschule unter Eltern und Schülern große Akzeptanz besitze, so Leuger. In Sachen Werkrealschule findet man sich gar bis Lörrach allein auf weiter Flur.

Durch die Gründung des Schulverbundes laufen die drei bislang getrennten Schulen künftig unter einem organisatorischen Dach. Räumlich sind die Schulen ohnehin bereits an einem Campus gebündelt. Durch den Verbund ergäben sich große Synergieeffekte in den Bereichen Sachausstattung, Raum und Personal. „Wir können effizienter und zielorientierter arbeiten, und durch die Kooperation des gesamten Kollegiums neue Lernformen schulübergreifend einführen“, schwärmte Leuger. Der pädagogischen Ansatz des individualisierten Lernens könne so noch besser umgesetzt werden.

Auch für die Schüler werden die Übergänge zwischen den Schulformen einfacher, etwa durch parallele Stundenpläne in Real- und Werkrealschule, die ein stundenweises „Hineinschnuppern“ ermöglichen, sowie durch die Zusammengehörigkeit der einzelnen Zweige, die durch den Schulverbund geschaffen werden.

Wichtiges Stichwort in der aktuellen Bildungsdiskussion sei die Inklusion. „In der Werkrealschule ist die Inklusion bereits verwirklicht“, so Leuger. Durch die Aufnahme des JFS in den Schulverbund werde die Teilhabe aller Schüler am alltäglichen Leben und Lernen nun auf den ganzen Campus erweitert.

Rückendeckung für die Zeller Pläne gibt es vom Staatlichen Schulamt. „Wir unterstützen den Antrag selbstverständlich – er ist ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Leiter Helmut Rüdlin namens der Behörde.

Die Fraktionen zeigten sich ebenso einhellig überzeugt vom eingeschlagenen Weg. „Der Bildungsstandort Zell wird gestärkt, wir schaffen uns ein Alleinstellungsmerkmal, behalten den Hauptschulabschluss in Zell und erhalten unsere geliebte Morz“, listete SPD-Fraktionssprecher Thomas Kaiser die Vorteile auf.

„Das ist für Zell die richtige Entscheidung“, betonte CDU-Sprecher Thomas Schmidt, und auch Hannelore Vollmer von den Freien Wählern zeigte sich erfreut. Der einhellige Dank aller Fraktionen und des Bürgermeisters ging an die vereinten Schulgemeinschaften, an Lehrer, Elternbeiräte und Schulleitungen die hier „hervorragende Arbeit geleistet haben“, so Bürgermeister Rudolf Rümmele.

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