Zell im Wiesental Zell war ein entscheidender Knotenpunkt

Markgräfler Tagblatt
Als Verteidigungsanlagen wurden im Barock die Schanzen angelegt, die auch heute noch Zeugnisse der Geschichte sind. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Schanzenexkursion: CDU-Senioren auf regionaler Spurensuche

Zell. Beeindruckt von den archäologischen Zeugnissen und vom hautnahen Erleben, dass die Geschichte dieser Region spannend und vielschichtig sein kann, gingen kürzlich 31 CDU-Senioren mit dem Schanzenexperte Werner Störk aus Schopfheim auf regionalgeschichtliche Spurensuche.

Gemeinsames Ziel war das Gelände rund um die der Wüstmatt-Schanze, eine sehr gut erhaltene Viereckschanze. Sie ist angebunden an einen massiven und heute noch beeindruckenden Sperrwall, der gleichzeitig als „Kommunikationslinie“ – also als Laufgraben – diente. Vom Panoramaweg hat man einen sehr guten Blick auf alle zwölf benachbarten Schanz- und Sperranlagen, die damals das habsburgisch-vorderösterreichische Zell sicherten. Und auch auf die wichtigen Verbindungspfade wie die durch das Kühlloch nach Elbenschwand – geschützt durch die dortige Schanze, wo man auch heute noch auf einen mächtigen Sperrwall stößt.

Jedoch nicht nur territoriale, sondern auch religiöse Grenzen bestimmten maßgeblich das Leben in der damaligen Barock-Epoche: das habsburgisch-vorderösterreichische Zell und Adelsberg „erzkatholisch“ – das markgräfliche Hausen und Gresgen lutherisch-evangelisch.

Neben Gersbach sind es die ausgedehnten Schanzanlagen rund um den Grendel, welche die strategisch wichtigste Verteidigungslinie im südlichen Schwarzwald bildeten. Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich die Defensivanlagen vom Hotzenwald über das Wehratal bis nach Zell.

Die Epoche des Barock (1615 bis 1715) war nicht nur durch kulturelle Höchstleistungen in Bereichen wie Architektur, Kunst und Musik geprägt, sondern fast ein-hundert Jahre auch gebrandmarkt durch europaweite Kriege. Der eigentliche Kern der Konflikte: Die Glaubensspaltung in „Rechtgläubige“ (Katholiken) und „Wüstgläubige“ (Protestanten). Da die evangelisch-baden-durlachische Markgrafschaft militärisch nicht geschützt war, war es für die französischen Militärs ein Leichtes, das gesamte Markgräflerland – dazu zählt bis heute auch Gersbach – unter ständiger Bedrohung zu halten und das Land auszupressen.

Um diesen massiven Übergriffen zu begegnen, ließ der kaiserliche Oberbefehlshaber der Rhein- und Kreistruppen, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der legendäre Türkenlouis, eine defensive Verteidigungslinie errichten: Von der Murg am Hochrhein im Süden bis nach Heidelberg am Neckar im Norden. Mit ihren Seitenlinien eine mehr als 550 Kilometer lange Schanzlinie – länger als der Römische Limes.

Zell war dabei ein entscheidender Knotenpunkt, ab hier sicherte man so vor allem das bis dahin ungeschützte Reichsgebiet, das bis zum Feldberg reichte. So wurde vor dem Linienbau etwa Schönau gleich zweimal von französischen Truppen angegriffen.

Schanzen sind im Gegensatz zu gemauerten Festungswerken reine Erdwerke – be-stehen also ganz aus der aus dem Graben gewonnenen Erde. Diese wird durch Verdichten als Wallkörper geformt. Es gibt unterschiedliche Formen: von der einfachen Redoute (quadratische Viereckschanze) bis hin zu den optimal zu verteidigenden Sternschanzen. In und um Zell liegen allein zwölf solcher Schanzen, im näheren Einzugsbereich insgesamt weitere 130 – allesamt von Schanzbauern in harter und unerbittlicher Hand- und Fuhr-Fron, also Zwangsarbeit, errichtet.

Dieter Mohr, Verantwortlicher der Zeller CDU-Senioren, bedankte sich bei Werner Störk für die hochinteressante Führung mit vielen neuen Eindrücken am Zeller Blauen.

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