Zell im Wiesental Zeller zittern vor Trump und dem Teufel

Markgräfler Tagblatt

Umzug: Tolle Wagen und bestens aufgelegte Fußgruppen

Schwer zu sagen, wovor man als Zeller mehr Angst haben sollte: Dass der Teufel die Schwanenstadt in seinen Klauen hält oder dass „ä fremde Spinner“ wie Donald Trump im Herbst ins Rathaus einzieht. Die Narren kamen jedenfalls gestern beim großen Fasnachtsumzug zum Schluss, dass beides der Horror wäre. Aber bei allem Übel gibt es auch Hoffnung: Das Eintauchen in die Fasnacht wirkt – wenn man den Narren glauben will – wie ein Jungbrunnen.

Zell. In jedem Fall wurden die Zuschauer am Straßenrand bestens mit Eindrücken einer lebendigen Zeller Fasnacht versorgt, denn fast zwei Stunden lang zog sich ein bunter, vielgestaltiger und vor Einfallsreichtum sprühender Narrenwurm bei lieblichem Frühlingswetter durchs Städtli. Vor allem die Wagenbauer übertrafen sich wieder einmal selbst und glänzten mit opulenten Kreationen.

So hatten die trump-geschädigten Paradiesler bereits die Bürgermeisterwahl im Oktober im Visier und hofften inständig, dass Zell von Gestalten, wie sie derzeit die USA unsicher machen, verschont bleiben möge – dafür kämpften nicht zuletzt die indianischen Zeller Ureinwohner mit ganzem Einsatz. Für die Grönländer dagegen wurde andersrum ein Schuh draus. Sie wollten „bim größte Blender in de westliche Hemisphäre“ in die Schule gehen. Ziel: „Make Grönland great again.“

Große Sorge bereitet den Mittelstädtern „e teuflischi Sach“, nämlich der anvisierte Verkauf der Kalvarienbergkapelle für einen schlappen Euro. Ein solch kurioser Deal, so die Narren, würde nichts anderes bedeuten, als das die Stadt vom Teufel geritten werde, dessen sardonisches Lachen denn auch weithin hörbar durch die Straßen der Schwanenstadt hallte.

Überhaupt beschäftigte die Zukunft Zells etliche Vogteien. Wie es weiter gehen könnte mit der „(un)endlichen Geschichte von Rudi und Phantasiazell“ fragten sich die Gresger Narren mit dem flauschigen Glücksdrachen Fuchur, einem Steinbeißer und einer Rennschnecke. Eher märchenhaft sahen auch die Atzenbacher Narren die kommenden Jahre; sie beschworen jedenfalls die Wandlung der Stadt von einer dicken Raupe zu einem bunten Schmetterling.

Bodenständiger gingen die Schwyzer die Sache an. Ihrer Ansicht nach „muesch in Zell e Schiebe ha“. Angesichts der problematischen Parkplatzsituation in der Stadt regten sie an, ein hochprofitables Abschleppunternehmen zu gründen. Kritisch sah die Adelsberger Schänzlivogtei das triste Geschehen am Schwanenweiher, den sie zu einer Eishockeyhochburg umfunktionieren wollen.

Dass die Expansionswut im Bankensektor noch lange nicht zu Ende ist, prophezeiten die Obertäler. Sie mutmaßten, dass die neue „Sparkasse Wiesental“ nach dem Motto „Gönn dir was“ bereits den nächsten Coup plant.

Wie gut, dass Geld nicht alles ist und sich die Narren auch vom üblichen Jugendwahn nicht anstecken lassen. Die Sunneländer hatten jedenfalls ihr eigenes Rezept für die „ewige Jugend“: Eine ordentliche fasnächtliche Jungbrunnenkur.

Neben den Vogteien mit ihren Wagen und Motiven glänzten gestern einmal mehr auch die Fußgruppen, die sich in großer Zahl vor allem mit dem musikalischen Background von Hürus Dieter us de Kirchstroß beschäftigten. So reisten aus Pfaffenberg jede Menge Stars und Sternchen an, die Gruppe Geiger pflegte mit den „Beatzells“ „Didis Magical Mystery Traum“ und die Harmlose musizierten als „Boy Group Kunzelmännle".

Während die Riedicher Fasnächtler Einhornzauber versprühten, die Fußgruppe Homberger über ihr Wagenbau-Zigüner-Dasein klagte und die Fußgruppe Schatteloch Atzenbach als Eskimos unterwegs war, machten die Mambacher Narren klar, dass der Streit um die Zentralklinik überhaupt nicht nötig gewesen wäre, wenn man von Anfang an auf sie gehört hätte. Denn der ideale Standort ist natürlich Mambach – eine Behauptung, die mit allerhand gewagten medizinischen Aktivitäten am lebenden Objekt, sprich: hilflosen Zuschauern, untermauert wurde.

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