Zum letzten Mal ist nun der Vorhang gefallen. Zum letzten Mal wurde „Verliebt, verlogen, verheiratet“ von den Schauspielern der Trachtengruppe Zell gespielt. Zum letzten Mal wurden die letzten der über 1300 Besucher des Theater-Dinners von der Küchenbrigade des Hotel-Restaurants „Löwen“ bekocht und bewirtet. Zell. Was bleibt, ist für die Besucher die Erinnerung an einen vergnüglichen Abend mit vielen Lachern zwischen Vorspeisenteller und Dessertvariationen. Bei insgesamt zehn Vorstellungen haben die Akteure auf der Bühne ihr Bestes gegeben. Und das war weit mehr, als das, was man von einer Amateur-Truppe erwarten kann. Für Regisseur Gotthard Jost war diese Inszenierung die erste mit dem Trachtengruppe-Ensemble. Sein Debüt wurde ein Erfolg. Er konnte auf ein erfahrenes und mit viel Spiellaune agierendes Ensemble zurückgreifen. Zu nennen ist da etwa Gotthard Dietsche, der als John Smith mit zwei Frauen verheiratet und gleichzeitig Familienoberhaupt von zwei Familien ist. Dass dies nicht gut gehen kann, zeigt sich schon vor der Kürbiscremesuppe. Dietsche mimt den John Smith souverän. Erst als cooler Typ, der versucht, sich mit ein paar Notlügen aus dem Schlamassel zu befreien. Doch sein Verzweiflungsgrad steigt kontinuierlich und schon vor der Ochsenbrust an Rotweinsoße helfen nur noch Todesstürze vom Dach und Gasexplosionen als Ausreden. Mit Gotthard Dietsche mutiert der erst so sichere John Smith zum resignierten, am Boden zerstörten Versager. Ganz anders sein Freund Stanley, gespielt von einem über sich hinauswachsenden Axel Umber: Der leicht vertrottelte Untermieter, ein Langweiler, der nicht in der Lage ist, einen Witz zum Besten zu geben, wird zum raffinierten Strategen im Wirrwarr von bizarren Lügen. Er schwankt permanent zwischen Verzweiflung und genialen Einfällen, dient aber dennoch hauptsächlich als Prell- und Sündenbock für alles und alle. Axel Umber spielt den Looser genial und erst ganz am Schluss des Stückes – unmittelbar vor dem Dessert – erfährt der Zuschauer, was er schon lange ahnt: Stanley hat es faustdick hinter den Ohren. Das Stück kommt schnell und voller Energie über die Bühne. Die rasanten Wort- und Szenenwechsel erfordern von allen Schauspielern höchste Konzentration und Präzision. Doch davon merkt der Zuschauer nichts, für ihn ist es einfach nur zum Brüllen komisch. Alle Schauspieler agieren sicher und vor allem voller natürlicher Spielfreude. Die Trachtengruppe Zell hat es einmal mehr geschafft, an drei Wochenenden die Zeller und die vielen auswärtigen Gästen bestens zu unterhalten. Und wenn die letzten Worte von John Smith auch „Schlusspfiff, s’Spiel isch us – kei Verlängerig“ sind, so darf man doch hoffen, dass es irgendwann mal wieder von der Truppe um Gotthard Jost ein Spiel zu sehen und zu erleben gibt.