Hertha zu passiv, Union "besser und griffiger"
Beide Mannschaften zeigten altbekannte Muster aus der vergangenen Saison. Die Hertha spielte zu passiv, wirkte von der Zweikampfhärte des Gegners mitunter überfordert, fand in der Offensive keine Mittel, um gefährlich zu werden. "Sie waren in vielen, vielen Bereichen besser, griffiger, galliger", sagte Schwarz über den Gegner. "Wir haben die Kompromisslosigkeit vermissen lassen in den Zweikämpfen."
Die Flügelspieler Lukebakio und Myziane Maolida, gegen Braunschweig noch Garanten für Torgefahr, waren fast komplett abgemeldet. "Wir haben zu wenige Laufwege in die Tiefe angeboten. Wir haben viel in die Pressingsituationen des Gegners reingespielt", sagte der 43-Jährige. In der Verteidigung fehlte der Zugriff.
Die zarte Aufbruchsstimmung bei den Blau-Weißen, sie ist in der Realität angekommen. Auf Schwarz kommt in den kommenden Wochen viel Arbeit zu. Dass er bei kniffligen Personalentscheidungen auch vor erfahrenen Spielern keinen Halt macht, zeigte er schon vor dem Spiel. Der abgesetzte Kapitän Dedryck Boyata gehörte gar nicht erst zum Kader - aus sportlichen Gründen, wie sein Trainer deutlich machte.
Richtungsweisender August für die Hertha
Das Programm wird mit Spielen gegen Frankfurt und Dortmund sowie in Mönchengladbach nicht gerade einfacher - und schon jetzt ist im Westend der Hauptstadt wieder viel Druck vorhanden.
Bei den Eisernen läuft auch nach dem erneuten Umbruch im Sommer dagegen offenbar schon wieder alles nach Plan. Drei Neuzugänge standen bei Union in der Startelf, doch die Mannschaft von Fischer funktionierte reibungslos. Mit klarer Struktur, Härte in den Zweikämpfen und schnörkellosem aber effektivem Offensivspiel. Jordan Siebatcheu, Nachfolger von Torjäger Taiwo Awoniyi, war voll integriert und traf zum dritten Mal in Folge. Der aus Freiburg gekommene Janik Haberer legte das 2:0 perfekt auf.
Kaum einmal durften die Charlottenburger einen Ball mit dem Gesicht zum Tor annehmen, immer war ein Rot-Weißer da und störte. "Die Abstände waren wirklich gut heute. Wir waren eng und standen kompakt und hatten somit immer Zugriff", sagte Union-Trainer Urs Fischer: "Wir haben defensiv wenig zugelassen. Das war das Wichtigste heute", sagte Kapitän Christopher Trimmel. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, inwieweit der Stadtrivale für Union ein Maßstab war.