100. Geburtstag „Ich bin zufrieden mit meinem Leben“

Siegfried Feuchter
100 Jahre alt wird Egon Hildenbrand aus Haltingen am heutigen Samstag.   Foto: Siegfried Feuchter

Egon Hildenbrand, der zweitälteste Bürger von Haltingen, kann am Samstag seinen 100. Geburtstag feiern.

Beruf und Arbeit haben das Leben des Diplom-Ingenieurs geprägt. Erst mit 85 Jahren hat sich Egon Hildenbrand, der langjährige Co-Geschäftsführer und Teilhaber des ehemaligen Haltinger Baggerbetriebs Fritz Hemmerle, der auf Tiefbau- und Erdbauarbeiten spezialisiert war, endgültig in den Ruhestand verabschiedet.

Vor zwei Jahren sah man den Jubilar noch regelmäßig im Rebberg am Tüllinger spazieren gehen. „Bis dahin konnte ich noch alles machen“, sagt der Hundertjährige.

Treu umsorgt von seiner Frau Rosemarie

Inzwischen beschränkt sich seine Mobilität mit dem Rollator auf sein häusliches Umfeld, da er nicht mehr so gut zu Fuß ist und altersgemäß mit Augen und dem Hören Probleme hat. Aber immer noch ist er geistig fit, aufgeschlossen und am aktuellen Geschehen interessiert. „Wenn es so bleibt, bin ich zufrieden“, sagt Egon Hildenbrand.

Er wird treu umsorgt im eigenen Haus am Ötlinger Weg von seiner 14 Jahre jüngeren Frau Rosemarie, die allenthalben nur als „Robi“ bekannt ist. „Sie macht schon viel für mich“, sagt der Jubilar voller Dankbarkeit.

Viel Bewegung und wenig Alkohol

100 Jahre wird man nicht alle Tage. Wenn man Egon Hildenbrand fragt, wie er dieses biblische Alter erreicht hat, dann kommt spontan die Antwort des sportbegeisterten Mannes: „Viel Bewegung, nicht rauchen und ganz wenig Alkohol. Höchstens mal zum guten Essen ein Glas Wein.“

Schicksalsschläge

Der in Haltingen geborene Jubilar kann an seinem nicht alltäglichen Ehrentag, den er im kleinen Kreis zu Hause feiert, auf ein erfülltes, bewegtes Leben zurückblicken. Er hat in den 100 Jahren viel erlebt, aber auch Schicksalsschläge erleiden müssen. Doch diese meisterte er mit Tatkraft, Entschlossenheit und einer positiven Lebenseinstellung. „Ich bin zufrieden mit meinem Leben“, resümiert Haltingens ältester Bürger.

Beim Stiefvater und im Internat groß geworden

Egon Hildebrand war erst 13 Jahre alt, als seine Mutter unerwartet starb. So ist er bei seinem Stiefvater Fritz Hemmerle groß geworden. Schon bald nach dem Tod seiner Mutter ging er ins Internat nach Korntal bei Stuttgart. Noch bevor er das Abitur machen konnte, erhielt der Haltinger 1943 mit 18 Jahren einen Stellungsbefehl zur Marine in Stralsund. Er wurde Fähnerich zur See und kam 1944 zur Marine-Kriegsschule Schleswig, an der der Seeoffiziersnachwuchs ausgebildet wurde.

Kriegsgefangenschaft

Später geriet Egon Hildenbrand noch in amerikanische und englische Kriegsgefangenschaft, war unter anderem in Schwerin und auf der Insel Fehmarn, ehe er in der englischen Zone in Hannover in einem Lastwagen-Fuhrpark Gruppenführer wurde. „Ich hatte zwar keinen Führerschein, aber Englischkenntnisse“, erinnert sich der Hundertjährige noch gut, ebenso an seinen 21. Geburtstag, als ihm die Engländer ein „Happy Birthday“ sangen.

Drei Monate in Paris

Als Egon Hildenbrand nach dem Krieg 1947 zu seinem Stiefvater zunächst nach Tiengen zurückkam, holte er das Abitur nach und studierte anschließend an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, wobei er für drei Monate auch in einem Ingenieurbüro in Paris tätig war. Mit der erfolgreichen Diplomarbeit in der Tasche trat Egon Hildebrand 1960 mit 35 Jahren in den Betrieb seines Stiefvaters ein, der sich zwischenzeitlich in Haltingen selbstständig gemacht hatte. Es war auch das Jahr, in dem er „Robi“ Koch aus Weil am Rhein heiratete. Das Ehepaar, das in Haltingen ein Haus baute und 1982 einzog, hatte eine behinderte Tochter („sie war unser Sonnenschein“). Bis zu deren frühen Tod im Alter von 45 Jahren kümmerten sich Hildenbrands mit viel Liebe und Fürsorge um sie.

Tennis, Skifahren, Reiten, Wasserski

Obwohl sich Egon Hildebrand stark im Betrieb engagierte („das erste Telefon ging um 5.30 Uhr“) und er zum Co-Geschäftsführer und Teilhaber avancierte, fand der Diplom-Ingenieur als Ausgleich zum fordernden Berufsalltag noch Zeit für sportliche Betätigungen. Tennis bis in hohe Alter und Skifahren, vor allem in den französischen Alpen, waren seine Leidenschaft. Aber auch andere Sportarten wie Reiten, Wasserski, Fußball und Handball hatten es dem Sportenthusiasten angetan. Denn wie lautete das Lebensmotto von Egon Hildenbrand: „Bewegung hält fit.“ Im Alter von nunmehr 100 Jahren kann er allerdings seine geliebten Sportarten nur noch im Fernsehen verfolgen.

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