Drinnen ist der Chemiewaffe "Agent Orange" ein ganzer Raum gewidmet. Die Fotos von Generationen deformierter und von Tumoren gepeinigter Vietnamesen und die Erklärungen dazu, was das Gift der Amerikaner angerichtet hat, sind fast zu schlimm, um sie auszuhalten. Viele Besucher brechen hier in Tränen aus.
Ein preisgekröntes Foto
Ins kollektive Gedächtnis haben sich auch andere Fotos gebrannt. Das Berühmteste ist vielleicht das des AP-Fotografen Nick Ut, der 1972 den Moment festhielt, als ein kleines Mädchen sich nach einem Napalm-Angriff die brennenden Kleider vom Leib riss. Ut half der Neunjährigen und brachte sie ins Krankenhaus.
Phan Thi Kim Phuc, bekannt als "Napalm Girl" leidet bis heute unter den schweren Verbrennungen. Uts Foto von ihr, das weltweit Schlagzeilen machte, gewann 1973 den Pulitzer-Preis. "50 Jahre nach diesem schicksalshaften Tag stehen die beiden immer noch in regelmäßigem Kontakt – und nutzen ihre Geschichte, um eine Botschaft des Friedens zu verbreiten", berichtete der US-Sender CNN 2022.
Die Tunnel von Cu Chi
Zwei Autostunden entfernt von Ho-Chi-Minh-Stadt liegen die Tunnel von Cu Chi, ein legendäres, mehr als 200 Kilometer langes Tunnelsystem, das maßgeblich zum Sieg des Vietcong über die US-Truppen beitrug. Heute eine Touristenattraktion, waren die klaustrophobischen Tunnel einst viel mehr als nur unterirdische Geheimgänge: Auf drei Ebenen gab es hier Wohneinheiten, Küchen, Schulen, Lazarette und Kommando-Zentralen.
In den Tunneln lebten nicht nur männliche Vietcong-Kämpfer, sondern auch viele Frauen und Kinder, die ebenfalls gegen den Feind im Einsatz waren. Sehr eindrücklich zeigt dies der eigens zum 50. Jahrestag herausgebrachte Kinofilm "Dia Dao" (deutscher Titel: "Tunnel: Sonne im Dunkeln") des Regisseurs Bui Thac Chuyen. Das Epos bricht gerade in Vietnam Kassen-Rekorde.
Hotels mit Historie
Wer Geschichte hautnah leben will, kommt in Vietnam an zwei Hotels nicht vorbei. Im Sofitel Legend Metropole Hanoi in der nördlichen Hauptstadt Hanoi kamen während des Krieges nicht nur viele Reporter und Botschaften unter, sondern auch prominente US-Friedensaktivistinnen wie die Schauspielerin Jane Fonda (87).
1972 sorgte sie für einen Skandal, als sie sich in Nordvietnam rittlings auf einer Kanone der Vietcong-Kämpfer sitzend fotografieren ließ. Seither war sie die "Hanoi Jane". Ebenso wie die Folksängerin Joan Baez (84) musste sich der Hollywoodstar im Bombenhagel im Bunker des Hotels in Sicherheit bringen, wie der hoteleigene Historiker Nguyen Thanh Tung erzählt.
Im Continental können Besucher hingegen in dem Zimmer nächtigen, in dem der britische Schriftsteller Graham Greene einst seinen berühmten Vietnam-Roman "Der stille Amerikaner" schrieb. Das Hotel kommt auch prominent im gleichnamigen Film von 2002 mit Michael Caine in der Hauptrolle vor.
Kellner in Vietcong-Kluft
Vietnam hat seine eigene große Café-Kette: Cong Caphe. Markenzeichen sind ein khaki-grüner Außenanstrich und Kellner in Vietcong-Kluft. "Wir wollen damit die Soldaten von damals ehren, die für unser Land gekämpft haben", sagt der Mitarbeiter Duc Anh Lee. Hinter den Tischen stehen Utensilien aus Kriegstagen, Tarnhelme zieren die Wände.
Für die jungen Vietnamesen, die hippe Kaffee-Kreationen schlürfen, gehört das Szenario zum Alltag. Der Krieg ist eben noch immer omnipräsent - auch wenn er in Vietnam nur aus der Sicht des kommunistischen Siegers erzählt wird.