Abschied Couragierte Erzieherin

Petra Pflüger
Erzieherin und Märchenerzählerin: Christa Hoheisel. Foto: Roswitha Frey/Picasa

Die frühere Kindergartenleiterin und Märchenerzählerin Christa Hoheisel ist tot.

Die frühere Kindergartenleiterin und Märchenerzählerin Christa Hoheisel ist tot.

Sie war 34 Jahre bei der Stadt beschäftigt, leitete den Kindergarten am Marktplatz – Kindern wichtige Grundlagen zu vermitteln war der Erzieherin eine Herzensangelegenheit.

Insgesamt fast 1400 Kinder begleitet

Christa Hoheisel begleitete bis zu ihrem Ruhestand 1996 fast 1400 Jungen und Mädchen durch die Kindergartenzeit. Am 1. Mai 1962 begann Christa Hoheisel ihre Tätigkeit als Leiterin des Fahrnauer Kindergartens. Anfang der 60er Jahre gab es noch sehr große Gruppen in den Kindergärten mit einer Größe von bis zu 60 Kindern. Bis zur Eingemeindung Fahrnaus 1971 war sie dort tätig und leitete den Fahrnauer Kindergarten auch über diesen Zeitpunkt hinaus als Leiterin aller städtischen Kindergärten. 1973 wechselte sie zum Kindergarten am Marktplatz. Nach strukturellen Änderungen, bei denen von einer Gesamtleitung abgesehen wurde, war Christa Hoheisel von 1981 an Leiterin der Kita am Marktplatz.

Die Kindergartenlandschaft veränderte sich, nicht allein hinsichtlich der Gruppengröße, sondern auch in Sachen Pädagogik, die einen situativen Ansatz bekam. Christa Hoheisel war es stets wichtig, dass Kinder ihre Sinneswahrnehmung schärfen, dass sie – weg von einer haargenauen Planung – hin zu „Lust, Spannung und Neugierde“ geführt werden, dass sie sich – auch ohne Eltern – ausprobieren können. Sie kritisierte, dass viele Kinder Süßigkeiten statt Zuwendung bekommen, dass sie vor den Fernseher gesetzt werden statt auf Bäume klettern zu können.

Die Erzieherin sah die Entwicklung der Kinder nicht losgelöst von Gesellschaft und Umwelt, im Gegenteil. Materieller Überfluss und überbordender Medienkonsum machten Kinder häufig lustlos und aggressiv, kritisierte sie. Lust und Humor würden verloren gehen, alles sei zu ernst geworden und zu schwierig. Dies zu ändern sei eine ihrer wesentlichen Aufgaben. Die Erzieherin rief auch einen temporären Waldkindergarten ins Leben. Dass sie als Leiterin der Kita am Marktplatz einem damals mehr als 150 Jahre alten Kindergarten vorstand, empfand sie als Auszeichnung.

Eine Frau, die sagt, was sie denkt

Überhaupt hielt die Erzieherin mit ihren Ansichten nicht hinterm Berg. 1991 initiierte sie Mahnwachen gegen den Golfkrieg, sie setzte sich für Frauen und für ein Miteinander mit Flüchtlingen ein. Eine Besonderheit war, dass zu ihrer Zeit im Kindergarten am Marktplatz 15 Nationen vertreten waren.

Darüber hinaus bereicherte sie das Kulturleben der Stadt. Unvergessen sind ihre Märchenabende im Uehlin-Garten, im Museum oder in der Uehlin-Buchhandlung, bei denen sie – zusammen mit Frank Röhrig – keine Märchen vorlas, sondern diese erzählte. Ihr schauspielerisches Talent kam ihr auch als Mitglied der Spielbühne zugute. Außerdem war sie Mitinitiatorin der Reihe „Museumsgeflüster“.

Die Rolle der Märchenerzählerin verschaffte ihr eine willkommene Möglichkeit, sich Ausdruck zu verschaffen und andere dazu zu animieren, sich ebenfalls zu äußern. Die Stadt trauert um eine Frau, die dafür bekannt war zu sagen, was sie denkt.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading