Die Anekdoten und Anmerkungen der Befragten zeichnen ein facettenreiches Bild des scheidenden Oberbürgermeisters:
Scharfzüngig, humorvoll, schlagfertig, herzlich: Wie Menschen, die politisch mit ihm zu tun hatten, den Oberbürgermeister Wolfgang Dietz wahrgenommen haben.
Die Anekdoten und Anmerkungen der Befragten zeichnen ein facettenreiches Bild des scheidenden Oberbürgermeisters:
Diana Stöcker, designierte Oberbürgermeisterin von Weil am Rhein: „Unsere Wege haben sich vor vielen Jahren schon gekreuzt, da war noch gar nicht absehbar, dass wir beide im Landkreis Lörrach landen! Ich habe 1998 meine berufsbegleitende Weiterbildung an der Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg gemacht, und der Tagesreferent hieß Wolfgang Dietz, Leiter der Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel. Er referierte über europapolitische Themen auf seine eigene humorvolle, trockene, ironische Art. Ein Jahr später hat mich mein beruflicher Weg nach Lörrach geführt. Im Jahr 2000 wurde Wolfgang Dietz zum Oberbürgermeister gewählt.“
Christoph Huber, ehemaliger Erster Bürgermeister der Stadt Weil am Rhein: „Ich denke noch an den August 2006 zurück. Damals rief OB Dietz Jürgen Hitze, damals Leiter des Gebäudemanagements, und mich in sein Büro. Er teilte uns mit, er werde jetzt in Urlaub gehen. In dieser Zeit sollten wir ein Standortkonzept für eine neue Feuerwache auf dem Landesgartenschaugelände erarbeiten. Das taten wir. Am 7. November 2006 erfolgte dann durch den Gemeinderat die Standortentscheidung mit dem Ergebnis, das man heute dort sehen kann. Eine klare Aufgabenstellung, konzentriertes Arbeiten und ein gutes Ergebnis zeichneten die Qualität unserer Zusammenarbeit aus.“
Kathrin Mutter, Leiterin des Polizeireviers Weil am Rhein: „Wolfgang Dietz bleibt mir und meinem Team besonders in Erinnerung, weil er sehr polizeifreundlich war. Er war ein verlässlicher Partner und Unterstützer aller Blaulichtorganisationen. Besonders war sein Engagement für ein Blaulichtzentrum, das hoffentlich noch verwirklicht werden wird.“
Ralph Lewin, ehemaliger Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt: „Ich habe die Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Dietz sehr geschätzt, ihn als verlässlichen und engagierten Verhandlungspartner erlebt. Trotzdem gab es beim Tram 8, das wir zusammen vorantrieben, auch eine Schrecksekunde für mich: Herr Dietz erreichte mich während meiner Skiferien telefonisch auf der Piste und sagte mir, Weil hätte wegen knapper Finanzen und anderer Projekte – ich glaube es ging um die Feuerwehr – doch praktisch kein Geld für das Tram. Zum Glück rauften sich am Schluss alle Beteiligten zusammen, und die Finanzierung kam fünf vor Zwölf doch noch zustande.“
Gudrun Heute-Bluhm, ehemalige Oberbürgermeisterin von Lörrach: „Es war wohl in den ersten Jahren unserer Zusammenarbeit, als OB Dietz und ich im Zuge der Flächennutzungsplanung über Standortfragen diskutierten. Wolfgang Dietz betrachtete die vom Architekturbüro vorbereitete Karte und seufzte: In Weil werde wohl wieder alles angesiedelt, was „raucht, pufft und stinkt“. Wir Lörracher verstanden gar nicht, wo das Problem liegen sollte, hat Lörrach doch bis heute zu wenig Gewerbefläche. Ihm ging es wohl eher um die Chance, auch zentrale Einrichtungen nach Weil am Rhein zu locken. Spätestens mit der Ansiedlung des Architekturstudiengangs der DHBW auf dem Vitra Campus hat das gemeinsame Oberzentrum nun seine Balance gefunden – eine tolle Chance für beide Städte!“
Jean-Marc Deichtmann, Bürgermeister der Partnerstadt Huningue (Frankreich): „Vor mehreren Jahren hat mich Herr Dietz einmal entmutigt vorgefunden, und er hatte diese einfache aber großartige Idee: ,Weißt Du was? Wir gehen gemeinsam zu Mittag essen!’ Seitdem haben wir, ob gerade ein wenig entmutigt oder überhaupt nicht, die wunderbare Angewohnheit, im Laufe des Jahres ein paar Mittagessen zu teilen, einmal in Weil, einmal bei uns. So sind wir enge Freunde geworden.“
Annette Huber, Hauptamtsleiterin: „Beeindruckt hat mich immer, wenn er seine Stadt vorgestellt hat. Es war nie eine vorgefertigte Standardvorstellung. Es wurde deutlich, wie gut er die Stadt kennt, und wie tief seine Verbundenheit und seine Identifikation mit Weil am Rhein ist.“
Klaus Eberhardt, OB von Rheinfelden und ehemaliger Bürgermeister von Weil am Rhein: „In steter Erinnerung werden mir die Bekenntnisse zu Europa und die intensive Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus Frankreich und der Schweiz bleiben. Die Dreiländerbrücke ist Symbol für diese hervorragende Zusammenarbeit.“
Anja Biechele-Wichert, Sekretärin des Oberbürgermeisters: Gerne erinnere ich mich zurück an die gewonnene „Nikolauswette“, die Herr Mielke vom Nahkauf im Dezember 2005 ausgerufen hatte. OB Dietz war gleich Feuer und Flamme für den guten Zweck und am 10. Dezember standen – ich weiß nicht mehr wie viele – Stadtverwaltungs-Nikoläuse vor dem Nahkauf, und das größte Feuerwehrfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr fuhr voll besetzt mit Feuerwehr-Nikoläusen auf der Hauptstraße vor. Wette gewonnen!
Herr Dietz war aus meiner Sicht nicht nur ein hervorragender Oberbürgermeister, sondern auch ein toller Chef. Ich konnte viel von ihm lernen. Die Zusammenarbeit war geprägt von Respekt, Empathie und Humor.
Frank Sommerhalter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein: „An Herrn Dietz habe ich geschätzt, dass er sich in Krisensituationen voll und ganz hinter uns Einsatzleiter gestellt, uns vertraut und uns aus dem Hintergrund unterstützt hat. Er war sich bei einem grenzüberschreitenden Einsatz mitten in der Nacht und bei Regen nicht zu schade, für mich als Dolmetscher zu tätig zu sein, obwohl er längst wieder ins Bett und in den wohlverdienten Feierabend hätte gehen können. Wenn wir Unterstützung brauchten, haben wir die auch 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr erhalten. Das werden wir ihm nicht vergessen.“
Nicole Sütterlin, Grünen-Gemeinderätin: „Die Präsenz von OB Dietz bei allen möglichen Ereignissen – sei es eine Vernissage im Design Museum am Freitagabend oder die Eröffnung des Weihnachtsmarktes bei Schneeregen überstieg bei Weitem die Pflicht seines Amtes. Das hat mich immer sehr beeindruckt. Auch seine brillante Redekunst, die sich in einem weiten Spektrum von Nachdrücklichkeit und hohem Unterhaltungswert bis zur unangenehm scharfen Wortattacke bewegte. Im Sommer 2022 hielt Ministerpräsident Kretschmann beim Städtetag in Heidelberg eine Rede. Im Anschluss daran hat OB Dietz völlig überraschend jede Zurückhaltung fallen lassen, mich nach vorne geschoben, kurz vorgestellt und ein Erinnerungsfoto von mir und Herrn Kretschmann gemacht. Ich war perplex, diese Dynamik kannte ich bis dahin nicht an OB Dietz! Der wertschätzende Umgang, die Höflichkeit und der Respekt im persönlichen Kontakt mit den Menschen werden mir in Erinnerung bleiben.“
Eugen Katzenstein, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler: „Er war sehr schlagfertig, vor allem bei Anfragen am Ende der Sitzungen. In Erinnerung bleiben wird mir die Antwort auf die Anfrage einer Gemeinderätin, warum keine geschlechtergerechte Schreibweise angewendet werde. Schließlich würden wir es mittlerweile schaffen, auf den Mond zu fliegen. Seine Antwort: Bislang habe noch keine Frau den Mond betreten, aber er kenne genügend Frauen, die er liebend gerne da hochschießen würde. War zwar nicht gerade nett, aber die Antwort kam so spontan und natürlich raus, dass viele von uns nicht nur schmunzeln mussten.“
Thomas Harms, FDP-Fraktionsvorsitzender: „Wolfgang Dietz ist ein Europäer vom Scheitel bis zur Sohle. Bei seiner Verabschiedung in Brüssel waren die Fraktionsvorsitzenden mit dabei. Dort verschaffte er mir Kontakt zum obersten Schweizer Veterinär, der für KiHeV eine Bescheinigung ausstellte, dass die Kühe der Schweizer Kindermilch-Nahrung – einer Spende von Migros – frei von Rinderwahn waren.“
Tonio Paßlick, ehemaliger Kulturamtsleiter: „Mich hat beeindruckt, wie er Besprechungen zielorientiert gestaltet hat, von der Amtsleitersitzung bis zum Vier-Augen-Gespräch. Er hat einem immer das Gefühl gegeben, dass intern vereinbarte Vorgehensweisen seine felsenfeste Unterstützung erhalten. Wofür ich sehr dankbar war, ist die Tatsache, dass er mir freie Hand bei inhaltlichen Entscheidungen gelassen hat. So sieht Vertrauen aus.“
René Winzer, CDU-Gemeinderat: Gerne erinnere ich mich an seine lustige Seite, die Auftritte an der Weiler Rotsuppe der Narrenzunft Wiler Zipfel am Rosenmontag! Immer spitz gegen den Kreis, von ihm das Oberzentrum genannt, oder gegen die Vorgaben der regierenden Partei in Stuttgart. Einmal sagte er: Da hört man den Unterschied, wir sind Badenser und die eben Schwaben!
Armin Schuster, Sächsischer Staatsminister des Inneren aus Weil am Rhein: „Wenn ich eine Gruppe von Studentinnen und Studenten an meiner Verwaltungs-Hochschule in Meißen zusammensetzen würde und ihnen die Frage stellen würde, wie denn der Prototyp eines zukünftigen Oberbürgermeisters aussieht? Sie könnten Stunden oder Tage oder Wochen in Workshops verbringen. Am Ende käme Wolfgang Dietz raus, davon bin ich fest überzeugt.“