Wirklich sehen konnten den König nur die, die vorab eine Sicherheitskontrolle über sich ergehen ließen und auf den Markt vordrangen. Dort bildete sich dann eine dichte Traube um den Monarchen. An einem Imkerstand bekam Charles ein Glas Honig geschenkt und verschenkte kurioserweise selbst ebenfalls ein Glas Honig, so erzählte es der 43-jährige Händler anschließend. "Die Botschaft war schon ganz viele Wochen vorher hier und hat uns vorbereitet", verriet er. Na gut, spontan ist anders.
Strammes Programm
Das gilt natürlich für alle Termine dieses dicht gedrängten Programms. Hunderte Polizeibeamte, Absperrungen, Sicherheitschecks, und dann kommt der König für gerade mal 20 Minuten. Dennoch ist vieles von hoher Symbolkraft. So fuhr Charles nach seiner Rede im Bundestag in das Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtlinge am früheren Flughafen Tegel. Begleitet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach er mit einer geflüchteten Familie, mit Vertretern von Hilfsorganisationen und Helfern. In den Ankunftsräumen ließ er sich den Ablauf bei der Aufnahme von Ukrainern erklären.
Charles setzt bei dieser Reise gezielt Themen - die deutsch-britischen Beziehungen, das Eintreten für gemeinsame Werte, die militärische Kooperation. So erklärt sich auch der Abstecher zum deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon im brandenburgischen Finowfurt. "Deutschland ist das einzige Land weltweit, mit dem das Vereinigte Königreich eine solche gemeinsame Einheit unterhält", sagte Charles im Bundestag.
Die Soldaten führten ihm dann vor, wie sie in Windeseile eine schwimmende Brücke über die Havel-Oder-Wasserstraße zusammenbauten. Auch hier fand Charles Zeit für einige Worte mit den Beteiligten. "Es waren sehr, sehr angeregte und tolle Gespräche, die er geführt hat", sagte der Kommandeur des Bataillons, Stefan Klein.
Besuch eines Ökodorfes
Für Charles' große Verbundenheit zum ökologischen Landbau schließlich stand der Besuch im Ökodorf Brodowin in Brandenburg. Allerdings brachte ein schweres Gewitter dort das sonst so strenge und minutengenaue Protokoll durcheinander. Immerhin schaffte es Charles, wie vorgesehen eine prächtige Queen-Victoria-Torte mit einer Krone anzuschneiden, die in stundenlanger Detailarbeit für ihn gefertigt worden war. Auch der Programmpunkt, selbst Käse herzustellen, passte noch in den Plan. Nur für das Kälbchen-Streicheln war keine Zeit mehr. Der Monarch fuhr ab, das Programm für Tag zwei war zu Ende. Am Freitag fahren Charles und Camilla weiter nach Hamburg.
Charles kommt an
Dass der Staatsbesuch des britischen Monarchen ein Zeichen der Wiederannäherung Großbritanniens an Deutschland nach der Brexit-Entfremdung ist, glaubte immerhin jeder und jede zweite in einer Umfrage des Forschungsinstituts Yougov. 27 Prozent sahen das anders. 24 Prozent machten keine Angabe. Die Werbetour des Monarchen scheint anzukommen, wenn auch noch nicht bei jedem.
So war es dann übrigens auch im Bundestag. Nach der Rede zollten die Abgeordneten dem König stehend Beifall - auch die der Linkspartei, obwohl es aus ihren Reihen vorab zum Teil Kritik an dem Auftritt gegeben hatte. Das hatte am Vorabend aber auch schon die Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali nicht davon abgehalten, zum Staatsbankett zu Ehren der Gäste von der Insel ins Schloss Bellevue zu kommen.