Ärgernis in Liel Die „Klagemauer“ in Schuss bringen

Silke Hartenstein
Die Mängel an der Stützmauer in Liel werden behoben. Foto: Silke Hartenstein

Die Mängel an der Stützmauer entlang der Lieler Ortsdurchfahrt sollen in den kommenden Wochen behoben werden.

Diese Ankündigung macht Dieter Bollinger, Leiter des Baureferats Süd in Bad Säckingen, auf Anfrage unserer Zeitung. Das Baureferat gehört zum Regierungspräsidium (RP) Freiburg, das im Sommer 2024 die rund 30 Meter lange Stützmauer sanieren ließ.

Als im Herbst die Sanierungsarbeiten soweit beendet waren und die durch den Ort führende L 134 nach wochenlanger Sperrung wieder geöffnet wurde für den Autoverkehr, war die Freude erst einmal groß. Schließlich ist es mehr als ein Jahrzehnt her, dass die Gemeinde Schliengen den Antrag auf Stützmauersanierung gestellt hatte. Rasch zeigte sich jedoch: Der Überstand der Abdeckplatten auf der neuen Mauer wurde an einer Stelle nicht erreicht, zudem lief durch die nicht verfugten Lücken zwischen den Abdeckplatten aus Sandstein das Regenwasser die Mauer hinab. Die rötlichen Schlieren in diesen Bereichen sind nicht zu übersehen. Beim Lieler Zunftabend sparte man nicht am Spott über die „Lieler Klagemauer“.

Besprechungen vor Ort

Dem Lieler Ortschaftsrat waren im Herbst die Mängel sofort aufgefallen. „Nicht wie bestellt und ganz schlecht ausgeführt“, sagt der Lieler Bauunternehmer und Schliengener Gemeinderat Bodo Zimmermann dazu. Schliengens Bürgermeister Christian Renkert fotografierte die Mauer und wandte sich an Landratsamt und RP. Da es sich bei der Lieler Ortsdurchfahrt um eine Landstraße handelt, ist hierfür das RP zuständig. Eigentümer der zum Lieler Barockschlösschen gehörenden Mauer wiederum ist das Land Baden-Württemberg.

Wie Renkert auf Anfrage unserer Zeitung sagt, folgten Besprechungen vor Ort. Seit rund drei Wochen sind die Abdeckplatten im betroffenen Bereich der Stützmauer bereits von der Mauer abgelöst. Wie es weiter geht, teilt Baureferatsleiter Bollinger mit: Im betroffenen Bereich der Stützmauer werden acht bis zehn der Abdeckplatten herunter genommen, nachbearbeitet und sodann neu gesetzt. Erst dann kann die Verfugung der Abdeckplatten mit Zementmörtel erfolgen. Für den Beginn dieser Arbeiten habe man warten müssen, bis die Temperaturen auch nachts oberhalb von fünf Grad Celsius liegen.

Abnahme noch nicht erfolgt

„Das Erscheinungsbild ist etwas getrübt“, sagt Bollinger zu den Schlieren auf der Mauer. Das sei jedoch nicht tragisch, da die bereits verputzte Mauer noch einen letzten Anstrich erhalte. Eine Abnahme der Arbeiten sei aufgrund der festgestellten Mängel noch nicht erfolgt. Die für die Mängel verantwortliche Firma erhalte für die Behebung dieser keine Vergütung. Renkert rechnet nicht mit einer weiteren Straßensperrung infolge der Ausbesserungsarbeiten. Der in die Mauer eingelassene Barock-anmutende Brunnen wird laut Bollinger noch gesäubert. Dort müsse auch der Auslaufhahn instandgesetzt werden, stellt Renkert fest.

Rund um den Brunnen herum müsse eine Fuge verbleiben, ergänzt Zimmermann. Er sei nicht damit zufrieden, dass der Brunnen nunmehr knapp 30 Zentimeter tief in der Mauer „verschwunden“ ist. Dazu sei es gekommen, sagt Zimmermann, weil das Denkmalamt den Erhalt der alten Stützmauer verfügt habe. Somit sei die neue Mauer vornedran gesetzt worden. Dass man von der im vergangenen Sommer noch geplanten Verkleidung der Mauer mit Steinplatten abgekommen ist, ärgert ihn wenig – doch dass man stattdessen einen modernen Spritzputz aufbrachte, findet er an dieser historischen Stelle unpassend. Generell ist Zimmermanns Begeisterung gebremst, was die Ausführung der mit 870 000 Euro angesetzten Arbeiten betrifft. Auch wenn der Gemeinde keine Kosten entstanden seien, handle es sich doch um Steuergelder, lautet seine Kritik.

Ein Schrammbord geschaffen

Im Zuge der Bauarbeiten wurde zur Dorfmitte hin auch ein durchgehendes Schrammbord geschaffen – kein Gehweg, sondern ein schmaler Bereich, auf den Passanten bei Bedarf ausweichen können. Die Böschung oberhalb davon hatte sich in den Jahren vor den Bauarbeiten zum „Miniatur-Dschungel“ entwickelt. Nun sprießen dort junge Pflanzen und dicke Brombeertriebe aus dem Boden.

Wer für die Böschungspflege zuständig ist, darüber sind die Meinungen geteilt: Laut Zimmermann ist es der Landkreis Lörrach, laut Bollinger und Renkert sind es die privaten Eigentümer. Hierfür legt Renkert den Lageplan des Grenzverlaufs vor: Die Privatgrundstücke reichen fast bis zum Straßenkörper.

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