Aitern Das Mysterium des Schwarzwaldhofs

Gerald Nill
Der Maler Ludger Schäfer mit einem seiner Bilder vor einem charakteristischen Schwarzwaldhof im oberen Wiesental in Multen. Der Verlag Art + Weise hat gerade einen Bildband über den Künstler herausgebracht. Foto: Gerald Nill

Kunst: Der Maler Ludger Schäfer interpretiert die traditionellen Behausungen der Region jenseits aller Klischees

In der zeitgenössischen Malerei gibt es ein Wiedersehen mit einem altbekannten Motiv: dem urigen Schwarzwaldhof. Das einst ins Klischeehafte abgerutschte Sujet wird bei Ludger Schäfer neu interpretiert und findet bei der Kundschaft bis in die Schweiz eine wachsende Nachfrage. Diese dürfte jetzt noch einmal einen Schub erhalten, weil der Kunstverlag Art + Weise dem Künstler aus dem Rebland aktuell einen eigenen Bildband gewidmet hat.

Von Gerald Nill

Oberes Wiesental. „Zwischen Himmel und Erde“ heißt das Buch, das einen Querschnitt aus dem malerischen Schaffen des 61-jährigen Malers zeigt. Ein treffender Titel, der auch die Grenzlage des eigenen Hofes von Ludger Schäfer in den Weinbergen zwischen Oberrheingraben und Schwarzwald einbezieht. Von diesem Ausgangspunkt hat der gebürtige Nordrhein-Westfale die Wahl zu kreativen Streifzügen in der Ebene wie auch im Hochschwarzwald. „Es ist die Landschaft am Oberrhein mit ihren intensiven Farben, zwischen Schwarzwald und Vogesen, die mich immer wieder beeindruckt“, bekennt der Maler.

„Es gibt zahllose Fotobildbände über die wunderschöne Landschaft an Oberrhein und Schwarzwald, aber keinen Bildband mit Malerei“, weist der Künstler auf die Besonderheit der Neuerscheinung hin.

Wie könnte man eine Wahlheimat besser erfahren als mit dem Fahrrad? Ludger Schäfer sammelt dabei Eindrücke und verarbeitete sie anschließend aus der Erinnerung in seinem Atelier in Britzingen.

Zwei Motive tauchen bei Ludger Schäfer immer wieder auf: Zum einen die flache Ebene, die in der Sommerhitze brütet, mit schnurgeraden Reihen einer landwirtschaftlichen Kulturfläche, expressionistisch in Gelb-Rot-Orange gehalten mit einem schwülen Gewitterhimmel, dem Schäfer gerne noch etwas Lös oder Sägemehl beimischt, um die Reliefstrukturen noch dreidimensionaler und kräftiger wirken zu lassen.

Zum anderen hat der Künstler die kühle Frische des Hochschwarzwalds zu seinem Lieblingsmotiv weiterentwickelt. Zu einem Sinnbild der weltweit bekannten Region ist der Schwarzwaldhof geworden, der bei Schäfer immer wiederkehrt. Aber seine Interpretation liegt fernab vom Kitsch eines röhrendem Hirsches, hat nichts mit Bollenhut und Kirschtorte zu tun. Der Maler abstrahiert und reduziert das Sujet auf das Wesentliche: Form und Farbe, Licht und Stimmung. „Das Licht und seine Verteilung im Bildraum lässt sich über die reflektierenden Flächen der Dachneigung gut steuern“, bestätigt der Künstler im Interview. „Licht bildet einen zentralen Aspekt meiner Bildgestaltung.“

Zu sehen ist ein durch Schnee und Sonnenschein leuchtendes wuchtiges Dach, darunter ein dunkler Schatten, wodurch der beinahe archetypisch anmutenden Behausung das Mysterium des Unausgesprochenen belassen wird. Kein Weg, kein Zaun, kein Mensch stört. „Das tief herunter gezogene und weit überragende Walmdach verheimlicht den in völliger Dunkelheit verschwundenen Baukörper des Hauses“, beschreibt der Künstler. Damit bleibt Raum für Phantasie.

Schäfers Kritiker Hans-Dieter Fronz hat recht, wenn er sagt: „Darin wandelt sich die Landschaft zum Spiegel des Inneren, der Seelenlandschaft.“ Der Verzicht auf Naturtreue kann die Ausdruckskraft der Bilder noch steigern. Einzig die Wirkung des Bildes zählt. Schäfer untertreibt, wenn er sagt: „Die Kunst des Malens ist die Kunst des Weglassens.“

Da trifft es schon eher die Würdigung des Herausgebers und Verlegers Peter Martens, der über Schäfer schreibt: „So entstehen analoge und abstrakte, chiffrierte Bilder in Demut vor der Natur, die es versteht mit Meisterhand zu jeder Tageszeit, zu jeder Jahreszeit, im grauen Nebel wie im grellen Sonnenschein, von der Senke des Flusstales bis hoch zur Bergspitze in sich stimmige, harmonische Formen und Farben im Einklang zu komponieren.“

Ludger Schäfer wurde 1961 in Hückeswagen im Bergischen Land, NRW, geboren, absolvierte in Freiburg eine Ausbildung zum Bildhauer und studierte Malerei und Grafik bei Raul Bustamante und Nelson Leiva. Weitere Infos: www.ludgerschaefer.de.

Das Buch über Schäfer erschien bei Art und Weise, Herausgeber Peter Martens, 132 Seiten mit vielen Abbildungen und Begleittexten, Preis 25 Euro. ISBN 978-3-946225-04-1.

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