Der Motettenchor Lörrach unter Leitung von Joss Reinicke beim Weihnachtskonzert mit den Solisten Carlotta Lipski und Florian Cramer Foto: Jürgen Scharf
Anspruchsvolle Weihnachtsmusik erklingt beim Weihnachtskonzert „In dulci jubilo“ des Motettenchors Lörrach in der vollbesetzten Fridolinskirche. Erstmals ist auch ein Mitsingchor dabei.
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In dem großen musikalischen Angebot weihnachtlicher Chormusik ragt das Konzert des Motettenchors mit geistlichen Werken heraus. Es verdient eine besondere Würdigung, denn auf dem Programm standen mit Vivaldis barocker Prachtentfaltung des „Magnificats“, Heinrich Schütz’ pastoraler Stimmung der „Weihnachtshistorie“ und Bibers erster Rosenkranzsonate bis hin zu kleineren Sätzen wie Buxtehudes „In dulci jubilo“ und einem Bachchoral aus dem Weihnachtsoratorium bedeutende Werke der sakralen Literatur.
Joss Reinicke, der sehr ambitionierte Leiter des Motettenchors, spannte damit den Bogen von einem Luther-Choral in der Fassung von Lucas Osiander aus dem 16. Jahrhundert, der in das Mysterium von Weihnachten einführte, über die festliche Farbigkeit in Vivaldis Vertonung des Magnificats in der Urfassung und den dichten Satz bei Schütz, dem größten deutschen Musikdramatiker des Frühbarock, bis hin zu Kirchenmusik von empfindlichem romantischem Ausdruck.
Herausragende Leistung
Das alles in einem ausgeglichenen Gesamtklang darzubieten, war schon eine herausragende Leistung.
Der Chor artikulierte deutlich, das Magnificat wurde geradezu prachtvoll gesungen und musiziert, mit viel chorischer Dynamik. Der Motettenchor ließ es an barocker Pracht und Intensität nicht fehlen; hier wurde wirklich barocke Sangespracht vorgeführt.
Schütz’ „Historia der Geburt Jesu Christi“, die leicht gekürzt war, wurde klangvoll und lebendig gesungen in sehr kunstfertigem Stil und einer plastischen Darstellung, die das biblische Geschehen bildhaft vor Ohren führte. Dabei ließ Reinicke die als Gesangspartien angelegten Rollen der drei Weisen aus dem Morgenlande (Tenöre), der jungen Hirten (Altstimmen) sowie der Hohenpriester und Schriftgelehrten (Bässe) nur sprechen, was auch eine Besonderheit dieser Aufführung war.
In den beiden Hauptwerken präsentierten sich die drei Solisten, die Sopranistin Natalie Beck, die Mezzosopranistin Carlotta Lipski und der Tenor Florian Cramer, in ihren Partien mit größtmöglicher Intensität. Den Evangelistenpart in der Weihnachtshistorie meisterte Cramer mit großer Textverständlichkeit und flexibler Stimmführung.
Mit den Gastsängern
Mit dem Mitsingchor, knapp 30 Choristen aus Lörrach um Umgebung, die sich in den Chorälen zum Motettenchor gesellen, setzte der Chorleiter eine neue und durchaus interessante und klanglich bereichernde Idee um. Zusammen mit den Gastsängern entstand in dieser großen Besetzung ein satter Chorklang. Überhaupt gefiel Reinickes spannende Dramaturgie von Polyphonie und Raumklang, von klanglicher Schönheit, Pracht und Kontemplation, die der hervorragend instruierte Chor unter seiner umsichtigen Leitung erreicht.
Die beiden Solistinnen Natalie Beck und Carlotta Lipski. Foto: Jürgen Scharf
Diese packende Abenddramaturgie des vokalen Ausdrucks kam der barocken Klangarchitektur entgegen und wurde gerade zu Beginn in der adventlichen Einstimmung mit Sängern an den beiden Seiten im Kirchenschiff perspektivisch stimmig eingefangen.
Warm getönte Instrumente
Zu der expressiven Tongebung der Sänger kamen als weiteres Standbein die warm getönten Instrumente des mit der Stilistik vertrauten Barockensembles des Motettenchors hinzu. Eine spezielle Klangrede ereignete sich, als die erste Geigerin Hannah Wagner und der Lautenist Francesco Zoccali an der Theorbe Bibers erste Rosenkranzsonate als Solisten interpretieren und dem Publikum damit ein Werk des Hochbarocks einfühlsam nahebringen.
Chor und Instrumentalisten hielten sich mit erfreulich hohem Sing- und Spielniveau nicht allein im Barock auf; auch Joss Reinickes eigenes, eingängiges Lied „Advent“, die Vertonung eines Gedichts von Rilke, fügte sich in seiner romantischen Tradition harmonisch in das Weihnachtsgefüge.
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