Wenn in Zukunft die ICE-Züge auf der ausgebauten Trasse der Rheintalbahn 200 bis 230 statt 250 Stundenkilometer fahren würden, wäre ein ganzes Bündel von Problemen, die mit dem Ausbau verbunden sind, zu lösen. Das berichtete Bürgermeister Fritz Deutschmann im Auggener Gemeinderat. Von Dorothee Philipp Auggen. Das Gremium hatte vor einiger Zeit eine fortlaufende Berichterstattung zum Thema Bahn in jeder öffentlichen Ratssitzung beschlossen. Die alten Gleise könnten weiter verwendet werden und müssten nicht im laufenden Betrieb kostenaufwändig komplett erneuert werden, der Lärmschutz erfordere weniger Aufwand. „Würde Kosten für Tieflage weitgehend abdecken“ Das Geld, das dadurch frei würde, würde die Kosten für eine Tieflage weitgehend abdecken. Jetzt geht es darum, in einem neutralen Gutachten zu klären, ob tatsächlich die Notwendigkeit besteht, auf der Strecke zwischen Buggingen und dem Katzenbergtunnel diese Höchstgeschwindigkeit zu fahren. Das Gutachten betrifft auch andere vom Bahnausbau betroffene Kommunen, deswegen hat sich der Dachverband der Bürgerinitiativen, IG BOHR, bereit erklärt, sich an dessen Finanzierung zu beteiligen. Den Berechnungen des BBM zufolge liegt der Zeitgewinn bei Tempo 250 bei gerade acht Sekunden. Wie Diplom-Ingenieur Axel Baßler, der ehrenamtliche technische Berater der Gemeinde, zum Thema Bahnausbau erklärte, sprechen mehrere Gründe gegen Tempo 250 auf dem betreffenden Planungsabschnitt: Ein ICE brauche, um von 200 auf 250 Stundenkilometer zu beschleunigen, eine Strecke von 11,8 Kilometern und habe dann auch einen entsprechend längeren Bremsweg. Der Verlauf der Trasse mit der Eschbacher Kurve und dem geplanten Überwerfungsbauwerk südlich von Buggingen lasse die Höchstgeschwindigkeit lediglich auf einem sehr kurzen Abschnitt zu. Auch unter klimapolitischen Aspekten des erhöhten Energieverbrauchs müsse diese Sachlage untersucht werden, sagte Baßler. Schon jetzt zeichne sich bei der Bahn eine Trendwende weg von Höchstgeschwindigkeiten hin zu mehr Pünktlichkeit ab, und die neue Generation der ICE-Züge sei schon gar nicht mehr auf solche Hochgeschwindigkeiten ausgelegt: Fahren mehr Züge pünktlich, beträgt die Zeitersparnis für die Reisenden ein Vielfaches der errechneten acht Sekunden. „Bahn bricht Argumentationskette weg“ Baßler betonte auch, dass die immer wieder ins Feld geführte Koppelung der EU-Zuschüsse an Trassen mit Höchstgeschwindigkeit 250 eine Falschinformation sei. Das hat der bahnpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, erst vor wenigen Tagen im Bundestag vorgebracht. „Der Bahn bricht langsam die Argumentationskette zusammen“, kommentierte Baßler die neue Entwicklung. Und genau hier sollte man jetzt nachfassen. Das hat die Gemeinde Auggen auch getan, unter anderem durch eine Anfrage, ob bereits ein neutrales Gutachten zur Überprüfung der Notwendigkeit von Tempo 250 auf dem betreffenden Planfeststellungsabschnitt stattgefunden hat. Der Verteiler umfasst neben dem Ministerpräsidenten, den betreffenden Ministerien und den regionalen Ebenen wie Regierungspräsidium, Landkreis und Regionalverband auch alle Parlamentarier, die sich vor der Landtagswahl für das Müllheimer / Auggener Thema interessiert und entsprechende Versprechungen abgegeben haben. Dass sich die Bahn gegen ein Gutachten sträubt, das die Notwendigkeit von Tempo 250 widerlegen könnte, sei verständlich unter dem Gesichtspunkt, dass damit ein Präzedenzfall auch für andere Gegenden in Deutschland geschaffen werde, sagte Deutschmann.