Nach Norden. Erstmal im Deutschsprachigen Raum aber später möchte ich noch nach Skandinavien.
Welche Regeln gelten für einen Wandergesellen? Was darfst du alles mitnehmen?
Ganz wichtig: Ich muss mich immer so Verhalten, dass ich meinen Mitbrüdern und unserem Ruf als Wandergesellen nicht schade. Außerdem darf ich eine Bannmeile von 50 Kilometern (Radius) um meinen Ausbildungsbetrieb nicht betreten. Mitnehmen werde ich nur das Allernötigste, denn Ich muss ja alles tragen. Nicht im Rucksack wohlgemerkt, sondern in ein Tuch, genannt „Charlottenburger“ oder kurz „Charlie“, eingeschlagen.
Als Musiker spielst du in der Bergmannskapelle Tuba, nimmst du das Instrument mit auf die Reise, oder sattelst du solange auf Mundharmonika um?
Nein, wohl eher nicht. Fürs Erste werde ich mich aufs Singen verlegen.
Du bist in deiner Freizeit in der Jugendarbeit und im Wasserrettungsdienst der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aktiv. Werden dir deine Hobbys fehlen?
Ich werde mich zwar viel bewegen, da ich ja wandernd unterwegs bin, aber speziell das Schwimmen wird mir schon fehlen.
Du darfst drei Jahre und einen Tag nicht näher als 50 Kilometer an dein Zuhause. Wie hältst du Kontakt zu Familie und Freunden?
Die gute alte Postkarte wird da gute Dienste leisten. Öffentliche Münzfernsprecher gibt es ja auch noch, und wenn ich die Möglichkeit habe, einen Computer zu nutzen, schreibe ich E-Mails.
In sieben Monaten steht Weihnachten vor der Tür. Weißt du schon, wie du Weihnachten feiern wirst?
Nein, vermutlich mit anderen Wandergesellen.
Wie sehen deine weiteren Pläne aus, kehrst du in drei Jahren zu deinem Lehrbetrieb zurück? Willst du dann die Meisterschule besuchen?
Das wird sich zeigen, aber die Meisterschule will ich auf jeden Fall absolvieren.
Zur Person
Der 20-jährige Steinmetz stammt aus Buggingen-Seefelden. Nach der mittleren Reife an der Mathias-von-Neuenburg-Realschule hat er von September 2013 bis Juli 2016 im Steinmetzbetrieb Johannnes Abel in Auggen eine Ausbildung zum Steinmetz absolviert.
Info
Der Begriff Walz oder Tippelei bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach der Freisprechung. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. Ein Handwerker, der sich auf dieser traditionellen Wanderschaft befindet, wird als Fremdgeschriebener oder Fremder bezeichnet. Im Jahr 2015 wurde die Walz von der Unesco in die Liste des immaterielen Weltkulturerbes aufgenommen.