Während der Sommerferien bietet das Team von Weltle den Kindern eine Ferienwoche in Frankreich an. Dann wird ein großes Haus in den Vogesen gemietet, in dem die Gruppen „unter und über zwölf Jahren“ Urlaub machen. Diesen „Luxus“ finanzieren Weltle und seine Mutter Erika, die Gründerin der Einrichtung, weitgehend aus eigenen Mitteln. Das Geld, das für die Heimkinder vom Amt bezahlt wird, reiche hierfür bei weitem nicht.
Vorbereitung auf’s Flüggewerden
Das Betreuerteam der „Villa Kunterbunt“ bereitet die älteren Teenager aufs Flüggewerden vor. Hierfür stehen drei Apartments zur Verfügung, in denen die Jugendlichen den „Absprung ins richtige Leben“ in Zweier-WGs erproben. Sie müssen ihre Wohnung selber putzen, die Wäsche waschen und sich auch selbst versorgen. Die Betreuer unterstützen Jugendliche beim Bewerben um einen Ausbildungs- oder Studienplatz und bei der Wohnungssuche.
Die „Ehemaligen“ halten Kontakt zu ihrem früheren Zuhause und berichten, was aus ihnen geworden ist. Ein Junge studiert Biologie, zwei Mädels arbeiten im Einzelhandel und als Arzthelferin und ein Mädchen, das in der „Villa Kunterbunt“ aufgewachsen ist, durchläuft jetzt hier eine Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin.
Dirk Weltle, Leiter und Mitinhaber der „Villa Kunterbunt“, erinnert sich an die Anfänge. Er und seine Schwester Sara seien immer mit Pflegekindern aufgewachsen. „Ich kenne es gar nicht anders, bei uns war immer etwas los“, erzählt er. Seine Mutter Erika kümmerte sich rund um die Uhr um den Haushalt, Vater Artur arbeitete als Koch. Als in einer Spitzenzeit acht Pflegekinder im Haus wohnten, ermunterte das Jugendamt Erika und Artur Weltle, die Pflege professionell zu betreiben. So machte sich die Familie auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Im Mittleren Weg in Auggen stand eine ehemalige Baumschule zum Verkauf. „Und auf diesem verwilderten Gelände wurde 2001 unser Kinderheim gebaut“, erzählt er. 2010 stiegen Sara und Dirk mit ein ins Geschäft. Der ebenfalls gelernte Koch absolvierte eine zweite Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher. Als die Mutter 2011 schwer erkrankte und der Vater ein Jahr später starb, übernahm das Geschwister-Team die Leitung. Die Einrichtung finanziert sich über die Gelder, die das Jugendamt für die Unterbringung der Kinder bezahlt. Unterstützung kommt regelmäßig vom Verein „Markgräfler Kinderhilfe“, der die Zahnarztrechnungen übernimmt und auch die Zuzahlung für Brillen.