Auggen Männerchor mit Anziehungskraft

Alexander Anlicker
Für die Bärenwirte Michael und Sina Storm machten die Sänger des Chors „Sorgenbrecher“ eine Ausnahme und sangen als Dankeschön für die herzliche Aufnahme im „Bären“ ein Ständchen bei deren Hochzeit.                                                                                                                                                                                                            Foto: zVg/Jolanta Niemann

Die „Sorgenbrecher“ sind eine Institution in Auggen

Viele Männerchöre müssen sich mangels Nachwuchses auflösen. Im Winzerdorf Auggen ist vor zehn Jahren ein neuer Männerchor gegründet worden. Die „Sorgenbrecher“ zählen 65 Sänger und ein Durchschnittsalter von 55 Jahren.

Von Alexander Anlicker

Auggen - Die Sänger Gerhard Danner und Axel Baßler blicken anlässlich des runden Geburtstags der „Sorgenbrecher“ im Gespräch mit unserer Zeitung auf die vergangenen zehn Jahre zurück.

Die Sorgenbrecher seien aus einer Stammtischlaune heraus entstanden, berichten sie. Im Fass fand damals die Singstunde des Gemischten Chors des Gesangvereins statt. Am Stammtisch entstand die Idee, einen Projektchor zu gründen. Helmut Schwitalla, der damalige Dirigent des Gesangvereins, erklärte sich bereit den Chor zu leiten, sollten sich 20 Männer finden.

Bruno Kiefer war damals die treibende Kraft, erklärt Axel Baßler. Ganz ohne soziale Medien habe er potenzielle Sänger von Angesicht zu Angesicht angesprochen. Mit Erfolg: Zur ersten Probe im Mai 2012 waren 45 Sänger gekommen, ergänzt Danner. Vier Lieder wurden einstudiert, und im Juli hatten die „Sorgenbrecher“ ihre ersten beiden Auftritte, zunächst beim Sommerfest des Gesangvereins im Auggener Pfarrgarten und gleich anschließend beim Hoffest im Weingut Lämmlin-Schindler in Mauchen. Die Dörfer Auggen und Mauchen stellen zusammen knapp die Hälfte der aktuell rund 65 Sänger. Der Projektchor hat soviel Eigendynamik entwickelt, dass nach den ersten Auftritten unter der Leitung von Helmut Schwitalla weitergemacht wurde. Mittlerweile kommen die Sänger aus der gesamten Region, aus Wintersweiler im Süden über Bad Krozingen bis nach Herbolzheim im Norden. Selbst aus dem elässischen Mulhouse kommen Mitglieder

Schlanke Strukturen

Nachdem Helmut Schwitalla altersbedingt aufgehört hatte, hat Birgit Rohne aus Mauchen die Leitung des Chors übernommen, als eine von zwei Frauen des Chors. Die zweite ist Melanie Muser, welche die Fäden im Hintergrund zieht: Auftritte organisiert, per E-Mail und WhatsApp zu Proben und Auftritten einlädt sowie den Facebook-Auftritt betreut.

Der Name „Sorgenbrecher“ geht auf freundschaftliche Beziehungen zu einem gleichnamigen Stammtisch eines Gesangvereins in Villingen-Schwenningen zurück. Der Auggener Küfermeister Willi Hess hatte sich in den 1960er Jahren dort familiär niedergelassen und war Mitglied in einem Gesangverein, dessen Stammtischmitglieder sich „Die Sorgenbrecher“ nannten. Der Stammtisch pflegte einen sehr freundschaftlichen und regen Kontakt zu Sängerfamilien aus dem Winzerdorf.

So war man sich in Auggen sehr schnell einig, dass der Projektchor 2012 in Auggen nach dieser Vereinigung benannt werden sollte.

Das Erfolgsgeheimnis seien die schlanken Strukturen, erklärt Axel Baßler. Die Sorgenbrecher sind kein Verein mit Vorstand. Geprobt wird nur alle 14 Tage. Es gibt maximal fünf Auftritte im Jahr und man verzichtet auf Hocks und Feste, um Geld in die Kasse zu bringen.

Klassisches Liedgut

Eine Rolle spielt auch die Liedauswahl. „Wir spielen ausschließlich klassisches deutsches Liedgut“, sagt Gerhard Danner. Dazu zählen allerdings auch Schlager wie „Fürstenfeld“. „Einfach Lieder, die man heute selten hört“, ergänzt Baßler. Wie es sich für einen Chor aus einem Winzerdorf gehört, umfasst das Repertoire auch Weinlieder wie „Weiß ein Fass in einem tiefen Keller“.

Auch Ständchen zu runden Geburtstagen oder Goldenen Hochzeiten gibt es nicht. Gesungen wird nur, wenn ein aktiver Sänger verstirbt. Eine Ausnahme machten die Sänger bei der Hochzeit der Bärenwirte Michael und Sina Storm. Als Dank für die herzliche Aufnahme im „Bären“, wo jeden zweiten Mittwoch im Nebenzimmer geprobt wird. Zuvor waren die „Sorgenbrecher“ im „Fass“ und dann zwei Jahre im Sitzungssaal des Rathauses untergekommen.

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