Auggen Schlawinergilde feiert famosen Zunftabend

Alexander Anlicker

Auch nach mehr als 50 Jahren sorgt die Auggener Schlawinergilde mit ihren Zunftabenden für gute Laune.

Flotte Tänze, witzige Hexen und Rinder sowie geschliffene und freche Spitzen in der Bütt: Nach eigentlich mehr als 50 Jahren war es – coronabedingt – erst der 48. Schlawinerabend. Aber das Fasnachtsurgestein Gerda Reinecker konnte dennoch ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Gekonnt schenkte sie den Schlawinern ebenso ein, wie Klimaklebern, Bürgermeistern und Pfarrern.

„Als Gesprächsstofflieferant döe ich ihn lobe“, dankte sie Alt-Bürgermeister Fritz Deutschmann. Sie analysierte die Bürgermeisterwahl 2021, die im ersten Wahlgang entschieden wurde. Die Wahl ging so schnell, dass der Winzerkeller nicht einmal das obligatorische Fass Wii parat hatte, stellte sie fest. Positiv bemerkte sie, dass das Winzerfest wieder über das Rathaus organisiert wird. Allerdings rüffelte sie Rathauschef Ulli Waldkirch, dass beim Winzerfest die Deutschlandflagge am Rathaus verkehrt herum hing. Und Pfarrer Gernot Schulze-Wegener wies sie darauf hin, dass er Pfarrer von Auggen und Schliengen ist, aber nicht von Neuenburg. Dieser hatte bei der Ankündigung der Narrenmesse ein Foto der Neuenburger „Rhiischnooge“ im Gemeindeblättle abgedruckt.

Waldkirch soll von Feldberg in die Weinperle umziehen

Das der Pfarrer Spaß versteht und auch ein begnadeter Büttenredner ist, bewies er gleich zu Beginn des Zunftabends, wo er als Protokollchef in die Fußstapfen von Alt-Bürgermeister Albert Gamb getreten ist. „Klima, Krieg und Katar“ standen im Mittelpunkt seines närrischen Prologs. Putin sei „kein Präsident, sondern ein Massenmörder“, nannte er die Dinge beim Namen und kritisierte das zögerliche Verhalten der Bundesregierung: „Lambrecht denkt, das geht famos und schickt 5000 Helme los.“

Auch die aufgedeckten Umsturzpläne von rechten Reichsbürgern nahm er ins Visier: „Diese Rechten sind keine Patrioten, sondern Vollidioten.“ Weiter ging es mit Energiekrise, Lützerath und Letzter Generation: „Es ist und bleibt ne Sauerei, das Klima rettet kein Kartoffelbrei.“ Bürgermeister Waldkirch, der immer noch in Feldberg wohnt, schlug er vor, die Weinperle in Hach zu renovieren.

„Ich hab kei Bock meh“, klagte Teenager Lou Golay in der Bütt. „Ei Johr het mer uns iigsperrt. Mit Online-Unterricht wäre mir ploogt, de ganze Tag vor äm, Computer ghockt“, blickte sie auf die Pandemie zurück. Auch ihre Schwester begeisterte einmal mehr im einem frei vorgetragenen Auftritt in der Bütt und berichtete von ihren Erlebnissen als Notfallsanitäterin.

Und Mutter Beate Golay hatte mit Ruthild Muser einen magischen Auftritt als zwei sexy Hexen. Wortgewandt und komisch auch der Auftritt von Elke Muser als sexy Kuh. „Auggener Maidle sind zu teuer, wegen dem Augenaufschlag“, spotteten „Die Zwei“ (Reinhard Freudig und Hans Baumer) im Gespräch mit Melli Muser.

Bürgermeister singt als der Wendler „Atemlos“

Seine Premiere in der Bütt feierte Bürgermeister Ulli Waldkirch als Schlagerstar Michael Wendler und gab mit „Atemlos“, „99 Luftballons“, „Ein Stern“, „Geld, Geld, Geld“ und „Biene Maja“ seine Gesangskünste zum Besten. „Die Soldaten gehn heim zu ihre Familie, de Putin nach Sibirie“, sagte Waldkich. Eine tolle Sache fand er den Insektenschutz mit Blumenwiesen, wunderte sich jedoch, dass man die Insekten jetzt ins Essen mischt.

Höhepunkt war der Auftritt von Mike Muser, der nach Obama und Trump in diesem Jahr als King Charles III das Publikum begeisterte. Er stellte sich als „König von den komischen Inselaffen, die keinen Bock auf Europa haben, die nicht kochen und keine Elfmeter schießen können“ vor. Seine bitterste Rede habe er bei der Eröffnung der Landesgartenschau in Neuenburg halten müssen. Den LGS-Song „Blumen blühn in Neuenburg“ bezeichnete er als „bloody Bullshit“ und meinte „Life is no Ponyfarm“. „Der Messias, der aus dem Feldberger Paradies kam, sorgt am Montagmorgen schon für mehr Stimmung im Auggener Rathaus als am Freitagabend beim Zunftabend der Müllemer Hudeli“, schoss er auch spitze Pfeile in Richtung Rathaus und nach Müllheim. Und an den scheidenden Winzerkeller-Chef Thomas Basler gerichtet, meinte Charles III: „65 Years ist kein Alter, in dem Alter war ich noch Auszubildender.“

Glanzlichter waren einmal mehr die hochkarätigen Tanzauftritte, angefangen bei der Garde mit einem fetzigen Gardemarsch und dem Showtanz „Maverick“, einem flotten Hästanz der „Schoppeglasschlotzer“ sowie einem glitzernden Tanz des Schlawinerrats. Zwischendurch klebten sich die „Schorlekleber“ Sebastian Falk und Tobias Meier auf die Bühne, um für günstigere Schorlepreise zu demonstrieren.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading