Auggen Sofortiger Baustopp gefordert

Alexander Anlicker
Etwa 200 Bürger nahmen an der Demonstration teil. Foto: Alexander Anlicker

Bahn: Prostest gegen geplante Lärmschutzmauern. Bürgerinitiativen werben für eigenes Modell.

Auggen - „Tieflage“, „Baustopp“ und „Bürger hören“ schallte es am Samstag in Auggen aus rund 200 Kehlen. Das Bürgerbündnis Bahn Markgräflerland (BBM) und die Bürgerinitiative MUT (Menschen und umweltschonenden DB-Trasse) hatten zur Protestaktion am Modell der „Monstermauer“ – wie die Bürgerinitiativen die geplante Lärmschutzwand nennen – eingeladen.

Der geplante Ausbau der Rheintalbahn bewegt nach wie vor die Gemüter im Markgräflerland. Mit dem rechtsgültigen Planfeststellungsbeschluss hat die Bahn das Baurecht für den Planfeststellungsabschnitt 9.0 zwischen Auggen und Hügelheim. Projektbeirat und Bundestag haben der Region den Vollschutz in Sachen Bahnlärm versprochen, das heißt aktiven statt passiven Lärmschutz.

Die Bahn will dies mit bis zu 7,40 Meter hohen Lärmschutzwänden verwirklichen. Allerdings sind diese nicht Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses, so dass ein Planergänzungsverfahren auf den Weg gebracht werden muss.

Dessen Ausgang sei jedoch völlig offen, heißt es seitens des BBM und der MUT. Die Frage sei, ob die Lärmschutzwände überhaupt genehmigungsfähig seien, erklärt Axel Baßler. Halten die Lärmschutzwände mit einer Wandfläche von rund 65 000 Quadratmetern einem Sturm stand? Welche Auswirkungen hat die Mauer auf das Kleinklima? Baßler verweist unter anderem auf die Obstbäume und die Reben. „Die Bahn baut und schafft Fakten“, stellt er fest und fürchtet, dass der versprochene Vollschutz am Ende gar nicht kommt, weil er nicht realisierbar oder zu teuer ist.

„Am Ende sind die Menschen in Müllheim, Hügelheim und Auggen die Gelackmeierten“, bringt es Roland Diehl, MUT-Vorstand und Sprecher der Interessengemeinschaft Bahnprotest an Ober- und Hochrhein (IG BOHR) auf den Punkt. Er fordert deshalb einen sofortigen Baustopp der Bahn. „Wir wollen zuerst geklärt wissen, wie der Vollschutz aussieht, wie er realisiert werden soll und was er kostet“, betont Diehl.

Der Hügelheimer Ortsvorsteher Martin Bürgelin fügte hinzu, dass alles was gebaut wird, auch wesentlichen Einfluss auf die Planungen des Knotens Hügelheim habe. Der Ortschaftsrat fordere daher ebenfalls einen sofortigen Baustopp.

Die Bahn treibe das Planergänzungsverfahren bewusst nicht voran, weil sie wohl wisse, dass die von ihr vorgeschlagenen Lärmschutzwände nicht genehmigungsfähig seien, vermutet Gerhard Kaiser. Sonst, sagt Kaiser, würden die Bahnmitarbeiter in Auggen bei betroffenen Anwohnern nicht von Haus zu Haus gehen und für passiven Lärmschutz (Lärmschutzfenster und Lüfter) werben.

„Schlanke optimierte Kernforderung 6“

Mit der von der Bürgerinitiative vorgeschlagenen „schlanken optimierten Kernforderung 6“ (soKF 6) werde der Vollschutz erreicht. Die Bahn habe mit immer mehr Vorschlägen und Wünschen von zusätzlicher Infrastruktur die Bürgertrasse im Bereich von Hügelheim bis Auggen künstlich verteuert. Die soKF 6 funktioniere auch ohne die von der Bahn vorgeschlagenen Veränderungen, so Kaiser. Anders als bei der Antragstrasse der Bahn könnten sogar 64 Züge am Tag mehr durch das Nadelöhr Katzenbergtunnel geleitet werden. Auch die Anbindung an den Schweizer Taktverkehr sei problemlos möglich.

Die soKF 6 koste rund 474,4 Millionen Euro, die Antragstrasse der Bahn 468,1 Millionen Euro – wobei bei letzterem die Kosten für die Lärmschutzwände noch nicht eingerechnet seien.

Es gehe bei einem Baustopp auch keine Zeit verloren, ergänzte Diehl, da die Bahn beim nördlichen Planfeststellungsabschnitt 8.4 sowieso komplett neu auf Grundlage der Bürgertrasse planen müsse. Es spreche nichts dagegen, die Bürgertrasse mit der Tieflage um sechs Kilometer nach Süden zu verlängern.

„Das Markgräflerland ist eine touristisch wunderschöne Gegend – und dann so eine Monstermauer, das darf nicht sein“, betonte der Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann (FDP) am Samstag bei der Protestaktion des Bürgerbündnisses Bahn Markgräflerland in Auggen.

Momentan setzten sich von den südbadischen Bundestagsabgeordneten nur Johannes Fechner (SPD, Emmendingen) und er explizit für einen Baustopp ein, berichtete Hoffmann.

Seit einem Jahr bemühe er sich vergeblich, einen Termin bei Bahnvorstand Ronald Pofalla zu bekommen, klagte Christoph Hoffmann und verweist darauf, dass nicht nur beim Ausbau der Rheintalbahn bei der Bahn einiges im Argen liege. Er werde sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass eine bessere Lösung komme als eine „Monsterwand“.

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