Auggen Stein war nie sein Lieblingsstoff

Arwen Stock

Handwerk: Linus Hansen ist Bundessieger der Steinbildhauer / Lehre in Auggener Betrieb absolviert

Der deutschlandweit beste Steinmetz mit der Fachrichtung Steinbildhauerarbeiten heißt Linus Hansen. Ausgebildet bei Steinmetz, Restaurator und Bildhauer Johannes Abel in Auggen, konnte sich der seit Sommer frisch geprüfte Geselle den Spitzenplatz in seinem Handwerk sichern und wurde in Augsburg ausgezeichnet.

Von Arwen Stock

Auggen . Jedes Jahr gibt es ein neues Thema, zu welchem die Landessieger der Gewerke Steinmetz und Steinbildhauer etwas in Stein erarbeiten sollen. Dieses Jahr war der Titel des Themas für die Steinbildhauer: „Theater, Theater, der Vorhang geht auf“. Sich für seinen diesbezüglichen Wettbewerbsbeitrag Gedanken und Skizzen zu machen, dazu hatte der in Auggen ausgebildete Linus Hansen nur kurz Zeit. Dann folgten knapp sechs Stunden, um die Idee in einen Steinblock zu arbeiten.

Anstrengende sechs Stunden

„Man kann sich vielleicht vorstellen, dass dies definitiv anstrengende sechs Stunden sind“, berichtet der 24-Jährige auf Anfrage unserer Zeitung. Die Bewertungskriterien waren am Ende: Idee, Umsetzung, aber auch Arbeitshaltung und nochmals das Gesellenstück. Dass er sich gegen seine drei Steinbildhauer mit seinem Beitrag durchsetzen konnte, freut Hansen, bleibt jedoch bescheiden: „Trotzdem weiß ich, dass es ein Beruf ist, in welchem man es ohnehin in drei Jahren Berufsausbildung niemals zur Perfektion bringt.“ Daher sei er vielleicht Bundessieger geworden, „trotzdem bin ich von Perfektion noch weit entfernt“.

Während seiner Ausbildung im Betrieb von Johannes Abel in Auggen konnte sich Hansen entscheiden, ob er die Steinmetz- oder Steinbildhauer-Prüfung ablegen wollte. Der theoretische Lerninhalt unterscheidet sich hierbei kaum, allerdings unterscheidet sich das Gesellenstück wesentlich, wie er berichtet: Als Steinmetz hat der Prüfling die Aufgabe, ein Werkstück herzustellen, das meist auf Geometrien beruht, das man mit Schablonen, Winkel oder einfach mit dem Maßstab messen kann.

Ein Gipsmodell muss exakt in Stein kopiert werden

„Bei einer freien Bildhauerform erweist sich dies natürlich deutlich schwerer“, berichtet Hansen, der vor seiner Ausbildung das Abitur an der Markgräfler Waldorfschule in Müllheim abgelegt hat. Neben der stark handwerklichen Prägung der Waldorfpädagogik war ihm das Arbeiten mit den Händen halb in die Wiege gelegt: Seine Eltern kommen ursprünglich aus dem Handwerk, jedoch ist seine Mutter nun als Pflegedienstleitung im Bethesda Niederweiler tätig und sein Vater selbstständiger Bauleiter und Innenarchitekt.

Für sein Gesellenstück, mit dem Hansen es auch zum Kammer- und Landessieg als Bildhauer gebracht hat, musste er anfangs ein Gipsmodell erstellen, das dann genau zu kopieren war. „Das Kopieren macht man mittels eines sogenannten Punktiergeräts“, erklärt er. Das funktioniere – grob erklärt – mittels einer verstellbaren Nadel, die unzählige Punkte auf dem Gipsmodell holt und diese Punkte nach und nach in den Stein überträgt. Am Ende verbindet man laut Hansen diese Punkte und erhält damit die Kopie des Gipsmodell: „So können später die Prüfer auch die Genauigkeit der Arbeit bewerten.“

Dass er dies als frisch geprüfter Steinbildhauer so gut beherrschen würde, um zum Bundessieger seines Gewerks zu werden, lag nicht an seiner ursprünglichen Liebe zum Werkstoff. „Ich muss zugeben, Stein war für mich nie mein Lieblingswerkstoff“, räumt Hansen ein und listet auf: „Stein staubt, ist schwer, bricht schnell und ist damit eigentlich unpraktisch.“ Aber genau dies mache das Arbeiten damit sehr spannend. Um mit ihm umgehen zu können, muss man sich eine Fähigkeit aneignen, die man sein ganzes Leben lang weiter entwickeln könne. Selbst kleine Arbeitsschritte könne man stetig verbessern: Für den Bundessieger sind es Muse und eine hohe Frustrationstoleranz, die das Arbeiten mit Stein verlangen. „Alles braucht deutlich länger und ist zäher, als man denkt“, berichtet er: „Mich faszinierte das, gerade in einer Zeit, in der sonst alles immer maschineller, schneller und effizienter hergestellt wird.“ Bei der Steinbildhauerei sei das reine Handwerk noch stark im Fokus.

Die 45 Bundessieger sind die Besten ihres Handwerks

„Und natürlich ist es dann ein schönes Gefühl, wenn man den Widrigkeiten zu trotz am Ende etwas erschaffen hat“, erfreut sich Hansen an seinem Beruf. Dennoch hat er sich entschlossen, erstmal noch mehr Theorie zu lernen, ins Studentenleben einzutauchen und ist seit dem Wintersemester in Wiesbaden an der Hochschule RheinMain im Fach Baukulturerbe eingeschrieben. „Dies ist eine Mischung aus Architektur und Denkmalpflege“, berichtet er. Es sei ein umfangreiches Studium und ob das Fach seines ist, kann er momentan noch nicht hundertprozentig sagen und meint: „Allein schon, da ich das schöne Markgräflerland und Freiburg vermisse.“ Auch sei seine Liebe zum Handwerk und dem händischen Erschaffen immer noch da.

Viel Lob für den Gesellen

In seinem Ausbildungsbetrieb Auggen ist man voll des Lobes über den erfolgreichen Steinbildhauer-Gesellen. Und auch die Handwerkskammer Freiburg betont in ihrer Pressemitteilung zum Abschneiden im Wettbewerb „Profis leisten was“ des Zentralverbands des Deutschen Handwerks stolz: „Das südbadische Handwerk bringt hervorragende Nachwuchskräfte hervor.“

Drei Junghandwerker aus Südbaden waren aus dem Wettbewerb „Profis leisten was“ als die besten Deutschlands in ihrem Beruf hervorgegangen. In dem Wettbewerb kämpfen Absolventen der Ausbildungen in 130 Gewerken um den Bundessieg. Viele müssen sich auf mehreren Wettbewerbsstufen behaupten: von der Innungs-, Kammer-, Landesebene bis zum Bundeswettbewerb der Landessieger. Im Dezember werden die 45 Bundessieger vom Zentralverband des Deutschen Handwerks feierlich geehrt. Linus Hansen ist einer von ihnen.

Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, gratulierte den Bundessiegern, die zuvor als Kammersieger und Landessieger ausgezeichnet worden waren, lobte deren Ausbildungsbetriebe für eine hervorragende Ausbildungsleistung und appellierte an sie: „Ihnen stehen in unserem Handwerk alle Türen offen. Nutzen Sie die Chance und verwirklichen Sie ihre beruflichen Visionen.“

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