Auggen Steinkauz fasst wieder Fuß

Weiler Zeitung
Winzig, niedlich, äußerst selten: Eins der Steinkauzjungen, die jetzt bei Auggen beringt wurden. Mit dem Ring der Vogelwarte Radolfzell können die Tiere ihr ganzes Leben lang identifiziert und ihr Abstammungsort bestimmt werden, so dass die Ornithologen auch Aufschluss über die Wanderbewegungen erhalten. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Natur: Fünf Junge in Auggen beringt / Nisthilfen für diese Vogelart überlebenswichtig

Die Brutröhre, die der Nabu in einem alten Nussbaum auf der Niederterrasse in der Nähe von Auggen installiert hat, ist in diesem Jahr zum zweiten Mal mit einer Steinkauzfamilie besetzt, nachdem Athene noctua, diese kleinste heimische Eulenart, 30 Jahre lang im Markgräflerland als ausgestorben galt. Fünf Junge konnten jetzt beringt werden.

Von Dorothee Philipp

Markgräflerland. Mit dem Ring der Vogelwarte Radolfzell können die Tiere ihr Leben lang identifiziert und ihr Abstammungsort bestimmt werden, so dass die Ornithologen auch Aufschluss über die Wanderbewegungen erhalten.

Biologe Helmut Mett kontrolliert etliche Brutröhren

„HF 86997“ ist das letzte der kleinen Kauzkinder, dem der Biologe Helmut Mett den Ring vorsichtig mit einer Zange um das Beinchen legt. Er kontrolliert für den Nabu etliche Brutröhren und hat sich bei der Vogelwarte Radolfzell für die Aufgabe des Beringens von Steinkauzküken qualifiziert. Die Kennzahl wird in eine Liste eingetragen, die gleichzeitig auch die GPS-Daten des Brutbaums beinhaltet.

Stoffsäckchen verhindert Stress für Steinkauzkinder

14 bis 17 Tage alt seien die Kleinen, erklärt Mett. Etwas kleiner als die vom vergangenen Jahr. Auch das Federkleid muss erst einmal noch ein bisschen sprießen, bevor an Fliegen zu denken ist. Das Kleine blinzelt ein wenig mit den gelben Augen und lässt sich von Metts Frau Jutta ergeben auf den Rücken drehen. „Dem scheint es in der warmen Hand zu gefallen“, meint sie.

Damit die Jungkäuze beim Herunterholen vom Baum herunter keinen Stress bekommen, hat sie für jeden ein Stoffsäckchen mit Kordel als Transportbehältnis genäht, in das die Küken nach der Beringung gleich wieder hineingesetzt werden. Man spürt kaum etwas von den paar Gramm Gewicht des kleinen Lebewesens, wenn man so ein Säckchen in der Hand hält.

Helmut Mett ist zufrieden: „Die sehen alle sehr gut aus“, meint er. Das Frühjahr war nicht zu nass, die Feldmäuse, Hauptnahrungsmittel des Steinkauzes, zahlreich vorhanden. Kurzes Gras oder gemähte Wiesen braucht der kleine Beutegreifer, um zu jagen, ist die Vegetation zu hoch, kommt er an seine Nahrung nicht mehr heran. Doch in der Nähe der Nussbaumgruppe, wo noch eine zweite Brutröhre hängt, gibt es nicht nur Wiesen, sondern auch grasbewachsene landwirtschaftliche Wege und eine große Ausgleichsfläche für den Bahnbau, die als Biotop viele Tier- und Pflanzenarten beherbergt.

Zweite Brut in der Nähe von Steinenstadt

Das Männchen hat Mett bei seiner Kontrolle des Nestes nicht angetroffen. Das Weibchen trug keinen Ring. Es könnte aber das selbe Muttertier sein, das voriges Jahr in diesem Baum gebrütet hat, meint er. Und dann berichtet er von einer zweiten Brut weiter südlich in der Nähe von Steinenstadt. Fünf Eier habe er in der dortigen Brutröhre gefunden, die Jungen sind jetzt noch zu klein für das Ringlein. Das dortige Muttertier hatte einen Ring, der zeigte, dass das Weibchen aus Ihringen eingewandert ist. Offenbar fasst der Steinkauz wieder Fuß im Markgräflerland, denn auch bei Grißheim wurde eine Brut gemeldet. In der Nähe einer Steinkauzröhre bei Hügelheim hatten die Betreuer zwar ein Männchen rufen gehört, aber der junge Kauz, der möglicherweise im Nussbaum bei Auggen großgezogen wurde, fand offenbar keine Partnerin. Und dabei hatte er in der Röhre schon zwei Mäuse als Vorrat bereitgelegt, um einer Holden zu imponieren.

Ohne die Nisthilfen, die speziell für diese Vogelart gebaut sind, könnte der Steinkauz im Markgräflerland nicht überleben. Denn die natürlichen Brutmöglichkeiten, hohle Äste an hohen Bäumen, wie sie früher auf den Streuobstwiesen vorkamen, gibt es kaum noch. Und auch wenn die Bruten erfolgreich sind: Viele Steinkäuze fallen dem Straßenverkehr zum Opfer, wenn sie nachts auf der Futtersuche im niedrigen Flug über das Gelände streichen.

Bevor die beringten Jungen wieder in die Röhre gesetzt werden, wechselt Mett die Einstreu aus Sägemehl aus. „In einer halben Stunde sind die Alten wieder da“, weiß er. Möglicherweise haben sie sich im Nachbarbaum versteckt.

 Infos: www.nabu-muellheim.de, www.eulenwelt.de/europ_steinkauz.htm

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