Auggen WG trotzt Pandemie und Wetter

Alexander Anlicker
Laura Graf ist die erste Frau in der 100-jährigen Geschichte des Winzerkellers Auggener Schäf, die in ein Führungsgremium der Genossenschaft gewählt wurde. Sie löst Karlheinz Gebhard im Aufsichtsrat ab, der nach zwölf Jahren nicht mehr kandidierte. Foto: Alexander Anlicker

Mitgliederversammlung: Rück- und Ausblick beim Winzerkeller Auggen / Zufrieden trotz geringer Ernten

Der Winzerkeller Auggener Schäf kam gut durch die Corona-Pandemie: Das ist das Fazit der Mitgliederversammlung. Bei den Auszahlungen an die Winzer liegt die Genossenschaft wie gewohnt im oberen Drittel des Markgräflerlands, auch wenn Geschäftsführer Thomas Basler für die Geschäftsjahre 2019/2020 sowie 2020/2021 nicht einen Rekordumsatz vermelden konnte, was in den zurückliegenden Jahren der Fall war. Bei den Wahlen wurde mit Laura Graf erstmals eine Frau in den Aufsichtsrat gewählt.

Von Alexander Anlicker

Auggen. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Gugelmeier begrüßte die Winzer zu einer „komischen Generalversammlung“ mit Blick auf die ungewöhnliche Jahreszeit – finden die Versammlungen doch üblicherweise im Dezember statt. Außerdem wurden nacheinander gleich zwei Versammlungen abgehalten und jeweils die Jahresabschlüsse für die Geschäftsjahre 2019/2020 und 2020/2021 genehmigt sowie die dabei turnusgemäß anstehenden Wahlen durchgeführt.

Mitglieder und Flächen

Der Winzerkeller zählte im letzten Geschäftsjahr 375 Mitglieder (2019/2020: 379 Mitglieder) mit einer Rebfläche von 550 Hektar (Ertragsrebfläche: 539 Hektar). Die Genossenschaft beschäftigt 30 Vollzeit- und acht Teilzeitkräfte sowie einen Auszubildenden.

Immer weniger Trauben

Nach einer guten Erntemenge von 7,6 Millionen Kilogramm im Jahr 2018 blieben die Mengen in den Folgejahren hinter den Erwartungen zurück. 2019 wurden 6,3 Millionen Kilogramm Trauben gelesen, 2020 waren es nur noch 6 Millionen Kilogramm und 2021 sogar nur noch 5,8 Millionen Kilogramm.

Trockenheit und Frost

„Die zwei Jahrgänge 2021 und 2020 machen nicht so richtig Spaß“, sagte Kellermeister Andreas Philipp. Grund für die geringere Erntemenge 2020 war die Trockenheit. Der Wassermangel habe für sehr kleine Trauben gesorgt. Dafür bescherte der Herbst mit Temperaturen über 30 Grad Celsius eine hohe Öchslezahl bei den Burgundersorten.

Im Jahr 2021 sorgte eine Frostnacht am 7. April für Schäden an den Reben. Die Folge waren teils unterschiedliche Reifeentwicklungen an einem Stock. Zudem führte der feuchte Sommer zu Befall der Trauben mit Peronospora (Falscher Mehltau).

Konnten die Auggener Winzer im Geschäftsjahr 2018/2019 noch einen Rekordumsatz von 12,2 Millionen Euro vermelden, ging dieser im 2019/2020 auf 11,8 Millionen Euro zurück. Der Weinabsatz sank um 2,3 Prozent von 4,94 Millionen Liter auf 4,85 Millionen Liter. Im Jahr 2021 stieg der Umsatz wieder um zwei Prozent auf 13,1 Millionen Euro und der Weinabsatz stieg auf 5,14 Millionen Liter.

Im Geschäftsjahr 2019/2020 wurde rund eine Million Euro in eine Photovoltaikanlage, eine neue Kühlanlage sowie einen neuen Lastwagen investiert. Im Folgejahr waren die Investitionen zurückhaltender und betrugen insgesamt 158 000 Euro für Fässer, Pumpen und eine Ladestation für Elektroautos. Die Photovoltaikanlage spare der Genossenschaft jedes Jahr einen Batzen Geld, sagte Geschäftsführer Thomas Basler auch mit Blick auf die steigenden Energiepreise.

„Ausgezeichnetes Ergebnis“

Der Winzerkeller blicke auf ein „ausgezeichnetes wirtschaftliches Ergebnis“, meinte Basler – auch wenn man die gesteckten Ziele nicht erreicht habe. Der Geschäftsführer hob insbesondere das gute Kostenmanagement, die hundertprozentige Abdeckung des Anlagevermögens durch Eigenkapital sowie die gute Auszahlung an die Winzer hervor.

Die Nachfrage nach Auggener Wein sei enorm, hieß es. „Leider ist auch die Menge 2021 wieder zu gering ausgefallen“, berichtete Basler.

Wein wird teurer

In seinem Ausblick ging der Geschäftsführer auf die Kostensteigerungen für Glas, Kartonage, Etiketten, Kapseln und Logistik ein. „Diese fressen die jüngsten Preiserhöhungen zum Jahreswechsel wieder auf.“ Eine Flasche Wein werde ab Mai nochmals zehn bis 15 Cent teurer werden müssen, kündigte Basler an.

Lieferschwierigkeiten

Ein weiteres Problem seien aktuell massive Lieferschwierigkeiten. So hätten erst kürzlich zwei große Aufträge nicht abgefüllt werden können, weil es an den Flaschenverschlüssen gefehlt habe, berichtete er.

Jubiläum und Winzerfest

Basler und Gugelmeier wiesen in ihren Ausblicken auf das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen hin. Dieses wird am Freitag, 27. Mai, mit einem Festbankett in der Sonnberghalle gefeiert. Am darauffolgenden Samstag und Sonntag öffnet der Winzerkeller seine Pforten mit Weinproben und Kellerführungen.

Das traditionelle Winzerfest im September wird ab diesem Jahr nicht mehr vom Winzerkeller ausgerichtet. Es findet nun, wie in früheren Jahren, wieder unter Federführung der Gemeinde und bei der Halle statt.

Wahlen

Bei den Wahlen wurde der Aufsichtsratsvorsitzende Gundram Dreher wiedergewählt, seine Amtszeit verkürzt sich von sechs auf vier Jahre, da er eigentlich bereits 2020 zur Wahl stand. Ebenfalls wiedergewählt wurde sein Stellvertreter Egbert Studer. Nach zwölf Jahren nicht mehr für den Aufsichtsrat kandidiert hat Karlheinz Gebhard. Für ihn wurde einstimmig Laura Graf ins Gremium gewählt. Sie ist damit nicht nur Auggens erste und bislang einzige Weinprinzessin, sondern auch die erste Frau im Aufsichtsrat der Genossenschaft.

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