Ausbildung und Karriere Wenn Betrieb und Azubi nicht zusammenfinden

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Auch im Friseurgewerbe bleiben Ausbildungsstellen oft unbesetzt. Foto: picture alliance / dpa-tmn/Kirsten Neumann

Viele Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden. Das zeigen aktuelle Daten. Oft passen Erwartungen und Angebot nicht zusammen. Was heißt das für Jugendliche auf Stellensuche? Ein Experte erklärt es.

 

35 Prozent der Ausbildungsplätze blieben im Jahr 2023 unbesetzt, zeigt eine Datenauswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, für die 15 000 Betriebe befragt wurden. Woran liegt das und was bedeutet das wiederum für Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz? Bernd Fitzenberger, Ökonom und Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt Antworten.

Es handle sich um eine Rekordzahl, antwortet Fitzenberger auf die Frage, ob die ermittelten 35 Prozent einen hohen Wert darstellen. „Das ist ein Anteil wie wir ihn in Deutschland bis 2023 noch nie gesehen haben“, erklärt der Ökonom. Im Jahr 2010 seien es noch 15 Prozent gewesen. „Wir sehen hier das große Interesse der Betriebe an der dualen Ausbildung, das weiter zunimmt“, so Fitzenberger. Insbesondere in bestimmten Bereichen und Branchen blieben Ausbildungsplätze unbesetzt: „Das sehen wir etwa bei Kleinstbetrieben im Baugewerbe, in den personennahen Dienstleistungen wie dem Friseurgewerbe, aber auch bei Stellen für Fachverkäufer und -verkäuferinnen."

Betriebe wurden nach Hintergründen gefragt,  warum Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Dabei hätten etwa 50 Prozent der Betriebe angegeben, es gebe keine geeigneten Bewerbungen, teilt Fitzenberger mit. Über 40 Prozent der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsplätzen hätten ausgesagt,  der spezifische Ausbildungsberuf, der angeboten wird, habe kein gutes Image. Ebenfalls über 40 Prozent hätten wenig attraktive Arbeitsbedingungen benannt und über 35 Prozent auch wenig attraktive Karriere- und Aufstiegschancen.

„Und wenn sogar Betriebe es so sehen, dass bestimmte Ausbildungsberufe, die sie anbieten, gar nicht als attraktiv wahrgenommen werden, gebe ich dem schon ein recht starkes Gewicht – auch wenn unsere Befragung nur die Sicht der Betriebe und nicht die der jungen Erwachsenen widerspiegelt, die für die Ausbildungsstellen gewonnen werden sollen“, führt der Direktor des IAB aus und erklärt weiter:  „Wir sehen, dass die Ausbildung ein Attraktivitätsproblem hat. Und zwar, das betone ich stark: Die Ausbildung hat ein Attraktivitätsproblem für den Bewerbertypus, den sich die Betriebe idealerweise wünschen. Von denen finden sie nicht mehr so viele, wie sie gerne einstellen würden. Und deshalb unternehmen die Betriebe sehr viel, um die Ausbildung und ihre Attraktivität zu fördern – sei es über Prämien, Sonderzahlungen, finanzielle Unterstützung oder Sach- und Geldleistungen.“

Empfehlung: Dran bleiben und offen sein 

Was lässt sich daraus  für junge Erwachsene schließen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung sind, aber bisher nicht erfolgreich waren? Fitzenberger meint, Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, könne man nur sagen: „Bleibt dran. Seid offen für Ausbildungsplatzangebote, die vielleicht nicht eure erste Wahl sind.“ Betriebe, die eine Stelle gar nicht besetzen können, seien vielleicht doch bereit, im Sommer oder im Herbst jemanden einzustellen, den sie im Frühjahr noch nicht in Erwägung gezogen hätten.

Und für die, die es in diesem Jahr nicht klappt, empfiehlt der Ökonom, sich für Praktika zu bewerben, um Erfahrungen zu sammeln und um sich interessant zu machen. Zudem rät er, sich über Förderangebote zu informieren. „Gerade Bewerberinnen und Bewerber, die für Betriebe nicht die erste Wahl sind, können das noch werden, wenn ein Betrieb weiß, dass es Unterstützungsangebote gibt – etwa über eine Einstiegsqualifizierung der Bundesagentur für Arbeit (BA)“, so Fitzenberger. 

Grundsätzlich sei es so wie im allgemeinen Arbeitsmarkt auch: Großbetriebe, sehr sichtbare oder bekannte Firmen täten sich wesentlich leichter in der Rekrutierung als kleine und unbekannte Firmen. „Die kleinen Firmen melden ihr Ausbildungsplatzangebot nicht mal unbedingt bei der Bundesagentur für Arbeit“, erklärt Fitzenberger. Da lohne es sich, proaktiv auf diese Betriebe zuzugehen – etwa, wenn man Interesse an einer Ausbildung im Handwerk oder als Fachverkäufer oder -verkäuferin et cetera habe.

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