Die Landeshauptstadt München teilt mit, der junge Mann habe dann eine Duldung erhalten, "da zu diesem Zeitpunkt keine Abschiebungen nach Afghanistan durchgeführt wurden und er sich zudem nach seinem Schulabschluss 2020 in Ausbildung befand". Er stellte nach Angaben eines Sprechers damals einen Antrag auf eine Aufenthaltsgewährung für gut integrierte Jugendliche und junge Volljährige. Im Oktober 2021 erhielt er diese für zwei Jahre. Da ein anschließender Antrag auf Verlängerung noch nicht abschließend erledigt war, erhielt er nach Angaben der Stadt München zur Überbrückung die "Fiktionsbescheinigung", die noch bis April gültig war.
Tatsächlich waren aus Deutschland auch 2021 noch 167 Männer nach Afghanistan abgeschoben worden. Die Rückführungsflüge wurden erst wenige Wochen vor der Machtübernahme der islamistischen Taliban in Kabul Mitte August gestoppt. Der Schwerpunkt der Abschiebungen nach Afghanistan lag damals allerdings auf Straftätern und von der Polizei als gefährlich eingestuften Islamisten.
Was ist über ein mögliches Motiv bekannt?
Das, was der Mann nach seiner Festnahme sagte, "lässt auf eine religiöse Tatmotivation schließen", sagt Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann. Nach seiner Festnahme habe er "Allahu akbar" (Gott ist groß) gesagt und gebetet. Laut Innenminister Herrmann gibt es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit der laufenden Münchner Sicherheitskonferenz hochrangiger internationaler Politiker. "Im Moment gehen wir in der Tat davon aus, dass die Zielgruppe hier, dass die Opfer aus den Reihen dieser Verdi-Demonstration eher zufällig waren", sagt er. "Aber auch dem muss natürlich nachgegangen werden."
War der Mann als potenzieller Extremist bekannt?
Nein. Der Mann sei "wohl bislang eher unauffällig" gewesen, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Aus Sicherheitskreisen heißt es, auch ein Blick auf das Umfeld des 24-Jährigen habe bislang keine Kontakte zu islamistischen Kreisen ergeben. Er war religiös, betete, ging regelmäßig in eine Moschee, die laut Staatsanwaltschaft nicht für extremistische Prediger bekannt ist. Dass sich der junge Afghane als Bodybuilder leicht bekleidet in sozialen Medien zeigte, spricht eher gegen ein geschlossenes islamistisches Weltbild.