Gruschka betonte die Bedeutung des Arbeitskampfes. Er verwies darauf, dass der US-Mutterkonzern eine Patronatserklärung - eine Art Bürgschaft für die Ford-Deutschlandtochter - gekündigt und dadurch "den Finger an den Knopf einer möglichen Insolvenz" gelegt habe. "Die Kollegen wissen, dass es um alles oder nichts geht." Durch das Ende der Patronatserklärung ist eine Insolvenz der Ford-Werke GmbH theoretisch möglich, vorher war sie es nicht.
Die IG Metall pocht auf einen finanziellen Schutzschirm der US-Mutter für die Beschäftigten, der im Falle so einer Insolvenz greifen würde. Derzeit ist eine Insolvenz reine Theorie, zumal der Schuldenberg von Ford Deutschland nach einer US-Finanzspritze zuletzt deutlich vermindert wurde.
Ein Ford-Sprecher gab sich nach dem Streikbeginn optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, im gemeinsamen Gespräch mit unseren Sozialpartnern zu einer Einigung zu kommen."
SPD-Politiker kritisiert Ford-Management
Die Streikenden bekamen auch Besuch aus der Politik. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Jochen Ott, warf dem Ford-Management einen "unsäglichen Umgang" mit den Beschäftigten vor. "Die Beschäftigten haben einen Anspruch darauf, vernünftige soziale Angebote zu bekommen - für den Fall, dass bestimmte Arbeitsplätze wegfallen."
Ford hat in Köln inzwischen zwar komplett auf die Produktion von Elektroautos umgestellt, ist beim Thema E-Mobilität aber spät dran. Die Herstellung des Verbrennermotor-Kleinwagens Fiesta wurde 2023 eingestellt, inzwischen rollen zwei Elektro-Geländewagen vom Band.
Sozialdemokrat Ott erinnert sich an seine Anfangszeit als Landtagsabgeordneter, 2010 war er in das Parlament gewählt worden. Ein damaliger Ford-Manager habe im Gespräch mit ihm Elektroautos als "Quatsch" abgetan. "Ich habe ihm gesagt, "Wir brauchen eine Elektro-Fiesta, der für die breite Masse der Menschen erschwinglich ist". Das wurde vom Tisch gewischt", sagt Ott. "Ford hat die vollkommen falsche Strategie gefahren und die Beschäftigten müssen die Suppe, die das Management ihnen eingebrockt hat, jetzt auslöffeln."
Hoffnungsschimmer am Horizont
Der US-Mutterkonzern Ford ist erfolgreich mit Nutzfahrzeugen und Pick-ups, die werden allerdings nicht in Deutschland hergestellt. Die auf Europa fokussierten Autos sind für Ford ein Verlustbringer. Nur wenn sich das ändert, hat der Kölner Standort eine Zukunft - das ist allen Beteiligten klar.
Der Ford-Marktanteil lag 2024 im deutschen Autogeschäft nur noch bei 3,5 Prozent und damit 1,5 Punkte niedriger als 2022. Der Verkauf der neuen Elektro-Autos liegt bislang unter den Erwartungen. Zuletzt gab es aber einen leichten Hoffnungsschimmer: Im April legte die Anzahl der neu zugelassenen Ford-Pkw im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,2 Prozent zu, damit stieg der Marktanteil auf 3,9 Prozent.