Bad Bellingen Biotope für selten gewordene Vögel

Weiler Zeitung
39 Vogelarten und ihre Nistplätze hat Ullrich in eine Karte aufgenommen – dazu gehören etwa die Höhlenbrüter Steinkäuze (Foto), Feldsperlinge, Wendehälse und Stare. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

BUND: Vogelkundler Thomas Ullrich hat eine Kartierung für den Golfplatz Bamlach erstellt

Ein Golfplatz kann ein Refugium für viele Vogelarten sein, darunter sehr selten gewordene. Interessant sind dabei nicht die gepflegten Greens, sondern die Strukturen drum herum, sprich Hecken, Streuobstbäume oder Gewässer. Im Auftrag des BUND Bad Bellingen-Schliengen hat Vogelkundler Thomas Ullrich aus Freiburg eine Kartierung erstellt, die er bei der Generalversammlung der Ortsgruppe vielen interessierten Gästen präsentierte.

Von Jutta Schütz

Schliengen. Die Landschaft bei Bad Bellingen und Schliengen war schon immer von Ackerbau und Weinanbau geprägt – allerdings gingen in den Flurbereinigungen viele Strukturen verloren, die verschiedenen Vogelarten, aber auch anderen Tieren Schutz boten. „Dort wurden viele Fehler gemacht, die sich bei neuen Flurbereinigungen nicht wiederholen dürfen“, berichtete Ullrich. Er wies darauf hin, dass etwa wichtige Hecken und Gehölze sowie viele hohe, ältere Bäume verschwanden und immer noch verschwinden. Die Landschaft, aber auch der für Vögel und andere Tiere wichtige Lebensraum, verarmt.

Neue Strukturen entstanden an den Golfplatzrändern

Als der Golfplatz bei Bamlach angelegt wurde, entstanden neue Strukturen. Die Naturschützer waren damals skeptisch, ob ein Golfplatz zum Lebensraum werden kann. „Aber wir haben nun den Vergleich, da die Landschaft um den Golfplatz herum sich nicht verändert hat und weiterhin intensiv für den Ackerbau genutzt wird“, so Ullrich. Auf den gepflegten „Greens“, den Grünflächen, nisten keine Vögel, aber der Golfplatz bietet mit einer Vielfalt von Gehölzen, alten und neu gesetzten Bäumen, hohen Gräsern und besonders den Teichen und den dort entstandenen Schilfflächen interessante Biotope für selten gewordene Vogelarten.

39 Vogelarten und ihre Nistplätze hat Ullrich in eine Karte aufgenommen. „Sehr schön ist, dass in alten Bäumen Höhlenbrüter auf ihre Kosten kommen – dazu gehören etwa Steinkäuze, Feldsperlinge, Wendehälse oder Stare. Insbesondere die früher in großen Gruppen beobachteten Stare sind gefährdet –, der Star ist der Vogel des Jahres 2018“, bemerkte er. Alte Bäume, so Kirsch- und Walnussbäume mit Höhlen, finden sich entlang der Feldwege am Golfplatz. Das Problem ist: Stürzt ein alter Baum um oder muss entfernt werden, wird meist nichts nachgesetzt. „Wir müssen da mal 20 Jahre in die Zukunft denken, denn durch weniger Bäume verliert die Landschaft nicht nur an Attraktivität für Höhlenbrüter, sondern auch für Touristen“, stellte der Vogelkundler fest.

Unbefestigte Feldwege sind wichtig für Bodenbrüter

Ullrich wies darauf hin, dass Feldwege auch nicht alle geteert werden sollten. Gerade die immer seltener werdenden Bodenbrüter wie die Feldlerche nutzen unbefestigte oder begrünte Feldwege gerne als Ruhe- und begrünte Ackerränder als Nisträume. „Der Rückgang der Feldlerchen macht ganz große Sorgen“, betonte Ullrich. Die Vögel finden kaum noch einen Platz auf den Feldern, da sie niedrige Strukturen brauchen – rund um den Golfplatz steht aber oft Mais oder Spargel, abgedeckt mit Folien, und in der Ebene Erdbeeren – „in diesen Feldern gibt es zumindest im Frühjahr und Sommer wirklich Null Vogelrückzugsräume mehr“, bedauerte Ullrich.

Auf der Roten Liste: Zwergtaucher leben am Golfplatz

Ganz bedeutend ist die Feststellung, dass sich an den Teichen auf dem Golfplatz Zwergtaucher angesiedelt haben. Der Vogel steht auf der Roten Liste. „Vor 100 Jahren gab es sie massenweise am Rhein. Durch die Auswirkungen der Rheinkorrektur durch Tulla sind sie dort ganz verschwunden, weil Brutplätze im Schilf fehlen – zwischen Freiburg und Weil gibt es kein einziges Paar mehr“, beschrieb der Vogelexperte die Verhältnisse am Fluss.

Auch Teichrohrsänger findet man an den Golfplatzgewässern, Rauchschwalben schlafen im Schilf, eine Rohrammer, ebenfalls sehr selten, wurde gezählt. Für die Golfer, so mahnt ein Hinweisschild, ist das Betreten der Biotope und damit Schilfflächen auch verboten.

Pappeln bieten Nistmöglichkeiten für Rot- und Schwarzmilan. Das seltene Schwarzkehlchen und Stieglitze finden noch Raum –, obwohl die extensiven Kulturlandschaften und damit ihre Lebensräume bedroht sind. „In den noch vorhandenen extensiven Kulturlandschaften um den Golfplatz spielt zudem die Beweidung, etwa durch Schafe, Kühe und Pferde, eine große Rolle – diese bringt Insekten.“

Goldrute konsequent bekämpfen

Was sich Ullrich wünscht: „Dass bei der Pflege der Randflächen des Golfplatzes auf die vielen Vogelarten wirklich Rücksicht genommen wird, und dass die Goldrute, die in manchen Bereichen schon die Golfplatzränder dominiert, konsequent kleingehalten wird, denn sie bedroht viele heimische Pflanzenarten“, gab der Vogelkundler weiter.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading