Bad Bellingen Die Chronik eines stolzen Vereins

Jutta Schütz

Radsport: Hubert Schladerer aus Schliengen beendet Chronik des RV Bamlach / Sonderdruck im „OV“

„Extra-Blatt“, „Extra-Blatt“, „Sonderdruck aus Anlaß der Internationalen Radsporttage in Bad Bellingen-Bamlach“, „Wer gewinnt DM 250 in bar?“ titelte das Oberbadische Volksblatt am 18. Juli 1987. In all den Dokumenten, die Hubert Schladerer aus Schliengen für die von ihm verfasste Chronik zur Geschichte des Radsportvereins Bamlach sichtete, nimmt das Extra-Blatt eine Sonderstellung ein.

Von Jutta Schütz

Bad Bellingen-Bamlach. „Verleger Jaumann hat die Artikel des Sonderdrucks damals selbst zusammengestellt“, erzählt der Radsportfan und ehemalige Vorsitzende des RV Bamlach.

Zwei Jahre lang hat sich Schladerer durch Fotos, alte und neuere Schriftzeugnisse, 40 Ordner, gedruckte Dokumente sowie Zeitungsausschnitte des Radsportvereins Bamlach gearbeitet. 2019 war er mit den Vorarbeiten fertig und seitdem kann man bei ihm die Chronik des Radsportvereins bestellen, die die Vereinsjahre von 1905 bis 1996 dokumentiert. Dass er die Chronik fertig hat, macht er jetzt, nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bekannt.

„Ich wollte einfach, dass viele Ereignisse aus der Geschichte des Vereins nicht vergessen werden“, sagt er zur Frage, was ihn animiert hat, diese Chronik – die übrigens durch eine weitere zur Rennsportabteilung des Vereins ergänzt wird – zu schreiben.

Extra-Blatt des „OV“ im Jahr 1987

Das Extra-Blatt des Oberbadischen Volksblatts, so findet er, gab schon 1987 einen guten, kurzen und übersichtlichen Einblick in die Historie des Vereins. Jaumann hatte auf der Titelseite des Extra-Blatts den Text einer der ersten Generalversammlungen im handschriftlichen Original nachdrucken lassen, zusätzlich gab es eine Ehrentafel zu den Bamlacher Radrennen. Schladerer selbst wurde vorgestellt, und die Strecke des Radrennens für Amateure wurde abgebildet.

Der Radsportverein durfte sich ausführlich mit einer Chronik und einem Lesetext vorstellen, und ein Interview mit Schladerer zur Großveranstaltung und den Spitzenathleten des Vereins war nachzulesen. Kein Wunder, dass der Chronist den Sonderdruck in Ehren hält.

Gründung 1905 als „Allheil Bamlach“

Dass die Chronik des RV Bamlach, die 1905 beginnt und die Schladerer mit drei Büchern abdeckt, 1996 endet, hängt zum einen damit zusammen, dass der Schliengener bis 1996 über 18 Jahre lang Vorsitzender des Vereins war und in der langen Zeit viele interessante Unterlagen in die Hand bekam. Zum anderen seien heute viele Dokumente digitalisiert und online abrufbar. „Gerne können sich meine Nachfolger mit einer Fortsetzung der Chronik beschäftigen“, sagt er schmunzelnd. Die fast unglaubliche Anzahl historischer Fotos, die in den drei Bänden abgebildet ist, hat Schladerer zum Teil aus dem Vereinsarchiv. „Einen Großteil habe ich aber auch durch Nachfragen bei den Bürgern, quasi durchs Klingeln an der Haustür bekommen – es war ganz toll, wie viele Bürger aus Bamlach und Radsportbegeisterte aus der Gemeinde mir private Bilder zur Verfügung gestellt haben“, erzählt er.

Sehr dankbar sei er auch seinem verstorbenen Nachbarn Horst Iburg, der als begeisterter Chronist der Schliengener Geschichte immer Tipps parat hatte, sowie und Hermann Olliges und Johannes Hugenschmidt, die bei der Digitalisierung der Fotos geholfen haben, zählt Schladerer auf. Wichtige Details zu den Texten lieferten ihm alte Protokolle aus der Vereinsgeschichte.

Der Radsport- oder Radfahrverein, der als Radfahrverein „Allheil Bamlach“ 1905 gegründet wurde, hielt seine erste Generalversammlung am 3. Dezember 1905 ab – damals wurde vom Vorstand mit dem Vorsitzenden Adolf Hugenschmidt und den Vorstandsmitgliedern Markus Fräulin, Ernst Gilgin und Franz Fräulin beschlossen, dass der Jahresvereinsbeitrag 1,25 Mark betragen sollte und dass auch „Auswärtige“, sprich Nicht-Bamlacher, Vereinsmitglied werden durften. Auch Geselligkeit wurde groß geschrieben, berichtet Schladerer. Theateraufführungen wurden selbst veranstaltet und die Vorstellungen anderer Vereine wurden besucht, zudem wurden kleine Radausflüge, „Christbaumfeiern“ und Gabenverlosungen organsiert sowie später „Preiskegeln-Veranstaltungen“ im Dorf abgehalten. Während des Ersten Weltkriegs beschloss der Verein, Mitgliedern, die „im Felde stehen, eine Liebesgabe von vier Mark aus der Vereinskasse zukommen“ zu lassen. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte das Interesse am Radsport verstärkt im Jahr 1920 zurück: 25 neue Mitglieder meldeten sich.

Einheitliche Dekoration für Korsofahrten

Deshalb wurden nun auch einheitliche Mützen für die aktiven Radfahrer bestellt und ein Fahnenfond wurde gegründet, zudem wurden Raddekorationen für Korsofahrten, bei denen es mit opulent geschmückten Rädern zum Dorffest durch Bamlach ging, geordert.

Im Dritten Reich wurden die Vereinstätigkeiten ab 1936 „von oben verordnet“ eingestellt, so Schladerer. Erst 1949 wurde der Verein reaktiviert. Die Dorffeste mit Radkorsofahrten wurden wieder aufgenommen und waren „Highlights“, wie man heute sagen würde. Viele schöne Fotos von geschmückten Rädern dokumentieren in der Chronik diese Festlichkeiten. „2005 gab es so einen Korso das letzte Mal, schade“, bedauert Schladerer.

In den 1960er-Jahren hatte der Verein dann einen Mitgliederschwund, „alles ging zum neu gegründeten Bamlacher Fußballverein“ erinnert sich der 1946 geborene Radfahrfan.

Rennsportabteilung mit erfolgreichen Fahrern

1974 wurde die Rennsportabteilung gegründet, die wieder mehr Sportler anzog, die auch an nationalen und internationalen Rennen teilnahmen. Martin Rueb wurde 1985 deutscher Vizemeister der Junioren im Vierer-Mannschaftsfahren auf der Rennbahn und der Straße.

1987 trug der Verein dann die Internationalen Radsporttage und ein Bundesligarennen aus, das zwar verregnet gewesen sei, wo aber Presse und Fernsehen zu Gast waren, erinnert sich der Chronist stolz. Radrennen und Radausflüge führte der Verein auch in den 1990er-Jahren durch, hinzu kamen Kunstradfahren und Laufveranstaltungen über 8000 Meter, wie der Dreikönigslauf 1996 rund ums Thermalbad. 1996 endet die Chronik, denn da übergab Schladerer sein Amt an seinen Nachfolger Ralf Gebhardt. Rad fährt Schladerer immer noch. Sein auf Ausfahrten viel bewundertes, leuchtend gelbes „FSR specialized“-Rad ziehe dann viele Blicke auf sich und sorge für Gesprächsanlässe, erzählt er.

Weitere Informationen: Wer Interesse an den anschaulichen Chronikbüchern mit vielen Fotos, Zeitungsausschnittkopien und Texten hat, kann über den RV Bamlach Kontakt mit Hubert Schladerer aufnehmen. Auf der Internetseite des Vereins, www.rv-bamlach.de, kann man die Kontaktanfrage ausfüllen.

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