Bad Bellingen Eine überwältigende „Chilchenacht“

Weiler Zeitung

Reformationg: In der Kirche und beim kleinen mittelalterlichen Markt Großandrang in Hertingen

Von Jutta Schütz

Die Hertinger „Chilchenacht“ anlässlich der Feiern zu „500 Jahre Reformation“ hat alle Erwartungen der Veranstalter übertroffen: Mehr als 350 Gottesdienstbesucher kamen in die nur mit Kerzen erleuchteten Hertinger Kirche und noch mehr Menschen auf den kleinen mittelalterlichen Markt mit Hock vor dem Gotteshaus.

Bad Bellingen-Hertingen. Eine regelrechte Druggete gab es. Verkleidet als Martin Luther hatte der allseits beliebte ehemalige Bad Bellinger und Hertinger Diakon Horst Panzer vorab im Gottesdienst Akzente gesetzt.

Ein so überfülltes Gotteshaus hatte Panzer schon lange nicht mehr gesehen – festlich mit Kerzen erleuchtet waren Empore, Altar und die Bankreihen im Kirchenschiff. Immer mehr Menschen kamen noch durch die Kirchentür und suchten wenigstens einen Stehplatz.

Zusammen mit dem Kirchenteam, das in Hertingen auch die Osternacht plant und zu dem Susi Meier, Ralf Berger, Manuel Krenzlin, Helga Göpfert, Lutz Moser und Sabine Brunner gehören, ließ Panzer zunächst die Zeit Martin Luthers und dessen Aufbegehren gegen die Kirche aufleben – vom Anschlag der 95 Thesen an der Kirche zu Wittenberg über den Beginn des Bauernkriegs, der durch die Reformation mit bedingt wurde, hin zu Pestzügen, die die Bevölkerung trafen. „Es war eine unsichere Zeit, so wie wir auch heute wieder in unsicheren Zeiten leben“, stellte Panzer fest. Viel sei damals geschehen, was Luther nicht gewollt und nicht vorausgesehen habe. „Für ihn hieß es: Es geht nicht um mich, es geht um die Botschaft, nämlich die, dass der Glaube an Gott Zuversicht und Stärke garantiert“, so der ehemalige Hertinger Diakon, der dabei auch auf das 1529 von Luther getextete und komponierte Kirchenlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ verwies. Wichtig war es Panzer, Luthers Botschaft der Freiheit des einzelnen Christenmenschen zu betonen. „Das ist auch heute noch so – ein Christenmensch ist ein freier Herr und niemandem untertan, nicht dem Papst, nicht Kaisern und Königen, aber auch nicht Politikern wie Erdogan, Putin oder Trump“, sagte er.

Vor der Kirche hatten Hertinger Vereine, der Jugendtreff und einzelne Bürger Stände aufgebaut und ansprechend dekoriert. Marktleute in historischem Gewand verkauften lokal gebrautes Bier aus Tannenkirch, Drachenblut (heißer Punsch) , Arme Ritter, verschiedene Suppen, Nüsse, Speck- und Schmalzbrote sowie Geröstetes. Vor der Kirche waren Tische und Bänke aufgebaut, Schweden- und Lagerfeuer wurden entzündet und ein Spieleparcours mit alten Geschicklichkeitsspielen eröffnet. An dem hatten nicht nur die kleinen Besucher Spaß – Erwachsene wie Kinder wetteiferten zum Beispiel beim Nageleinschlagen, Hufeisenwurf, Kirschkernweitspucken oder Sackkampf auf einem Balken miteinander.

Der Publikumsandrang war so groß, dass bereits nach einer Stunde viele Essensangebote ausverkauft waren. „Im Leben haben wir nicht mit so einem Andrang gerechnet“, waren die „Winzer-Magd“, Elke Winzer, und Sonja Franke am „Wurststand“ sprachlos. Und noch eine Beobachtung: „Übrigens haben alle Katholiken, die hier vor Ort sind, genauso viel Spaß wie die Protestanten“, bemerkte Horst Panzer mit einem Augenzwinkern.

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