Bad Bellingen Hebelschoppen im Zeichen der Markgräfler Tracht

Bianca Flier
Der Markgräfler Trachtenverein in Aktion beim Hebelschoppen; links Referent Fred Wehrle Foto: Bianca Flier

Der 113. Hebelschoppen präsentierte sich ganz im Zeichen der Markgräfler Tracht. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Fred Wehrle.

Hebelvögtin Christa Heimann begrüßte im großen Saal des Kurhauses zahlreiche Besucher, darunter Mitglieder des Markgräfler Trachtenvereins und des Schwarzwaldvereins Kandern. Auch Hebelfreunde aus der Schweiz und aus dem Elsass hatten sich eingefunden. Viele Anwesenden trugen Markgräfler Tracht. Natürlich kam auch das „Hebelglöcklein“ gebührend zum Einsatz.

Vortrag auf Alemannisch

Referent Fred Wehrle, ebenfalls gekleidet im feierlichen Trachtenanzug, hielt seinen Vortrag zur Freude der Besucher auf Alemannisch. Johann Peter Hebel, so Wehrle, hat die Markgräfler Tracht häufig erwähnt. So beispielsweise in seinem Gedicht „Die Wiese“, in dem er die so genannte „Vreneli-Tracht“ explizit beschreibt. Als Hebel 1760 geboren wurde, war die Markgräfler Tracht allgegenwärtig und populär. Hebel, der aus einer Weberfamilie stammt, konnte seinem Vater zwar nicht mehr bei der Arbeit zuschauen. Aber er hat sicher seine Mutter oft beim Besticken der Trachtenkappe und des Mieders beobachtet.

Veränderungen bei Tracht

Die Markgräfler Tracht, so führte Wehrle aus, hat im Lauf der Zeit immer wieder Veränderungen erfahren, was Hebel durchaus kritisch wahrgenommen hat. Die Trachtenhaube beispielsweise hat sich in den letzten Jahren seines Lebens auf kuriose Weise verändert. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Flügelhaube wieder die gleichmäßige symmetrische Form ausgebildet, was Hebel sicher gefallen hätte.

Aus dem Müll gerettet

Das Aussehen der Tracht hing auch von der jeweiligen territorialen Herrschaftszugehörigkeit ab. Als im Jahr 1765 der aufwendig gearbeitete Zwickelrock in der Kleiderordnung verboten wurde, hat sich die damalige Schneiderzunft nach Kräften gewehrt. Ein letztes Exemplar dieses Rocks wurde in Kandern unter dramatischen Umständen aus dem Müll gerettet und ist heute im Markgräfler Museum in Mülheim ausgestellt. Die Abschaffung der Kleiderordnung und den Übergang der Kniebundhose zur langen Hose bei der Männertracht hat Hebel noch zu Lebzeiten erlebt.

Im Jahr 1820 erschien eine Ausgabe von Hebels Band „Alemannische Gedichte“ mit Illustrationen von Sophie Reinhard. Im Prolog dazu lobt Hebel wörtlich: „Wer besonders die ältere und schöne sogenannte Markgräfler Kleidung noch kannte, die sich immer mehr verkünstelt und modernisiert, der wird sie mit Vergnügen hier wieder finden.“

Trachten präsentiert

Fred Wehrles Vortrag wurde mit zahlreichen Illustrationen von Trachtenbildern – auch aus dem Fundus von Sophie Reinhard – begleitet, so dass die Zuhörer sich einen guten Eindruck davon machen konnten, wie die Markgräfler Tracht sich im Laufe der Zeit verändert hat. Bis in die 1930er-Jahre, so Wehrle, war die Tracht in der Bevölkerung noch sehr verbreitet. Zum Ende des Vortrags präsentierten Mitglieder des Trachtenvereins die Vreneli-Tracht mit dem großen Sonnenhut, die Männertracht mit Zylinder, die einfache Werktagskleidung und die feierliche Aufmachung eines Hochzeitspaars.

Lieder und Gedichte

Bad Bellingens Bürgermeister Carsten Vogelpohl lobte in seinem Grußwort das Engagement der Hebelfreunde und die Tradition des Hebelschoppens. Sein Sohn Carl Vogelpohl trug mit seinen elf Jahren als jüngster Hebelfreund der Veranstaltung das hochdeutsche Gedicht „Die Rose“ von Hebel vor. Unter dem Motto „Wer kann, der darf“ gab es weitere Programmbeiträge. Unter anderem erfreute die Trachtengruppe das Publikum mit alemannischen Liedern und Gedichten und Hausens Ex-Bürgermeister Martin Bühler trug das Hebel-Gedicht vom „Hexlein“ vor. Hebelschoppen-Urgestein „Saubi“ erinnerte mit besinnlichen Gedichten an seine Heimatstadt Basel. In bewährter Weise unterhielt Siegfried Bürgelin die Besucher mit beliebten Klavierstücken wie den ungarischen Tänzen von Brahms.

Die Ursprünge

Reinhard Bürgelin erinnerte an die Ursprünge des Hebelschoppens im Jahr 1910, als am Pfarrhaus von Hertingen eine Gedenkplakette angebracht wurde. Hebel war beim Pfarrer von Hertingen einige Zeit als Hauslehrer tätig. Mit dem Gedicht „Der Wegweiser“ zitierte Bürgelin eines der bekanntesten Gedichte Hebels. Die Moderation des Hebelschoppens lag in den bewährten Händen von Sonja Mannhardt.

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