Bereich um den Kurpark wird auch neu gestaltet
Der Bereich um den Weiher soll ebenfalls saniert werden, wobei Bestehendes genutzt werde. So sollen die Aussichtsbalkone erhalten und umgestaltet werden. Vorgesehen ist, die Betonelemente zu reinigen, sie zu ergänzen und mit Sitzauflagen aus Holz-Stahl-Konstruktionen auszustatten. Hochbeete aus Stahl sollen mit Sitzgelegenheiten aus Holz und einer attraktiven Bepflanzung ergänzt werden. Darüber hinaus will man die Wege sanieren und den Pflasterbelag erneuern.
Finanzierung nur mit Kredit möglich
Die Arbeiten für die Sanierung des Weihers mussten ein zweites Mal ausgeschrieben werden, weil zunächst kein Angebot eingegangen war. Bei der Wiederholung beteiligten sich zwei Firmen. Das Ergebnis stellte David Schlechtriem von Faktorgrün vor. Das günstigere Angebot von Brucker Landschaftsbau aus Malterdingen liegt mit rund 1,7 Millionen Euro deutlich über den ursprünglich kalkulierten Kosten von 900 000 Euro. Einen Teil davon, 880 000 Euro, kann die Gemeinde über einen bereits bewilligten Bundeszuschuss decken. Es bleibt ein Eigenanteil von 820 000 Euro. „Aller Voraussicht nach wird die Gemeinde ein Darlehen in Höhe von 400 000 Euro aufnehmen müssen“, machte Rechnungsamtsleiter Frank Spiegelhalter deutlich.
Kritik an Projekt und Plänen
In einer rund 20-minütigen Präsentation machte Gemeinderat Müller seine großen Bedenken gegenüber dem Projekt und den Plänen deutlich. Er schoss vor allem scharf gegen Diplom-Ingenieur Stefan Bruns vom Planungsbüro für Umwelttechnik (Polyplan-Kreikenbaum, Bremen), der zuvor die technischen Maßnahmen vorgestellt hatte.
Müller kritisierte zudem die Informationspolitik der Gemeinde und war der Meinung, dass wichtige Unterlagen den Räten vorenthalten würden. In den vorgelegten Plänen sei nicht ersichtlich, „welcher Schnickschnack verbaut und welcher technische Aufwand betrieben wird, um das ,natürliche Ökosystem’ aufrecht zu erhalten“.
Knackpunkt: Ausreichend Wasser vorhanden?
Der wesentliche Knackpunkt ist für Müller mit Blick auf den Klimawandel indes die Wasserspeisung des Weihers, die er in Trockenzeiten nicht gegeben sieht. Als Beispiel verwies er auf das Jahr 2023, als der Kurort 40 Tage am Stück keinen Regen gehabt habe bei warmen Temperaturen. Das bedeute einen Wasserverlust von mehr als 900 Kubikmetern und 46 Zentimetern Wasserstandsverlust. „Woher kommt dann das Wasser, wenn nicht durch Zuleitung von Trinkwasser?“, wollte Müller wissen, der auch Sorge vor einer erneuten Algenplage hatte.
Nach seiner Rechnung kämen auf die Gemeinde Wasserkosten von rund 20 000 Euro im Jahr zu. An dem limnologischen Gutachten ließ er kein gutes Haar. Es basiere auf veralteten Modelldaten, die nichts mit der Realität zu tun hätten. Müllers Fazit, das er auf Drängen von Daniel Billich (Fraktionsvorsitz FW) schließlich aussprach: „Das Beste wäre, den Weiher zuzuschütten. Wir haben einfach kein Wasser“, verwies er auf den Klimawandel. Billich wollte hingegen wissen, „wie viel Wasser eigentlich im Sommer auf den hiesigen Fußballplätzen landet?“
Bruns: Nachspeisung mit Wasser nicht vorgesehen
Bruns widersprach Müllers Kritik, auch könne er das generelle Misstrauen gegen Planer und Verwaltung nicht nachvollziehen. Die Technik, zu der neben Pumpen unter anderem vier Skimmer gehören, ermögliche ein „kreiertes Ökosystem“. Eine Nachspeisung des Weihers mit Trinkwasser sei nicht vorgesehen, „höchstens in Notzeiten“. Und wenn der Wasserlauf zum Weiher temporär trocken liege, sei das nicht schlimm für das System und mache der Natur nichts aus. „Den Leuten wird vielmehr vor Augen geführt, welche Folgen Klimawandel und Wassermangel haben“, verwies er auf einen gewissen Erziehungseffekt. Er verteidigte auch die Reduktion der Wassertiefe von ursprünglich geplanten 4,5 auf jetzt drei Meter. Es bestehe kein Risiko, dass das Wasser erneut kippen könnte, wie in der Vergangenheit geschehen, meinte Bruns auf Nachfrage von Monika Morath (CDU/Unabhängige). Dabei verwies er auf den Bodenfilter.
Laut Gutachten von Polyplan ist zu erwarten, „dass der Wasserspiegel im Juli/August minimal unter den vorgesehenen Soll-Stand sinkt“.
Technik und Stromkosten
Die Stromkosten für die geplanten Fontänen und Pumpen zur Wasseraufbereitung verglich er mit dem ungefähren Verbrauch eines Haushalts. Die Skimmer ersparten eine regelmäßige Entschlammung und sollen vor allem im Herbst das Laub einsaugen. Der Nachteil: Der Bauhof muss die Geräte zu dieser Zeit alle ein, zwei Tage reinigen und leeren. Falle der Wasserspiegel auf einen gewissen Pegel, komme es lediglich zu einem Ausfall der Skimmer. Sie gehen aber nicht kaputt, entgegnete er entsprechenden Bedenken aus dem Ratsrund.
Deutlich Stellung nahm CDU-Fraktionsvorsitzende Monika Morath am Ende der fast dreistündigen Vorstellung und Diskussion. „Zuschütten ist für mich keine Option. Der Kurpark-Weiher gehört zu Bad Bellingen“, lautete ihr Plädoyer. Es bleibe nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und die höheren Kosten zu schlucken. Es sei wichtig, diese Maßnahme anzupacken und das Geld in die Hand zu nehmen, forderte sie. „Andernfalls würden wir auch den Zuschuss verlieren und hätten darüber hinaus die Kosten für Planung und Auftragsausfall zu tragen – ohne dass wir irgendetwas davon hätten.“
Den massiven Kostensprung von ursprünglich 900 000 Euro auf jetzt 1,7 Millionen hatte auch Mike Hößle (CDU) in der Sitzung kritisiert. In diesem Zusammenhang monierte er ebenso wie Müller einen schlechten und verspäteten Informationsfluss der Verwaltung. „Dieser Infomangel sowie die fehlenden Zahlen und Unterlagen haben auf unserer Seite zu Skepsis geführt.“
Entscheidung über Auftrag im Januar
Die Gemeinderäte können die Sitzung nun erst einmal sacken lassen. In der Sitzung am Montag wurde das Vorhaben lediglich vorgestellt und zur Kenntnis genommen. Die Entscheidung über die Auftragsvergabe steht erst im Januar an.