Bad Bellingen Kurort profitiert von Hangabwinden

Weiler Zeitung
Eine gute Luftqualität ist gerade im Kurpark von Bad Bellingen (hier eine Aufnahme von Ende Oktober dieses Jahres) wichtig. Archiv-Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Luftqualität: Prädikat „Heilbad“: Deutscher Wetterdienst nimmt derzeit Messungen in Bad Bellingen vor

„Ich brauch’ frische Luft, damit ich wieder ein bisschen atmen kann“, heißt es in einem aktuellen Hit von Wincent Weiss. Frische Luft ist auch in Bad Bellingen ein Thema, denn der Kurort ist nicht nur Bade-, sondern auch Luftkurort. So startete im November die alle zehn Jahre anstehende große „Überprüfung des Bioklimas und der Luftqualität im Heilbad Bad Bellingen“.

Von Jutta Schütz

Bad Bellingen. Die Messungen nimmt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor. Die Oberaufsicht hat das Regierungspräsidium. Die Messungen sind wichtig, damit der Kurort weiter das Prädikat „Heilbad“ tragen kann. „Die Vorgaben stammen aus dem Kurortegesetz von Baden-Württemberg sowie den Bestimmungen des Deutschen Heilbäderverbandes (DHV) und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV)“, erklärt Hauptamtsleiter Hubert Maier. Er hat die Messungen beantragt.

Messstationen stehen beim Rathaus und im Kurpark, also an Punkten, an denen Autoverkehr unterwegs ist, wie auf der Rheinstraße, und im Kurpark, wo dies nicht der Fall ist. „Die Vorgaben zur Erfüllung der Luftqualität sollen gewährleisten, dass Kurgäste, Touristen und Erholungssuchende in Kurorten und Erholungsorten bioklimatische und lufthygienische Bedingungen vorfinden, die eine Anwendung des Klimas als natürliches, ortsgebundenes Heilmittel ermöglichen“, zitiert Maier aus der Gesetzeslage und verweist auf Schon-, Reiz- und Belastungsfaktoren.

Problem Sommerhitze

Zu den Belastungsfaktoren zählen die Wärmebelastung im Sommer und die Sommerhitze. Hier wirken etwa die Grünzonen im Kurpark als Ausgleich.

„Entsteht in einem Jahr etwa mehr Staub im Kernort, wie das bei den Erschließungsarbeiten für die Baugebiete der Fall war, wird das dem Deutschen Wetterdienst mitgeteilt, diese Faktoren werden bei der Messung quasi als Ausreißer berücksichtigt“, erläutert Maier.

Ein Luftkurort im Oberrheingraben sei schon außergewöhnlich, denn mit Luftkurorten verbindet jeder Normalbürger Kurorte ab einer gewissen Höhe etwa im Schwarzwald oder im Allgäu, stellt Sandra Bartsch, Medizinmeteorologin beim Deutschen Wetterdienst, fest.

Zirkulation durch Hang

Bad Bellingen profitiert aber, anders als andere Gemeinden im Oberrheingraben, der im Winter oft Inversionswetterlagen und im Sommer Staulagen verzeichnet, von den Hangabwinden. Diese sorgen für einen klimatischen Austausch und für ein gewisses Reizklima. Die „Geländekultur bei Bellingen fördert die Zirkulation“, beschreibt die Meteorologin die Verhältnisse vor Ort.

Untersucht werden an den Messstationen, in die Filter eingebaut sind, der Gehalt an Fein- und Grobstaub sowie Stickstoffdioxid in der Luft. „Und wir schauen natürlich darauf, was sich im Ort geändert hat – ob es mehr Verkehr gibt, wie sich die Bebauung entwickelt, wie viele Heizungen umgerüstet wurden und mehr“, zählt Bartsch auf. Wobei auch klar ist, dass es etwa im Dezember mehr Heizungsemissionen gibt als im Juni. An Verkehrszentren (Straßen) dürfen andere Werte auftreten als in den Grünzentren der Kommunen und Städte. Deshalb gibt es auch die beiden Messstellen in Bad Bellingen.

Dass seit der bisher letzten großen Messung zwei neue Baugebiete, davon ein großes, erschlossen wurden, wurde ihr gemeldet.

Kurpark wichtig

Stichworte Baugebiet und Hangabwinde: Kann eine Bebauung die notwendige Luftzirkulation stören? „Das ist möglich, aber nur, wenn es keine Lücken zwischen Häuserblöcken gibt, die dazu noch hoch sein müssen“, informiert die Fachfrau. Im Übrigen macht die Nähe der Autobahn dem Kurpark nicht viel aus. „Die Schallschutzwände und auch Bäume und Sträucher entlang der Autobahn halten viele schädliche Stoffe in der Luft ab. Genau deshalb ist die grüne Lunge Kurpark sehr wichtig“, hebt die Meteorologin hier hervor.

Und was bedeutet nun der Begriff Bioklima? „Unter dem Wort versteht man den Einfluss des Wetters auf den Menschen, den menschlichen Organismus“, präzisiert Bartsch. Das Bioklima bezeichne die Gesamtheit aller Witterungsbedingungen und wetterbedingten Einflüsse auf den Körper, von thermischen Einflüssen, bei denen es um den Wärmeaustausch geht, über die UV-Strahlung bis hin zur Lufthygiene, also der Reinheit der Atemluft, zählt sie auf.

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