Bad Bellingen Mit Bürgersinn durch die Krise

Claudia Bötsch

Bürgerempfang: Bürgermeister Carsten Vogelpohl blickt zurück und voraus / Trotz Corona viele Projekte

Hinter dem Kurort Bad Bellingen liegen zwei bewegte, herausfordernde Jahre. Das machte der Rück- und Ausblick von Bürgermeister Carsten Vogelpohl beim Bürgerempfang deutlich. Das Fazit des Rathauschefs: Auch wenn die Pandemie das Gemeindeleben zeitweise zum Erliegen brachte, dem Bürgersinn und dörflichen Zusammenleben konnte die Corona-Krise nichts anhaben.

Von Claudia Bötsch

Bad Bellingen. In einer bebilderten Powerpoint-Präsentation ließ Vogelpohl 2020 und 2021 nochmals Revue passieren und verwies auf Projekte und Ereignisse im Ort – vor allem aber auch auf den radikalen Schnitt durch Corona-Pandemie und Lockdowns.

Herbe Zäsur

Während der „Schmutzige Dunschtig“ 2020 noch fröhlich gefeiert wurde, musste kurz darauf eine Kurklinik wegen Corona schließen. „Masken, testen und viele Regeln bestimmten fortan das öffentliche Leben“, blickte der Bürgermeister zurück, der auch auf die gemeinsamen Impfaktionen mit den Gemeinden Efringen-Kirchen und Schliengen verwies.

Therme gebeutelt

Schwer gebeutelt wurde die Therme, die mehrmals viele Monate schließen musste. „Ohne Einnahmen ist es sehr schwierig, wir haben ohnehin schon eine sehr dünne Finanzdecke“, machte Vogelpohl deutlich. Finanzielle Unterstützung gab es von Bund und Land, und auch die Gemeinde stützte ihr Bad.

Demenzzentrum entsteht

Zentral sei die Frage, wohin sich der Kurort, auf dessen Ortsschildern seit gut zwei Jahren „stattlich anerkanntes Heilbad“ steht, entwickelt. Froh sei die Gemeinde um Einrichtungen wie das Pflegeheim Casa Mia, das 2020 eröffnete, und die neue Wohnanlage am Marienheim.

Zusätzlich zu dem bestehenden Pflegeheim Casa Mia mit 100 Betten entsteht derzeit ein weiterer Gebäudekomplex, der ein Demenzpflegeheim beinhalten soll, berichtete Vogelpohl. Geplant sind 45 Einzelzimmer und 14 einzelne Wohneinheiten. Die Fertigstellung des Projekts ist für das Frühjahr 2023 geplant.

Eine sinnvolle, passende Nachnutzung sei für das Hotel „Ambiente“ erreicht worden. Dort entsteht über den Förderverein „Intensivkinder Heldenhaft“ eine Einrichtung für schwerst pflegebedürftige Kinder und Jugendliche, außerdem sind Ferienwohnungen für deren Eltern geplant.

Badearzt dringend gesucht

Ein noch „sehr zartes Pflänzchen“ sei das Medizinische Versorgungszentrum, das Ende 2021 eröffnet wurde. Es wird vom jetzigen Standort im Kurmittelhaus in das geplante Gesundheitszentrum umziehen. Eine Herausforderung für den Kurort sei die „dringende Suche nach einem Badearzt“. Die Gemeinde würde hierfür auch die Ausbildungskosten übernehmen, so Vogelpohl.

Millionenprojekte

Gebaut wurde trotz Corona. „Wir hatten zeitweise drei Ampeln im Kurort“, bat der Rathauschef um Verständnis angesichts der wichtigen Infrastrukturmaßnahmen. Er nannte den Hochwasserentlastungskanal, dessen Bau sich in der Endphase befinde. Gleiches gilt für die Bamlacher Halle, wo nach einigen Verzögerungen nun die letzten Sanierungsarbeiten laufen. Im Dezember 2021 wurde dort bereits die neue Kinderkrippe eröffnet, die sich im gleichen Gemeindegebäude befindet. Weiter im Gang sind die Arbeiten am Breitbandausbau im Kernort, in Bamlach und Rheinweiler. Fortgesetzt wird in diesem Jahr die Digitalisierung der Grundschule in Rheinweiler.

Seine Schatten voraus wirft bereits das Millionenprojekt Rathaus-Modernisierung und -erweiterung. Die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs werden ab Mitte Mai im Kurmittelhaus vorgestellt.

Tourismus

Eine touristische Aufwertung hat der Kurort mit dem Rheinsteg erfahren, der im Rahmen der IBA Basel entstand und 2021 eingeweiht wurde. Aufgewertet werden soll auch der Kurpark. Die Gemeinde plant hier den Weiher zu sanieren, wofür es bereits einen Zuschuss des Bundes in Höhe von 900 000 Euro gab. Die Maßnahme muss bis 2024 umgesetzt werden.

Eine wünschenswerte Verknüpfung von touristischen Angeboten und bürgerschaftlichem Engagement sei in Bamlach gelungen – im Rahmen des Projekts „Natürlicher Dorfurlaub“ der Schwarzwald Tourismus GmbH. Vogelpohl verwies auf ehrenamtlich aufgestellte Ruhebänke und das „Mitfahr-Bänkli“. Was den ländlichen Tourismus angeht, habe der Ort noch viel Potenzial.

Vision Rhein-Brücke

Vogelpohl berichtete in seinem Rückblick auch von Treffen mit den Partnergemeinden Petit-Landau und Reigoldswil. Er betonte, dass er an der Vision einer Fußgängerbrücke über den Rhein zum elsässischen Nachbarn festhalte – „auch wenn dies erst einmal ein Traum bleiben wird“.

Hilfe für Flüchtlinge

Ein zentrales aktuelles Thema in der Gemeinde ist die Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge, auch durch Privatinitiativen und den Verein „Samuel Koch und Freunde“. Derzeit leben 150 Flüchtlinge in der Gemeinde, „vermutlich sind es noch mehr“, vermutete Vogelpohl, „die privat irgendwo Unterschlupf fanden“. Der Bürgermeister berichtete von Hilfsgütertransporten und der Kleiderkammer im Bogdemolli-Heim. Dazu stellte er fest: „Der Bürgersinn und das Zusammenleben funktionieren nach wie vor.“

Eine Erfolgsgeschichte sei hier auch der Ortsschmuck, der mittlerweile alle Ortsteile aufwerte. Schön sei, dass sich in diesem Jahr auch zwei Frauen aus der Flüchtlingsunterbringung engagiert hätten.

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