Bad Bellingen „Schön, aber nicht finanzierbar“

Weiler Zeitung
Der Entwurf für den Aussichtsturm wurde in der Gemeinderatssitzung vorgestellt. Foto: Claudia Bötsch Foto: Weiler Zeitung

Tourismusprojekt: Bad Bellinger Gemeinderat stimmt gegen Bau eines Aussichtsturms im Rahmen der IBA Basel

Nicht überzeugen konnte den Bad Bellinger Gemeinderat die Idee für einen Aussichtsturm, den die Verwaltung im Rahmen der IBA Basel verwirklichen wollte. „Schön, aber finanziell nicht vertretbar“, lautete der Tenor des Gremiums, das bei zwei Enthaltungen gegen das Vorhaben stimmte. Bürgermeister Carsten Vogelpohl votierte als einziger dafür, einen Antrag für eine Förderung aus dem Tourismus-Infrastrukturprogramm zu stellen.

Von Claudia Bötsch

Bad Bellingen. Andreas Wirth und Johann Haker vom Freiburger Ingenieurbüro Andreas Wirth hatten den Entwurf des „Dreiländerturms Bad Bellingen“ nebst Kostenschätzung in der Sitzung vorgestellt. Die Pläne sahen einen 25 Meter hohen Bau an der Römerstraße vor, der über zwei gegenläufige Treppen mit jeweils 125 Stufen verfügt und dem Besucher eine 360-Grad-Rundumsicht ermöglicht. Die Idee sei, einen „touristischen Höhepunkt“ zu schaffen, machten die Planer deutlich.

Aussichtsturm kostet rund eine halbe Million Euro

Der Entwurf stieß beim Gremium durchaus auf Gefallen – allerdings nicht die damit verbundenen Baukosten, die mit rund 20 000 Euro je Meter Höhe beziffert wurden. „Ein schöner Entwurf“, fand Wolfgang Müller (Freie Wähler), der sich allerdings „um die Statik unseres Finanzhaushalts“ sorgte. Schließlich handle es sich um eine Investition von rund einer halben Million Euro, gab er zu bedenken.

Förderung von 50 Prozent möglich

Die Finanzierung wollte die Verwaltung unter anderem über das Tourismus-Infrastrukturprogramm stemmen, über das eine Förderung von 50 Prozent möglich wäre. Somit bliebe ein Eigenanteil von rund einer viertel Million Euro an der Gemeinde hängen. Angedacht hatte die Verwaltung zudem Co-Finanzierungen über Sponsoren, um den Anteil der Kommune so weit wie möglich zu reduzieren. In anderen Gemeinden habe dies auch schon funktioniert, argumentierte der Bürgermeister.

Das konnte die Räte jedoch nicht überzeugen. „Wenn wir diesen Turm bauen, werden wir die nächsten Jahre jeden Cent umdrehen müssen“, meinte Frank Fuchs (CDU). Er wolle zunächst den finanziellen Rahmen sämtlicher IBA-Projekte sehen, forderte er. „Wir sollten genau schauen: Was brauchen wir, was nicht“, machte der CDU-Gemeinderat deutlich. „Alles schön und gut, aber es muss für die Gemeinde finanzierbar sein“, resümierte Fuchs, der zudem auf zusätzliche Kosten für den Grunderwerb und eventuell für Wege verwies. Darüber hinaus zog er angesichts der aktuellen Bausituation in Zweifel, „dass es bei den angegebenen Kosten bleibt“.

In die gleiche Kerbe schlug Emil Schilling (CDU), der auf die hohe Verschuldung der Gemeinde verwies. Kritisch wegen den Kosten war auch Silvia Heitz (SPD), die neben der Investition für den Bau auch Bedenken wegen der Folgekosten für Instandhaltung und Wartung hatte. „Wirklich reizvoll und ein tolles Projekt, aber die Kosten sind zu hoch“, bilanzierte sie. „Die Idee eines Aussichtsturms ist toll“, fand Thomas Gerspacher (Freie Wähler). „Aber wie viele Übernachtungen bringt uns das?“ Er sah das Geld besser in Werbung für den Kurort angelegt. „Das IBA-Großprojekt soll ja dazu beitragen, dass wieder mehr Leute in unseren Kurort kommen“, konterte Vogelpohl.

Vogelpohl: Eile ist den Fristen für Förderung geschuldet

Sauer stieß den Räten zudem auf, dass sie vorher nichts von den Turmplänen gewusst hätten. „Der richtige Weg wäre gewesen: Wir sprechen zuerst darüber, bevor es in die Planung geht“, sagte Sonja Fredrich (CDU) an die Adresse von Verwaltung und Bürgermeister. Die Kurzfristigkeit sei dem Zeitdruck und den Fristen für die Förderanträge geschuldet, erläuterte Bürgermeister Vogelpohl. Den Förderantrag für das Tourismusinfrastruktur-Programm müsse man bis Ende des Monats einreichen. Zudem habe man den Vorentwurf des Turms für das Regierungspräsidium benötigt, machte Vogelpohl deutlich.

„Wir können hier nicht einfach so über eine viertel Million Euro beschließen“, sprach sich auch Andreas Großhans (Freie Wähler) gegen das Vorhaben aus. „Es gibt Themen, die wichtiger sind für die Gemeinde“, betonte er und verwies auf die lange Tagesordnung der Sitzung, die noch eine Reihe investitionsintensiver Maßnahmen wie den Ausbau der Kinderbetreuung oder die Hallensanierung in Bamlach vorzuweisen hatte.

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