Die 29-jährige Ponyoma und ihre 16 Jahre alte Tochter waren in einem erbärmlichen Zustand. Vor allem bei dem älteren Tier war unklar, ob es überlebt. „Diese Haltung hat ihre Spuren und irreparable Schäden hinterlassen“, macht Roth deutlich. Durch die giftigen Dämpfe der seit Jahren nicht mehr gereinigten Box hat die Atmung der Tiere schwer gelitten. Herz und Lunge der beiden Ponys wurden dauerhaft geschädigt.
Grenzenloses Vertrauen
Als bewegendsten Moment der Rettungsaktion beschreibt Roth die Situation, als die Tiere in den Pferdeanhänger geführt wurden, mit dem sie zu einer Pflegestelle gebracht wurden. „Die beiden haben uns, obwohl sie weder Tageslicht noch Berührung gewohnt waren, ein grenzenloses Vertrauen entgegengebracht, nach dem Motto: Schlimmer kann’s nicht mehr werden.“
Finanzieller Kraftakt
Das Veterinäramt hat die Tiere beschlagnahmt und dem Tierschutzverein übereignet. Der hat den Ponys auch Namen gegeben: Oma Püppi und Tochter Moppi. „Wir werden uns lebenslang um die beiden kümmern“, sichert Roth zu. Allerdings bedeute die Rettungsaktion eine große Herausforderung für den Verein. Die damit verbundenen Kosten seien ein „großer finanzieller Kraftakt“. Roth verweist auf hohe Tierarztrechnungen, teures Spezialfutter und Aufbaumittel. Dazu kommen etwa Kosten für den Hufpfleger. Nach der jahrelangen Vernachlässigung müssen die Hufe in mehreren Schritten gekürzt werden.
Um die ganzen Kosten stemmen zu können, ist der Tierschutzverein auf die Unterstützung von Spendern und Sponsoren angewiesen. „Ideal wäre, wenn sich Menschen finden, die bereit sind, eine längerfristige Partnerschaft für die beiden Ponys zu übernehmen“, sagt Roth, die seit 16 Jahren dem Tierschutzverein Markgräflerland vorsteht. Der Verein freut sich über Geldspenden, aber ebenso über Sachspenden wie Tierfutter und Einstreu.
„Hätte auffallen müssen“
Schockiert hat die langjährige Tierschützerin an dem Bad Bellinger Fall vor allem auch eines: „Dass so viele Menschen einfach weggeschaut haben, obwohl das Leid der Tiere offensichtlich war. Ihnen hätte viel Leid erspart bleiben können, wäre der Fall früher ans Licht gekommen.“
Die Stallung war von einer frequentierten Straße aus einsehbar. Roth ist überzeugt: Dass die Pferde in so schlimmen Verhältnissen gehalten wurden, hätte den Nachbarn und anderen Bewohnern des Ortes auffallen müssen. Dabei verweist sie auch auf den heftigen Geruch, der von den Boxen ausging. „In einem Dorf weiß jeder, was es beim Nachbarn zum Abendessen gibt – aber hier hatte niemand so viel Rückgrat, zu handeln“, beklagt die Tierschützerin.
Bei älteren Haltern komme es leider verhältnismäßig gehäuft vor, dass sie ihre Tiere nicht adäquat versorgen können und mit der Pflege überfordert sind. „Hier appelliere ich an die Betroffenen, sich Hilfe zu holen, sei es über die eigene Familie oder auch den Tierschutzverein.“
Schlimme Fälle
Was bei der Tierhaltung alles „falsch laufen“ kann, sehen Roth und ihre Mitstreiter immer wieder bei ihren traurigen Einsätzen. In deren Erinnerung hat sich vor allem ein Fall eingebrannt, der sich vor einigen Jahren in Norsingen ereignete: Ein Katzensammler, der mit seinem Vater in einem heruntergekommenen Anwesen hauste, hielt damals in seinem Haus an die 250 unkastrierte Katzen. „Wir fanden tote Tiere unterm Sofa, der Gestank war unerträglich“, erinnert sich Roth an die dortigen Zustände.
Im Fall der Bad Bellinger Qualhaltung wurde gegen die Besitzerin ein Bußgeld verhängt.