Bad Bellingen Tiere mit Instrumenten dargestellt

Weiler Zeitung

Orgelherbst: Ulrike Wettach-Weidemaier, Sonja Kanno-Landoll und Jörn Bartels treten in Bamlach auf

Tiere sind ja oft so menschlich. Oder sehen die Menschen ihre Eigenschaften im Verhalten der Tiere gespiegelt? Das erste Konzert des Bad Bellinger Orgelherbstes ging auf vergnügliche Weise dieser uralten Frage nach.

Von Dorothee Philipp

Bad Bellingen-Bamlach. Die zwei Flötistinnen Ulrike Wettach-Weidemaier und Sonja Kanno-Landoll sowie der Organist Jörn Bartels hatten ein Programm mit kurzen Stücken zusammengestellt, das mit einer verblüffenden Vielfalt an musikalisch porträtierten Tierarten aufwartete.

Mit spitzem Staccato zeichnet der frühbarocke Italiener Tarquinio Merula in „La Gallina“ das Gackern eines Huhns nach, das von zwei Sopranblockflöten hervorragend imitiert wird. Lustige Triller und Schleifer unterstreichen den humorvollen Charakter des Stücks. Auch sein Nachfahre Antonio Vivaldi war von der Vogelwelt angetan, wie das dreisätzige Concertino „Der Distelfink“ genussreich vorführte. Hier kamen Sopranino, Altblockflöte und Querflöte zum Einsatz, die Orgel steuerte mit ausgesuchten Flötenregistern eine weitere Nuance des geblasenen Klangs bei.

Ziegen und Schmetterlinge

Arthur Honegger hat mit einem Querflöten-Solo die Wirkung eines Flöte spielenden Hirten auf seine Ziegen in einem anrührenden und humorvollen Klangporträt festgehalten, das Sonja Kanno-Landoll zum Leben und Leuchten brachte.

Ein kleiner Höhepunkt zeitgenössischer Kompositionskunst waren die drei ausdrucksvollen Schmetterlingsporträts von Frank Michael für zwei Querflöten. Da war der schwere- und ziellose Tanz der Bläulinge, nachgezeichnet von zwei Stimmen der gleichen Lage. Ein leichtes, duftiges Tongebilde, das reizvoll mit dem folgenden in ahnungsvolle Düsternis getauchten Flug des schwarzen Trauerfalters kontrastierte, der im langsamen Dreiertakt einer Valse Noire gehalten war, bevor der kleine Aurorafalter sein leuchtendes Weiß-Orange in rastlosem Gaukeln aufblitzen ließ.

Christian Morgensterns „Gespräch einer Hausschnecke“ wurde von der Komponistin Agnes Dorwarth in eine philosophisch-humoristische Miniatur für Altblockflöte solo gegossen, in der Ulrike Wettach-Weidemaier mit „Flatterzunge“ und vokalen Elementen ganz neue Farben ins Spiel brachte. Und natürlich durfte in diesem Insektarium Rimsky-Korsakovs „Hummelflug“ nicht fehlen.

Hatte die Orgel bisher eine eher begleitende Funktion, zeigte Jörn Bartels mit Kompositionen von Andreas Willscher, welche Wandlungsfähigkeit in ihr steckt. Dabei kamen auch die schönen Klangfarben der Bamlacher Orgel zur Geltung, zum Beispiel die flirrenden, wie aus einer anderen Welt kommenden Töne der Vox Coelestis, mit der Willscher das Gleiten eines Rochens in der Tiefsee beschreibt.

Die Orgel und eine Sopraninoflöte ließen einen kleinen Vogel singen und Mäuse Fangen spielen. Emil Kronke gelingt es, mit den stilistischen Mitteln der Spätromantik zwei Schmetterlinge in hübschem Walzertakt umeinander tanzen zu lassen. Der Spätromantiker Sigfrid Karg-Elert war mit seinem kurzen „Colibri“ für Orgel und Piccolo vertreten. Ein entsprechendes Orgelregister im Diskant kam dem Flötenton erstaunlich nahe.

Kragenbär und Gürteltier

Um auch dem vierfüßigen und anderem Getier einen Auftritt zu geben, zitierte Jörn Bartels zwischendurch humorvolle gereimte Betrachtungen von Robert Messmer, in dem ein Kragenbär, ein Gürteltier und sogar ein Pantoffeltierchen zu Wort kamen.

Das Publikum war begeistert und applaudierte stehend. Dafür bekam es als Zugabe noch eine elegante Version für zwei Querflöten und Orgel aus Tschaikowskis „Schwanensee“ zu hören.

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