Bad Bellingen Widerstand gegen Vollsperrung

Claudia Bötsch
Die Geschäfte in Rheinweiler befürchten angesichts der dreimonatigen Vollsperrung aus Richtung Süden enorme Umsatzeinbußen. Foto: Claudia Bötsch

Brückensanierung: In Rheinweiler wurde eine Unterschriftenaktion gestartet. Behelfsbrücke gefordert.

Bad Bellingen-Rheinweiler - Für großen Unmut sorgt die geplante mehrmonatige Sperrung (22. Juli bis 31. Oktober) der Kreisstraße im Zuge der Brückensanierung bei Kleinkems. Rheinweiler wird dadurch für drei Monate von Süden her „abgeschnitten“ sein. Das Landratsamt plant eine weiträumige Umfahrung.

SPD-Gemeinderat Bernhard Sutter hatte das Thema am Montagabend in der Gemeinderatssitzung aufs Tapet gebracht. Sutter, der selbst ein Unternehmen im Gewerbegebiet Rheinweiler führt, befürchtete „enorme Schwierigkeiten“ für die Betriebe am Ort. „Eine so lange Zeit, das ist eine Zumutung, wir brauchen eine Behelfsbrücke“, forderte denn auch CDU-Ratsmitglied Emil Schilling in der Sitzung.

In Rheinweiler hat sich bereits Widerstand formiert. Initiiert von Dorothea Dosenbach vom gleichnamigen Metzgereibetrieb, wurde eine Unterschriftenaktion gestartet. „Als Unternehmer und Privatpersonen halten wir die Baustellenplanung als ausgesprochen unausgereift. Die Abschneidung von Rheinweiler in Richtung Kleinkems/Autobahn Lörrach und die damit verbundenen, unverhältnismäßigen Mehraufwendungen für Pendler, Lieferanten und Kunden wollen wir uns nicht vom Landratsamt vorschreiben lassen“, heißt es im Aufruf zur Unterschriftenaktion.

Bürger fordern eine Umplanung

Gefordert wird vom Landratsamt, die geplante beidseitige Straßensperrung im Bereich Rheinweiler  –  Kleinkems in eine einseitige Sperrung mit Ampelregelung oder eine Baustelle mit Behelfsbrücke umzuplanen.

Die Unterschriftenaktion sei gut angelaufen, berichtete Dorothea Dosenbach gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich bekomme im Minutentakt E-Mails und Whats-App-Nachrichten von Leuten, die sich beteiligen wollen“, freut sie sich über die „breite Unterstützung“. Die Leute empörten sich vor allem über die Unvernunft, beschrieb sie die Reaktionen.

„Dafür, dass die Brücke saniert werden muss, hat jeder Verständnis. Aber dass das drei Monate dauern soll, das kann keiner nachvollziehen, der unter normalem wirtschaftlichen Druck steht.“

„Enorme Umsatzeinbußen“ werden befürchtet

Für die Geschäftsleute in Rheinweiler befürchtet Dosenbach „enorme Umsatzeinbußen“ durch die weiträumige Umleitung und „Riesenprobleme bei der Warenanlieferung“. Auch die Arbeitsorganisation und der Aufwand würden sich drastisch erhöhen, wodurch sie „exorbitante Mehrkosten beim Personal“ befürchtet. „Wir beliefern beispielsweise Rewe und Hieber, aber auch unsere Filiale in Weil täglich mit unseren Produkten.“

Für einige Unternehmen wird diese Sperrung existenzbedrohende Ausmaße bedeuten, ist sie überzeugt. Nicht einfach werde es beispielsweise auch der neue Laden in der ehemaligen Bäckerei Gerspacher haben. Das Geschäft, das türkische Backwaren verkaufen will, soll demnächst eröffnen. Und auch die Winzer, die im Herbst ihre Trauben zur WG nach Efringen-Kirchen bringen, seien alles andere als erfreut, berichtet Dosenbach. Aber auch für den Pendlerverkehr, der Rheinweiler Richtung Süden passiert, sei die lange Sperrung fatal. Dosenbach weiß zudem von einem Unternehmer am Ort, der eine Mitarbeiterin beschäftigt, die weiter weg wohnt und bereits angekündigt habe, sich einen neuen Job zu suchen.

Von der Gemeinde fordert Dosenbach „mehr Rückhalt und Initiative für die Bürger“. Schließlich sei der Bürgermeister von den Bürgern gewählt und ein Volksvertreter, von dem sie mehr Einsatz erwarte.

In der Sitzung hatte Bürgermeister Carsten Vogelpohl zum Thema Behelfsbrücke gemeint, dass dies wohl „eine Nummer zu groß“ sei. Hauptamtsleiter Hubert Maier verwies zudem darauf, dass das Landratsamt „Veranstalter“ der Maßnahme sei. Die Behörde habe deutlich gemacht, dass eine halbseitige Sperrung nicht machbar sei.

Weitere Maßnahme: neue Wasserleitung

Vogelpohl machte zudem darauf aufmerksam, dass im Ortskern von Rheinweiler noch weitere Maßnahmen anstehen. So will die Gemeinde parallel zur Brückensanierung die Wasserleitung in der gesamten Ortsdurchfahrt (Burgunderstraße) erneuern und Glasfaser verlegen, was für weitere Behinderungen sorgen wird. Die Maßnahme soll bereits im Juni beginnen, da sie mehr Zeit beanspruche, so Maier. Die Arbeiten sollen bei halbseitiger Sperrung (mit Ampelregelung) erfolgen. Im Anschluss wird der Kreis die Straßendecke erneuern.

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