Bad Bellingen Wie Kirche in Zukunft aussehen kann

Weiler Zeitung
Diskutierten auf dem Podium: (von links) Markus Essig, Renate Epking, Moderator Matthias Zeller, Olaf Winter, Antonia Hugenschmidt und Gerd Möller Fotos: zVg Foto: Weiler Zeitung

Kolpingfamilie: Fünf Teilnehmer thematisieren das Projekt „Pastoral 2030“ bei einer Podiumsdiskussion

„Bleibt die Kirche im Dorf?“ Auf großes Interesse ist die gleichnamige Podiumsdiskussion gestoßen, zu der die Kolpingfamilie Bamlach eingeladen hatte. Auch Besucher aus anderen Gemeinden sowie Bürgermeister Carsten Vogelpohl waren unter den Zuhörern.

Bad Bellingen-Bamlach. Auf dem Podium diskutierten Gerd Möller (Dekan im Dekanat Wiesental und leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Weil am Rhein), Markus Essig (Diakon Seelsorgeeinheit Freiburg Südwest und Regionalpräses Kolping Breisgau-Hochschwarzwald), Olaf Winter (leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schliengen), Antonia Hugenschmidt (Gemeindereferentin Seelsorgeeinheit Rust) und Renate Epking (freiberufliche Kirchenmusikerin und Mitglied im Gemeindeteam der Seelsorgeeinheit Schliengen). Die Moderation übernahm Matthias Zeller vom SWR.

In einem kurzen Abriss mit grafischen Darstellungen erläuterte der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Philipp Epking, den Anwesenden um was es bei dem Projekt „Pastoral 2030“ geht. Aufgrund der sinkenden Anzahl an Katholiken durch demographischen Wandel oder Austritt und der Tatsache, dass sich immer weniger Gläubige ins kirchliche Leben einbringen – aber auch durch die immer weniger werdenden Priester – entsteht eine neue Situation. Die bisherigen 224 Pfarreien werden zusammengelegt, so dass es nur noch 40 Pfarrgemeinden mit enormer Größe sein werden. In jeder Pfarrei wird ein geistliches Zentrum eingerichtet.

Einstieg mit Vision

Mit einer Vision aus dem Jahr X nach 2030 übernahm Moderator Zeller den Einstieg mit Humor: „Es wird dann vermutlich nur noch alle drei Wochen eine Eucharistiefeier geben, Jugendarbeit vor Ort findet im Pfarrzentrum weit weg statt, die Kinder werden mit Kleinbussen eingesammelt und der Kirchenchor ist zu einem der größten von den 40 Pfarreien geworden.“ Hugenschmidt zeigte sich erschrocken von der Größe der künftigen Pfarreien und ist der Ansicht, dass bei den Leuten auch Ängste entstehen, wie es nun weitergehen soll. Renate Epking hatte Bedenken bezüglich der Kirchenchöre und auch der Kirchenmusiker. Sie fragte sich, wie es mit der Ausbildung von neuen Musikern und Chormitgliedern weitergehe und wo es noch Kirchenmusik geben werde.

Essig sprach von einem „in großen Teilen guten Papier“, allerdings gebe es auch Teile, die nicht seiner Ansicht entsprechen, wie etwa bei der Geschlechtergerechtigkeit. Winter fehlte die Begeisterung in dem Papier und er fürchtete eher, dass die großflächige Auslegung verheerende Folgen habe. „Pastoral ist für mich Begleitung von Menschen und nah an den Leuten, und das wird verlorengehen.“

Wichtiges Ehrenamt

Auf die Frage „Von was müssen wir uns künftig verabschieden?“ meinte Möller, dass es schon jetzt einen Abschied von der „Volkskirche“ gegeben habe. Schon heute stelle sich die Frage, wo das Zentrum ist. Weiter sei es künftig nicht mehr möglich, dass Kirche nur von Hauptamtlichen gemacht werde. Eine große Rolle komme hier den ehrenamtlichen Mitarbeitern zu. In den Gemeindeteams werde schon heute gute Arbeit geleistet.

Noch Regelungsbedarf

Hinsichtlich der Jugendarbeit sah Antonia Hugenschmidt durchaus auch Chancen – seien doch die Jugendlichen schon heute recht flexibel und „gehen dorthin, wo etwas geboten ist“. Möller riet den Gemeinden, die Freiräume zu nutzen und nicht an den hierarchischen Strukturen festzuhalten. Dort sah dagegen Hugenschmidt noch Regelungsbedarf. In ihrem Alltag in der Gemeinde erlebe sie immer wieder Grenzen: So könne sie zwar Beerdigungen durchführen, aber dem Wunsch der Gläubigen, vor Ort zu taufen oder zu trauen, nicht entsprechen.

Aus dem Publikum wurde das Thema Basisgemeinde angesprochen, also die Arbeit in kleinen Gemeinden oder Gruppen, welche „bei uns anscheinend nicht funktioniert“. Möller sah als eine große Ursache einen Wandel in der Gesellschaft und der Familie. Auch Essig berichtete von der Familie als erste Gemeinschaft, die Glauben ermöglicht, aber auch von anderen Gruppierungen und Mitmenschen, die wichtig sind und waren, um Glauben zu erfahren und zu erleben.

Philipp Epking fragte, wie das Ehrenamt, das immer wichtiger wird, gestärkt werden soll – schon jetzt seien es einige wenige und immer dieselben. Laut Essig sind Vorleben und Begeisterung von Menschen notwendig. „Wir müssen das Feuer am Leben halten.“ Andererseits würden durch den demografischen Wandel auch junge Leute immer mehr gesucht.

Möller rief in der Schlussrunde auf zur fairen Diskussion und zur Mitarbeit am Prozess. „Schreiben Sie an den Erzbischof, machen Sie sich Gedanken, wo Sie Ankerpunkte haben und wo Sie die Grenzen der Seelsorgeeinheit ziehen.“

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