Badenweiler Frühlingshaft romantisch

Dorothee Philipp
Romantik pur: Christian Gerhaher und Gerold Huber mit Liedern von Brahms und Schumann. Foto: Dorothee Philipp

Musiktage: Phänomenaler Auftakt der prominenten Reihe.

Badenweiler - „Frühling. Erwachen“ – und dann noch bespielt mit romantischen Liedern von Brahms und Schumann, wenn das kein Grund ist, ins Konzert zu gehen! Der erste Abend der diesjährigen Badenweiler Musiktage traf mit diesen Komponenten offenbar ins Schwarze, was die Bedürfnisse des Publikums angeht. Der große Saal im Kurhaus war fast bis auf den letzten seiner über 600 Plätze besetzt von Menschen, die frühlingshaft Romantisches von dem legendären Duo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) hören wollten. Ein phänomenaler Auftakt für die vierteilige, prominente Konzertreihe, die ihre Ursprünge in den 1973 gegründeten „Römerbad-Musiktagen“ hat und seit Mai 2018 unter der künstlerischen Leitung von Lotte Thaler steht.

Die klare, empathische Artikulation Gerhahers weckte die Bilder von Natur, Liebesgefühlen, Schmerz und Sehnsucht, emotional, aber ohne schwülstige Sentimentalität. Der Regenlied-Zyklus von Brahms oder Schumanns Dichterliebe nach Texten von Heinrich Heine und andere kürzere Lied-Kompositionen der beiden Großmeister fächerten die ganze Vielfalt romantischer Bilder und Gefühle auf, die gerade zu dieser Jahreszeit in der Natur ihr Pendant finden. Gerold Huber ist dafür der kongeniale Klavierbegleiter der seinen Part ebenbürtig ausspielt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Das Klavier beherrschte auch den zweiten Abend, aber in einer ganz neuen Art und Weise: „Tastenvirtuosität aus der Neuen Welt“ stand im Mittelpunkt. Frank Dupree, verkörperte mit seinem jugendlich-schnörkellosen Stil eine neue, viel versprechende Generation von Musikern, die neugierig und kreativ auf der Basis der klassischen Ausbildung aufbaut. Mit George Gershwin, George Antheil und John Adams hatte er Hochkarätiges und Virtuoses aus Übersee mitgebracht, das er mit einer humorvollen, lockeren Moderation zu einem Bühnenstück in mehreren Akten werden ließ.

Dass Dupree auch Schlagzeuger ist, spürte man an seinem untrüglichen Instinkt für rhythmische Feinheiten, die auch in atemberaubend schnellen Passagen präzise ineinander griffen. Dazu kam ein kultivierter Anschlag, der auch im kraftvollen Fortissimo nicht ins Lärmige abrutschte. Launige Ragtime-Einsprengsel, Anklänge an gefühligen Blues machen die Musik Gershwins so genussreich und anregend. Dupree präsentierte das Orchesterstück „An American in Paris“ in einer eigenen Transkription klangschön mit lyrischen Passagen, exquisitem Zierrat von Schleifern und kurzen Vorschlägen und einem kräftezehrenden virtuosen Finale.

Gershwin stellte er dessen Konkurrenten George Antheil gegenüber, der mit seiner temperamentvollen Motorik, rauen Clustern und frechen Glissandi zu seiner Zeit als „Bad Boy of Music“ verschrien war. Ein Hörerlebnis der besonderen Art war „Phrygian Gates“ von John Adams. „Ich bitte Sie, das Hören umzustellen“, hatte Dupree dem halbstündigen Stück vorangeschickt, in dem Adams seine minimalistischen Motive zu schillernden Klangteppichen webt.   heute, 18 Uhr, Kurhaus: Boulanger-Trio und Klarinettist Kilian Herold; 11.15 Uhr: Einführungsvortrag vom Musikredakteur Rainer Peters

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