Badenweiler Meilensteine in der Literatur

Weiler Zeitung
Szene aus „Die Möwe“          Foto: Nadine Schaub Foto: Weiler Zeitung

Tschechow-Woche: Dostojewski und Tschechow – Antipoden in Leben und Werk

Badenweiler (ov/hau). Die Internationale Tschechow-Woche beginnt am Samstag, 10. Juli, um 19 Uhr, mit der Premiere des Theaterstücks „Die Möwe“ im Kurhaus Badenweiler. Bis 17. Juli finden verschiedene Veranstaltungen im und um das Kurhaus statt.

Nachdem Corona im letzten Jahr zum Breakdown der 22. Internationalen Tschechow-Woche geführt hatte, in dem vor allem der 160. Geburtstag des 1904 in Badenweiler verstorbenen Schriftstellers und Dramatikers Tschechow gewürdigt werden sollte, gibt es nun einen neuen Anlauf des Literaturmuseums Badenweiler „Tschechow-Salon“ und der Deutschen Tschechow-Gesellschaft. Dieser wird mit einem zweiten gewichtigen Jubiläum verbunden: dem 200. Geburtstag des russischen Romanciers Fjodor Dostojewski.

Beide Autoren bezeichnen Höhepunkte der internationalen Literaturgeschichte, schreibt Heinz Setzer, Leiter des Literaturmuseums. Tschechows Schauspiele wie „Die Möwe“ oder „Der Kirschgarten“ wurden weltweit zu Schwellenerlebnissen des modernen Theaters, Dostojewskis Romane wie „Schuld und Sühne“ oder „Die Brüder Karamasow“ sind zu philosophisch-psychologischen Grenzerfahrungen für Generationen von Lesern geworden. Als Dostojewski 1881 starb, hatte Tschechow gerade sein Medizinstudium begonnen – beide wurden weltanschaulich wie literarisch Antipoden, welche die Tschechow-Woche Badenweiler nun aufeinanderprallen lässt.

Am 10. Juli startet die Literaturwoche mit der Premiere der Tschechowschen „Möwe“ in einer Neuinszenierung des NiederrheinTheaters Brüggen. Keine Kabalen, nur alltägliche Liebesverirrungen, gutbürgerlicher Small Talk, idealistische Zukunftshoffnungen – und ein Held, der sich unbemerkt im Hinterzimmer erschießt.

Start mit „Die Möwe“

Tschechow beherrscht die hohe Kunst, Langeweile und Alltag extrem spannend zu machen. Die Schauspieler machen das ungekürzt in einer textgetreuen Inszenierung erlebbar und laden anschließend zur Diskussion.

Zwei bundesweite Wanderausstellungen werden nicht nur den Blick auf Tschechow vertiefen, sondern vor allem Deutschland als europäisches Zentrum der Literatur feiern. Am 14. Juli, 19 Uhr, wird die Ausstellung „Was aber bleibet… Literatur im Land“ eröffnet. Und am 15. Juli, Tschechows Sterbetag, ist, nach einem Gedenkritual am berühmten Tschechow-Denkmal am Burgberg, um 17.45 Uhr die Vernissage der Ausstellung „Mehr als Medizin… Dichterärzte“ vorgesehen, bei der neun bekannte Literaten vorgestellt werden, die neben der Schriftstellerei noch Medizin betrieben, wie etwa Hildegard von Bingen, Friedrich Schiller und eben auch Anton Tschechow.

Um 20.15 Uhr folgt „Der Spieler – Zerrissen zwischen Leidenschaft und Spielsucht“, ein Vortrag von Regine Nohejl über den berühmten Sucht-Roman Dostojewskis. Zudem wird der vom Zwetajewa-Zentrum Freiburg für ein zukünftiges Museumsprojekt gedrehte Film über Anna, die Ehefrau des Schriftstellers, gezeigt.

Literaturkenner Rolf Langendörfer lädt am 16. Juli ab 15.15 Uhr zu einer literarischen Führung durch Badenweiler ein. Um 20.15 Uhr wird zu einem kineastischen Tschechow-Erlebnis geladen: „Tschechow in meinem Leben“, 1984 von Regisseur Vadim Glowna mit vielen Zeitzeugen und Historikern gedreht. Die Schauspielerin Vera Tschechowa, Enkelin des früheren UFA-Stars Olga Tschechowa, wird sich digital aus Berlin zuschalten.

Die Tschechow-Woche endet am Samstag, 17. Juli, 20.15 Uhr, mit der Gegenüberstellung: „Tschechow und Dostojewski – Nähe und Gegnerschaft“ mit Kommentaren aus literarischen Werken, Briefen und Kritiken, die Ideale und Lebenskrisen beider gegensätzlicher Autoren erlebbar machen: Tschechow – humanistisch gestimmter Arzt, TBC-kranker antiideologischer Schriftsteller und Theatererneuerer sowie Dostojewski – sozialistischer Revolutionär und Lagerhäftling, von Schulden getriebener Europareisender, orthodoxer Slawophiler, es gibt kaum größere biografische Spannweiten. Es liest die Schauspielerin Petra Seitz. Infos und Reservierungen: Tourismus-Büro, Tel. 07632/2189650, www.literaturmuseum-tschechow-salon.de

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