Bei Debussy findet sich im zweiten Band der Préludes Humoristisches wie das Porträt in Nr. 6 („Général Lavine - excentrique“), die klingende Zeichnung eines amerikanischen Komikers im Stil des Modetanzes Cakewalk. Aber natürlich entdeckt man in diesem Zyklus auch den Klangmaler Debussy, etwa in der Nr. 7 („Die Empfangsterrasse im Mondenschein“). Für beides, die Traumlandschaften und die Grotesken, hat Bavouzet eine stets geschmackvolle Zugangsart, eine subtile Spielweise, ein geschmeidig eingesetztes Klangspektrum von elegant bis höchster rhythmischer Präzision: Alles klingt bei ihm duftig und durchsichtig, voller Esprit, aber gänzlich unparfümiert. Dieser Mann hat Klangbewusstsein!
Poesie und Konstruktion
Bavouzet kann Poesie und Konstruktion zusammenführen. Das macht die Debussy-Wortmeldung des Franzosen so gewichtig und spannend. Man freute sich auf die horrenden pianistischen Anforderungen, die noch in diesem Zyklus folgen: die klanggewordenen Naturbilder „Welke Blätter“, „Nebel“ oder „Heidekraut“, das reich dekorierte Tor der Alhambra in Granada („La Puerta del Vino“) auf der Basis eines Habanera-Rhythmus, die nur scheinbar etüdenhaften, fingertechnisch hochkomplizierten „Alternierenden Terzen“ oder das „Undine“-Scherzando – Bavouzet hat sich Debussys musikalischen Spätstil anverwandelt. Jedes Stück zeigt bei ihm eine Charakteristik bis hin zum letzten, dem „Feux d’artifice“, wo Bavouzet mit tanzenden Fingern ein pianistisch atemberaubendes Tastenfeuerwerk abbrennt, dass man nur so staunt. Das Publikum war nach diesem überwältigenden Klavierrecital total beglückt und wurde in der Zugabe noch auf „Die fröhliche Insel“ mitgenommen – paradiesisch!