Badenweiler Paradiesisches Tastenfeuerwerk

Jürgen Scharf
Mit Jean-Efflam Bavouzet war ein berufener Debussy-Interpret bei den Badenweiler Musiktagen zu Gast. Foto: Scharf

Konzert: Jean-Efflam Bavouzet bei Badenweiler Musiktagen.

Badenweiler - Der französische Pianist Jean-Efflam Bavouzet ist genau der Richtige, um eine Hommage an Debussy darzubringen. Dass er ein berufener Debussy-Spieler ist, zeigte der Klavierabend bei den Badenweiler Musiktagen im Kurhaus. In den zwölf Stücken des zweiten Buchs der Préludes macht Bavouzet auch klar, dass Debussy mehr ist als der „impressionistische“ Klangmaler, für den er oft gehalten wird.

Bavouzet ist ein hellhöriger, sensibler, meisterhafter Pianist und alles, was er von Debussy an diesem Abend spielt, sei es die schöne „Hommage à Haydn“ oder die „Trois Etudes“, Debussys letztes Klavierwerk, ist ein Zeugnis großer Sensibilität. Bavouzet verbindet Klarheit und Emotion gleichermaßen mit Raffinement und Charme. Und beherzigt somit, was Debussy sagt: „Die Musik besteht aus Farbe und rhythmisierter Zeit.“

Haydn

Das Gedenkstück für Haydn mit seinen ironisch wiederholten Tonfiguren über den Namen Haydn verträgt sich bestens mit den beiden Haydn-Sonaten in Es-Dur und As-Dur. Schon hier zeigt sich Bavouzet als kraftvoller Stilist, der Haydns Einfälle mit viel Verständnis und Einfühlung klar artikuliert und konturiert, witzig und locker, mit gestochen akkuraten Tönen, aber geschult an Debussys Beleuchtungs- und Artikulationswechsel. Da rehabilitierte ein Franzose Haydn als Klavierkomponist. Bavouzet muss diese Musik auch lieben, das hörte man.

Debussy

Bei Debussy findet sich im zweiten Band der Préludes Humoristisches wie das Porträt in Nr. 6 („Général Lavine - excentrique“), die klingende Zeichnung eines amerikanischen Komikers im Stil des Modetanzes Cakewalk. Aber natürlich entdeckt man in diesem Zyklus auch den Klangmaler Debussy, etwa in der Nr. 7 („Die Empfangsterrasse im Mondenschein“). Für beides, die Traumlandschaften und die Grotesken, hat Bavouzet eine stets geschmackvolle Zugangsart, eine subtile Spielweise, ein geschmeidig eingesetztes Klangspektrum von elegant bis höchster rhythmischer Präzision: Alles klingt bei ihm duftig und durchsichtig, voller Esprit, aber gänzlich unparfümiert. Dieser Mann hat Klangbewusstsein!

Poesie und Konstruktion

Bavouzet kann Poesie und Konstruktion zusammenführen. Das macht die Debussy-Wortmeldung des Franzosen so gewichtig und spannend. Man freute sich auf die horrenden pianistischen Anforderungen, die noch in diesem Zyklus folgen: die klanggewordenen Naturbilder „Welke Blätter“, „Nebel“ oder „Heidekraut“, das reich dekorierte Tor der Alhambra in Granada („La Puerta del Vino“) auf der Basis eines Habanera-Rhythmus, die nur scheinbar etüdenhaften, fingertechnisch hochkomplizierten „Alternierenden Terzen“ oder das „Undine“-Scherzando – Bavouzet hat sich Debussys musikalischen Spätstil anverwandelt. Jedes Stück zeigt bei ihm eine Charakteristik bis hin zum letzten, dem „Feux d’artifice“, wo Bavouzet mit tanzenden Fingern ein pianistisch atemberaubendes Tastenfeuerwerk abbrennt, dass man nur so staunt. Das Publikum war nach diesem überwältigenden Klavierrecital total beglückt und wurde in der Zugabe noch auf „Die fröhliche Insel“ mitgenommen – paradiesisch!

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