Basel 1000 Jahre konservieren

Denis Bozbag
Steinmetz Nicolai Hellstern (links) und Steinhauer Jérôme Lorenz ersetzen einen Teil der Verdachung eines Strebepfeilers am Chorpolygon. Foto: Denis Bozbag

Baumeister Andreas Hindemann und Team geben Einblick in Restaurierungsarbeiten am Münster.

Basel - Steinmetzin Joy Schnellenbach bewegt konzentriert das Schleifpapier über den überschüssigen Mörtel, der eine Fehlstelle im Gemäuer ausbessern soll. In schwindelerregender Höhe und auf wackeligen Planken werden auf der Baustelle an der Chorfassade des Basler Münsters Schadstellen in der historischen Bausubstanz schonend wieder aufgefüllt.

„Bis in die 1960er Jahre hatte man den schadhaften Stein meistens komplett ersetzt. Mit der Entwicklung neuer Verfahren hat man dann substanzschonende und erhaltende Maßnahmen eingeführt“, erklärt Münsterbaumeister Andreas Hindemann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Seit Gründung der Münsterbauhütte haben konservierende Maßnahmen mit Einsatz von Steinergänzungsmörteln bei der Schadensbehebung den Vorrang. Erst als letztes Mittel diskutiert man über Steinersatz“, unterstreicht der gelernte Architekt den Aspekt der Bausubstanzerhaltung moderner Restaurationsarbeiten.

Genau am 2. Januar 1986 hat die damals als Stiftung gegründete Münsterbauhütte ihre Tätigkeit am Basler Münster aufgenommen. Träger sind der Kanton Basel-Stadt, die Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt und die Christoph Merian-Stiftung.

Ziel ist es, das Basler Münster in seinem heutigen Bestand für die Zukunft und die Nachwelt zu erhalten.

Aufplatzung im Mauerwerk

An der Maßwerkbrüstung der Chorterrasse in 14 Meter Höhe zeigt Hindemann auf korrosionsbedingte Abplatzungen und Aufblätterungen am Stein. Kleine Glimmerblättchen im Mauerwerk nehmen die Feuchtigkeit auf und verursachen somit Risse, die repariert werden müssen. Für die Abdichtung kommt dabei ein selbstangerührter Mörtel zum Zug, weil die Mitarbeiter ihn somit farblich perfekt auf die Grundsubstanz abstimmen können. Viel ist allerdings von der eisenoxid- haltigen, roten Ölfarbe der Fassade nicht erhalten geblieben. In den Jahren zwischen 1880 bis 1890 fand eine große Restaurierung am Basler Wahrzeichen statt. In dieser Zeit wurde die Farbe komplett abgetragen und steinsichtig gemacht.

An der Verdachung eines Strebepfeilers am Chorpolygon arbeiten Steinmetz Nicolai Hellstern und Steinhauer Jérôme Lorenz an der Erneuerung eines Mauerteils, das nicht mehr konserviert werden konnte. „Wir kennen alle neuralgischen Punkte des Gebäudes und sind mit dem Objekt auch emotional verbunden“, sagt Heidemann und ergänzt: „Für eine optimale Pflege des Basler Münsters braucht es eine kontinuierliche am Objekt arbeitende Truppe.“

Das Team der Münsterbauhütte besteht aus sieben Fachleuten, darunter Steinmetze, Steinbildhauer, ein Steinhauer und eine diplomierte Restauratorin. Alle zwei Wochen finden Sitzungen statt, in denen sich das Restaurationsteam zusammen mit Hüttenmeister Ramon Keller, beratschlagt und die nächsten Schritte plant.

Dokumentation ist wichtig

Bei regelmäßigen Kontrollgängen in und um das Münster herum werden alle Mängel festgehalten.

„Mit detaillierten Kartierungen der aufgetretenen Schadensbilder, wie Abplatzungen, Aufblätterungen, Rissbildungen und absandende Flächen sowie der entsprechenden Restaurierungsmaßnahmen, führen wir eine exakte Dokumentation über die baulichen Maßnahmen am Münster. Diese sind somit für die Arbeiten künftiger Generationen greifbar. Es ist vergleichbar mit einer Krankengeschichte eines Patienten“, schildert Heidemann den Archivierungsprozess.

Bereits seit dem Mittelalter wurde an dem 1000 Jahre alten Bauwerk restauriert. „Eine mittelalterliche Bauhütte wurde Mitte des 16. Jahrhundert aufgelöst. Fortan erfolgte die Instandhaltung des Münsters durch das lokale Gewerbe“, erzählt Hindemann.

Eröffnung der Krypta

Zum 1000-Jahre-Jubiläum arbeitete der Baumeister zusammen mit der archäologischen Bodenforschung Basel an der frühromanischen Krypta unter der Vierung. Der 1966 ausgegrabene Raum unter dem Chor des Münsters gehört zu den bekanntesten Krypten aus der Zeit um 1000 nach Christus.

Nun konnte sie zum ersten Mal als archäologische Informationsstätte für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zu sehen sind Kopien von Grabbeilagen des Basler Bischofs Johann II. Senn von Münsingen. Er war von 1335 bis 1365 Bischof und Bauherr über das Münster, das nach dem Erdbeben von 1356 wieder aufgebaut werden musste.

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