Basel Abseits von Schubladendenken

Die Oberbadische
Aleksandra Sekanic und Walter Beutler entfachten viel kreative Energie. Foto: Martina Proprenter Foto: Die Oberbadische

Lesung: „Notwendige Geschichten“ bei „Wildwuchs unterwegs“ in Basel / Festival wächst weiter

Von Martina Proprenter

Was ist eine notwendige Geschichte? Für Projektleiter Martin Haug ist es jede Erzählung, die einfach „raus“ muss. Inhalt, Thema oder Art des Erzählens will er nicht begrenzen. Autoren beidseits des Rheins können sich melden.

Baselgänger kennen das Ursprungsprojekt Wildwuchs-Festival bereits. Dank einer dreijährigen Förderung der Christoph-Merian-Stiftung kann die Zeit zwischen zwei Festivals nun durch viele kleine Ableger verkürzt werden. Eines davon sind die „Notwendigen Geschichten“.

Im Zentrum steht der Dualismus: Frauen und Männer, Junge und Alte, Zugewanderte und Einheimische, Menschen mit und ohne Behinderung. Haug hat die Teams passend zusammengestellt, aus Fremden werden so schnell Verbündete, die zusammen etwas präsentieren.

Was von jeder Geschichte bleibt, ist ein Plakat, manchmal auch mehr als eins. Denn das Basler Künstlerkollektiv „Balsam“ illustriert live zu den Lesungen, bringt die gesprochenen Worte so auf Papier, wie es sie sieht. In der Markthalle ist das bisherige Bildprotokoll ausgestellt, mit jeder Lesung wird es weiter wachsen.

Wachsen soll auch „Wildwuchs unterwegs“. Bisherige Projekte, die ebenfalls nach der Sommerpause fortgeführt werden, sind „One Talks … and the others shut up“ oder „Abendschule Import“, in welcher verlorenes Wissen von Flüchtlingen zugängig gemacht werden soll.

Feinde nur auf der Leinwand

Passend zum WM-Spiel Schweiz-Serbien trafen vor Anpfiff Aleksandra Sekanic und Walter Beutler aufeinander. „Wir hoffen, dass Sie diese Paarung etwas anders interpretieren, als die Fußballfans in der Halle“, scherzte Haug zur Begrüßung. Denn beide würden sich weder dem einen noch dem anderen Land und auch nicht den „Schubladen“ behindert und nicht behindert zugehörig fühlen.

Die serbische Literaturstudentin und der Schweizer Blogger hatten sich vor ihrem Auftritt nur einmal getroffen, und doch stimmte die kreative Energie auf der kleinen Bühne. In einem sprachlichen „Ping-Pong-Match“, wie Beutler es nannte, spielten sich die beiden in kurzen Phrasen die Worte zu, er zum Thema Schreiben, sie zu Farben.

Texte sind in einfacher Sprache gehalten

Als ihre persönliche notwendige Geschichte hatte Sekanic einen Teil aus einem unfertigen Manuskript gewählt, nahm diesen mit auf eine Zugfahrt mit ihrer Freundin.

„Mein Rückgrat“, nannte Beutler seine Geschichte, in der er vom beschwerlichen Weg voller Operationen erzählte, die ihm auch ein sprichwörtlich „starkes Rückgrat“ bescherten.

Kernstück ist das Wildwuchs-Festival, das wieder im kommenden Mai stattfindet. Seit dem Jahr 2001 werden während des Festivals in der Kaserne und anderen Orten in Basel internationale Kunst und Kultur präsentiert. Mal als Tanz-, Performance- oder Theaterform. Ziel ist, dass sich möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen begegnen. Seit zwei Jahren ist das Festival stolz auf das Label „Kultur Inklusiv“: Alle Produktionen können auch von Menschen mit Einschränkungen erreicht werden, sogar die Texte auf der Homepage und in den Flyer sind in einfacher Sprache geschrieben.

 Infos zum „Wildwuchsfestival“ und den diversen Ablegern finden Interessierte im Internet unter www.wildwuchs.ch. Die „notwendigen Geschichten“ werden nach der Sommerpause fortgesetzt, beginnend am Freitag, 28. September, 19.30 bis 20 Uhr, vor der Singer-Songwriter-Reihe „Autumn“, im sogenannten Wohnzimmer der Markthalle Basel, Steinentorberg 20. Interessierte können sich an Martin Haug wenden per E-Mail an haug@wildwuchs.ch.

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