Basel Als der Rhein umgeleitet werden sollte

Johanna Hauri
 Foto: Michael Werndorff

Geschichte: Sonderausstellung im Museum Kleines Klingental thematisiert nicht realisierte Planungsprojekte für Basel

Basel - Städte entwickeln sich, sind immer im Wandel und verändern ihre Form stetig. Visionen und Ideen zur Stadtentwicklung werden ausgearbeitet und wieder verworfen. Genau mit dieser Thematik beschäftigt sich die neue Sonderausstellung „Die geträumte Stadt – nicht realisierte Planungsprojekte für Basel“ im Museum Kleines Klingental.

In sieben Ausstellungsräumen können die Besucher wenig bekannte Ideen zur Stadtentwicklung, die nicht oder noch nicht realisiert worden sind, entdecken. Mithilfe von Plänen, Modellen und Fotografien präsentiert das Museum Visionen für die Stadt Basel aus dem 20. Jahrhundert und bezieht sie auf das gegenwärtige Stadtbild. So wird auch die umfassende Entwicklung Basels hin zum weltweit vernetzten Wirtschaftsstandort deutlich.

Umleitung des Rheins im Norden: Kühne Idee

„Eine der kühnsten Ideen ist wohl die Umleitung des Rheins im Norden“, sagt Kurator der Ausstellung Marc Keller im Rahmen eines Pressetermins. Diese Idee stammt aus dem Jahr 1932 und sollte dem Landgewinn im Flussbett dienen. Entwürfe zeigen die geplante Umleitung, die jedoch weder im Staats- noch Wirtschaftsarchiv bedeutende Spuren hinterlassen habe, erklärt Keller im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine Umsetzung sei demnach unwahrscheinlich gewesen.

Des weiteren zeigt die Schau Pläne für die Entwicklung in die Breite, also Stadtrandentwicklung, sowie in die Höhe. Als Beispiel hierfür findet sich ein Modell des geplanten Doppelhelixturms von Roche, dessen Umsetzung nie stattfand, sondern der durch die bekannten zwei Türme ersetzt wurde.

Ein anderer Aspekt der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Umgang mit der Altstadt, wie beispielsweise dem Einfall, eine mehrspurige „Tatentlastungsstraße“ quer durch die Altstadt zu bauen, oder verwinkelte Altstadtquartiere komplett zu modernisieren. „Zum Glück wurden diese Projekte nicht realisiert, trotzdem hat sich die historische Altstadt im Laufe der Zeit verändert“, schildert Keller.

Mehr als 100 Exponate

Die mehr als 100 Exponate, davon zehn Modelle, acht Kunstwerke, sieben Filme und 27 aktuelle Fotos, werden in den Räumen der Dauerausstellung mit den Figuren des Basler Münster zur Schau gestellt. Die Eingliederung der modernen Sonderausstellung in die Dauerausstellung sei zwar eine Herausforderung gewesen, habe aber gut funktioniert, berichtet Museumsleiter Gian Casper Bott. Die gesamte Ausstellung kann laut Bott als „Gedächtnisraum“ betrachtet werden: „Sie ist wie ein großes Archiv, in dem die Stadtentwicklung gezeigt wird.“

Auch Kurator Keller sieht in der Ausstellung einen Schutz vor dem Vergessen, denn nicht nur realisierte Projekte sollten in Erinnerung behalten werden. Zudem sagen nicht umgesetzte Visionen einiges über die Prioritäten und die Denkweise der Menschen aus, meint Keller. „Sie zeigen auf, wer wir sind und ob wir vielleicht nicht einfach zu skeptisch sind, um große Einfälle zu verwirklichen.“

Zudem wecke die Schau das Bewusstsein, dass eine Stadt nicht zwangsläufig so sein muss, wie sie gerade ist und durch Mitwirkung der Bürger verändert werden kann. Die Besucher werden ermutigt, sich ihrem eigenen Traum von Stadt hinzugeben. Die Ausstellung im Museum Kleines Klingental findet vom 22. Mai bis 13. März 2022 statt.

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