Basel Antike erwacht wieder zum Leben

Die Oberbadische

Geschichte: 23. Ausgabe des Römerfestes in Augusta Raurica entführt Besucher in die Vergangenheit

Leise prasselt der Regen auf Helm und Schild von Roland Mogk. Der Auxiliarsoldat der Vindeliker-Kohorte muss bei ungemütlichem Wetter den Zugang zum Castrum, dem römischen Militärlager, bewachen. Die jüngste Ausgabe des Römerfests in Augusta Raurica startete am Samstag bei Schmuddelwetter. Davon ließen sich Akteure und Besucher aber nicht den Spaß nehmen.

Von Michael Werndorff

Augst. Für tausende Besucher führten am Samstag und Sonntag wieder alle Wege nach Augusta Raurica, wo die 23. Ausgabe des Römerfests stattfand. Das zählte allein im vergangenen Jahr rund 20 000 Besucher. Auf dem Programm stand in bewährter Manier Geschichte zum Anfassen und Mitmachen: „Wir wollen mit unseren Vorführungen möglichst nahe am Original sein“, sagte Karin Kob, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit in Augusta Raurica, und verwies auf die langjährigen wissenschaftlichen Studien, die dabei Pate standen und stehen.

Gladiatoren, Soldaten, Kunsthandwerker und Musiker machten es wieder möglich, hautnah zu erfahren, wie das Leben im römischen Reich in etwa gewesen sein muss. Denn: Nicht jeder Aspekt ist exakt überliefert, weiß Mark Schrader, Gladiatorentrainer der Gruppe „Amor Mortis“. Der Leiter des Stadtmuseums Bergkamen bei Dortmund stellte einen sogenannten Retiarius dar, der mit Wurfnetz, Dolch und Dreizack ausgerüstet ist. Sein einziger Schutz war ein Hand- und Armschutz am linken Arm mit einem Metallschild an der Schulter, erzählte der studierte Archäologe, der mit seinen Mitstreitern die hohe Kampfkunst der Gladiatoren vorführte. „Wir kennen zwar die Ausrüstung, die konkreten Kampftechniken indes nicht.“ Vieles müsse aus dem heutigen Ringen, Boxen oder dem Stockkampf abgeleitet werden. „Da lernt man bisweilen durch Schmerzen“, schmunzelte Schrader, dessen Vorführungen zu den Höhepunkten des beliebten Römerfestes gehören.

Gruppen aus ganz Europa nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil. Neben Legionären aus der Schweiz, England und Deutschland kamen auch römische Soldaten aus Moskau nach Augusta Raurica. „Wir sind zum ersten Mal hier und begeistert von der tollen Atmosphäre“, freute sich Alexey Fomin, der in Tunica und Kettenhemd den frischen Temperaturen trotzte. Das Hemd wiegt rund acht Kilogramm, trage sich aber so angenehm wie ein T-Shirt, weil sich das Gewicht gleichmäßig am Körper verteile.

400 Arbeitsstunden für ein Kettenhemd

Für das Anfertigen eines Kettenhemds braucht es übrigens rund 400 Arbeitsstunden und je nach Größe bis zu 40 000 einzelne Metallringe, wie bei den Handwerkern zu erfahren war. Diese beantworteten alle Fragen der wissbegierigen Besucher und ließen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken.

Was den Gast aus Russland an den Römern begeistert? „Macht, Kultur, militärische Logistik und Disziplin sowie die Schönheit der Uniformen“, schwärmt der Russe, der mit acht Mitstreitern anreiste.

Eine deutlich kürzere Anreise hatte Mogk, der den Auxiliarsoldat Lucius verkörpert. Dieser bewacht fern der Heimat die Grenzen des römischen Imperiums. Seine Gruppe, die IV. Vindeliker-Kohorte, ist aus einem Geschichtsverein entstanden, berichtet der Hesse, der klarmacht, dass es sich hier nicht um ein Kostümfest handele. „Wir wollen Geschichte nachstellen, und zwar ganz nah am Original.“

Man sei zwar als Auxiliarsoldat ein Soldat zweiter Klasse gewesen, der aus den unterworfenen Völkern rekrutiert wurde, aber auch diese Menschen erhielten im Dienste Roms stets Verpflegung, Geld und medizinische Versorgung, kommentierte er seine Rolle als Hilfssoldat.

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