Basel Archäologen retten alte Gräber

Alexandra Günzschel

Lokalgeschichte: Frühmittelalterliche Schmuckstücke bei Grabungen für  Fernwärmenetz gefunden

In Basel sind im Zuge der Grabungen für das Fernwärmenetz in den Quartieren rund um den Wettsteinplatz 15 frühmittelalterliche Gräber zum Vorschein gekommen. Einzelne sind mit wertvollen Beigaben ausgestattet. Glanzlicht ist der Fund einer goldenen Gewandschließe aus einem Frauengrab. Die Archäologische Bodenforschung hat einige der Funde gestern bei einem Pressegespräch vorgestellt.

Von Alexandra Günzschel

Basel. Stolz auf das archäologische Team zeigte sich dabei Beat Jans, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt. „Fernwärmebaustellen sind spezielle Baustellen. Da geht es in unberührten Boden, in neue Schichten hinab“, erläuterte er. Die Archäologen ahnen meist schon vorher, dass da etwas kommen könnte und führen vorab so genannte Rettungsgrabungen durch. Zu Verzögerungen komme es dabei nicht, betonte Jans. Positiver Nebeneffekt: Die historischen Schätze, die neue Einblicke in die Geschichte Basels ermöglichen, würden für die Nachwelt gesichert.

Bei Grabungen an einer Gasleitung stießen die Archäologen vor drei Wochen direkt unter einem an der Häuserwand angebrachten Briefkasten bei der Riehentorstraße auf das Grab einer 20-jährigen Frau, das außergewöhnlich reich bestückt war.

Eine ganz besondere Grabbeigabe ist die Gewandschließe oder auch Scheibenfibel aus dem siebten Jahrhundert, hob Guido Lassau, Kantonsarchäologe der Stadt Basel, hervor. Das filigrane Schmuckstück gebe einen Einblick in die „hohe Kunstfertigkeit des frühmittelalterlichen Goldschmiedehandwerks“. Die Goldscheibe ist durchsetzt von filigranen Golddrähten. Die darin verarbeiteten Schmuckstücke, blaue Glassteine und hellgrüner Granat, kommen möglicherweise aus Indien. Aber auch ein großer Bernstein von der Ostsee wurde in dem Grab der jungen Frau gefunden. „Das zeugt von regen Handelsbeziehungen“, bemerkte Lassau. Bei der Frau wurden zudem 160 Perlen sowie römische Münzen gefunden, die als Schmuck getragen wurden. Vermutlich stammte sie aus einer Familie mit Grundbesitz, meinte der Archäologe.

Andere Schätze müssen noch von der sie umgebenden Erde befreit werden. Röntgenbilder und ein grüner Schimmer deuten hier jedoch bereits deutlich auf ein Buntmetallobjekt hin.

Zu den jüngsten Entdeckungen gehört auch ein Mädchengrab mit goldtuschierter Gürtelschnalle und 380 Perlen. Im Grab eines neunjährigen Jungen fand man eiserne Gürtelbeschläge mit Silberdrähten verziert.

Gräberfeld dichter belegt als angenommen

Das Gräberfeld ist schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Nun sei klar geworden, dass es dichter belegt ist, als bisher angenommen, hieß es.

Bemerkenswert ist auch der Fund eines Mannes in einem Plattengrab auf der Kirchgasse mit einer schweren Gesichtsverletzung durch einen Schwerthieb, die er überlebte. Dass er auch selbst Kämpfer war, können die Experten anhand dafür typischer Muskelansätze herauslesen.

Vielleicht hatte er Glück, dass seine Verletzung in eine Wendezeit fiel – zwischen dem Ende der römischen Zeit und dem beginnenden Frühmittelalter. Das römische Wissen um Medizin, so vermuten die Archäologen, könnte dem Kämpfer, der lange gepflegt worden sein muss, das Leben gerettet haben. Er hatte einen Teil seines Oberkiefers verloren.

Mit weiteren Überraschungen wird übrigens gerechnet. Grabungsleiterin Corinne Hobel erwartet schon für Mitte Januar neue Funde.

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