Bei der Eröffnung hätte man dabei sein sollen! Da machten Künstler Performances, bewegten sich und spielten mit Objekten zu diesen Soundstücken. Aber auch nur bei einem Rundgang kann man im HeK akustische Erfahrungen mit vielerlei Übersetzungen von visuellen Dingen in die Form des Klangs machen.
Mit Körper und Körperlichkeit auseinandersetzen
In der Kunsthalle Basel wird es körpernäher. Dieses renommierte Ausstellungshaus hat unter dem alttestamentarischen Konzepttitel „A Tooth for an Eye“ (Zahn um Auge) Werkbeispiele ausgesucht, die im weitesten Sinne sich mit Körper und Körperlichkeit auseinandersetzen. Da wird der Frage nachgegangen, welche Spuren Körper hinterlassen, die Abwesenheit von Körpern thematisiert, der Klang von Körpern abgehorcht.
Fast übersieht man am Eingang die ausgelatschten Turnschuhe von Daniel Kurth („Selbstbildnis“), aus denen Rauch aufsteigt, als hätte sich der Mensch verflüchtigt. Das sind die Spuren, die der Mensch hinterlassen hat, eine Hülse, der Körper abwesend. Ähnlich wie im hintersten Saal die Matratze, gefüllt mit den Habseligkeiten des Künstlers Dorian Sari. Überall sind ähnliche Herangehensweisen versammelt: menschenleere Häuser, Gipsabdrücke des bekannten „Monobloc“-Plastikstuhls, Gamepads einer Playstation zur Bronzeskulptur veredelt, manipulierte Massenobjekte. Künstliches Grün wächst aus Rollatoren und Leitern; da haben sich Pflanzen in den Objekten von Axel Gouala eine Welt und Mobilität angeeignet.
Leicht morbid und surrealistisch
Man kommt an Messern vorbei, die Inès P. Kubler in Wachs eingelassen hat. Und – leicht morbid und surrealistisch – an einer Laborsituationen mit einem Ersatzteillager für menschliche Körperteile wie Finger. Etwas gruselig, wie Simone Steinegger hier den Körper seziert und fragmentiert. Gar nicht erst zu reden von Kasper Ludwigs Ballonabgüssen von Gesichtern oder den Stillleben von Mona Broschár mit verfremdeten Nahrungsmitteln, welche zu lebendigen Körpern werden. Da weiß man nicht recht: Ist das Wurst oder eine Zunge oder etwas Amorphes? Auch Stoffgebilde von Hannah Gahlert quellen wie Gedärme hervor. Da werden Körper zu Schlachtfeldern und Schauplätzen künstlerischer Fantasie.
Gesamthaft betrachtet, geht es in diesen malerischen und skulpturalen Arbeiten weniger um Abbildhaftes als um Innenansichten des Körpers: archaisch, experimentell, sinnlich. Regionale: Kunsthalle Basel bis 30. Dezember, Haus der elektronischen Künste (HeK) bis 3. Februar.