Basel Atemberaubende Ästhetik und Körperkunst

Rolf Rombach
Half in Company nennt sich das Schweizer Trapez-Duo, bestehend aus Morgane Stäheli und Sébastian Klink. Mit Humor und Aktion verzaubern sie bei der Young Stage-Aufführung das Publikum Foto: Pablo Wuensch Blanco

Die Premiere der 14. Auflage von Young Stage zeigt aufstrebende Artisten aus der ganzen Welt. Bis Montag kämpfen sie um zahlreiche Auszeichnungen – und zur Unterhaltung der Zuschauer.

Die Organisatoren hatten nicht zu viel versprochen. Am Donnerstag feierte die jüngste Auflage des Zirkusfestivals ihre Premiere. Stehende Ovationen und glückliche Gesichter auf allen Seiten der Manege waren das Ergebnis der zweieinhalbstündigen Show, die Festivaldirektorin Nadja Hauser mit ihrem Team in den vergangenen zwölf Monaten vorbereitet hatte. „Basel ist ab heute die europäische Zirkushauptstadt“ läutete Moderator Max Loong den Abend ein und stellte mal direkt, mal per Videobotschaft die folgenden Künstler vor.

Schon der Start verlief mit einem Gänsehautmoment. Denn der Gospelchor am Münster mischte sich unter das Publikum und gab der Veranstaltung damit einen besonderen musikalischen Auftakt, zu dem sich alle Artisten in schwarz gekleidet erstmals bereits präsentierten.

Swissness und Internationalität

Zahlreiche Schweizer erhielten in diesem Jahr den Zuschlag für einen begehrten Auftritt. Eine Wildcard gab es für das Lausanner Trio Solène, Nathan und Gilles, welche erst seit Kurzem an der berühmten Zirkusschule in Montréal ihre Ausbildung absolvieren.

Mit dem Schleuderbrett behandelten sie die Frage, ob eine Symbiose auch zu dritt funktionieren kann. Botschaften und Positionen vermitteln – die moderne darstellende Kunst versucht neben der Unterhaltung auch Probleme anzusprechen. Das machte auch die Baslerin Anja Habegger, die über den Wasserkreislauf ihren Strapaten-Harfe-Auftritt konzipierte und am Ende im Spagat kopfüber hängend mit ihrem Instrument die Darbietung unterstrich. „Für mich ist ein Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen“, bekannte Habegger, die einst im Publikum die Veranstaltung von der anderen Seite aus betrachtete und nun Teil davon ist.

Beeindruckende Geschwindigkeiten

Shena Tschofen hatte ihre Choreographie mit dem Cyr-Wheel, eine Mischung aus Hula-Hoop-Reifen und Rhönrad, speziell auf das Lied „Lilac Wine“ von James Shelton abgestimmt. Spielerisch leicht wirkten die Drehungen – während die US-österreichische Artistin im zirkulierenden Ring hing oder im Spagat freihändig klemmte. Hoch hinaus und rasend schnell gedreht, das galt für viele Darbietungen an diesem Abend. Die ikarischen Spiele der äthiopischen „Gamo Brothers“ beruhten dabei sogar auf einer über 1000-jährigen Geschichte des Gamo-Volkes, wie die Künstler kurz wissen ließen.

Der Malaysier Hng Thean Leong trainiert seit Kindheitstagen bereits am Diabolo und wechselte dafür an die berühmte Zirkusschule in Taipeh. Das Ergebnis: Die Schwerkraft schien verschwunden zu sein, wenn er teils horizontal die sanduhrförmigen Geräte um die eigene Körperachse drehte.

Immer wieder gab es Momente, in denen die Münder offenblieben. Reifen, Jonglage, Trapez – oder auch die klassische Handstandnummer – die Artisten der Young Stage glänzen in ihren Disziplinen. Zur Entschleunigung erschienen immer wieder „Mario und Mela“. Mit vier Händen und Beinen innerhalb eines großen gelben Mantels sorgten sie für komische Zwischenelemente. Der perfekte Mix für einen beeindruckenden Abend.

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