Basel Auch Kultur ist systemrelevant

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Urs Blindenbacher Foto: zVg

Stellungnahme: Basler Jazz-Organisator Urs Blindenbachers Appell an die Politik   fruchtet

Basel - Seit 45 Jahren gibt es die Konzertreihe Offbeat, seit 30 Jahren das Jazzfestival Basel. Hinter beiden steht Urs Blindenbacher. In einer offiziellen Stellungnahme hatte sich dieser aufgrund der aktuellen coronabedingten Situation von Kulturschaffenden an Politiker, Theater- und Musikfans gewandt und seiner Befürchtung Ausdruck verliehen, dass die Schweiz drohe, zur „kulturlosen Nation“ zu werden.

„Es war wohl wichtig und lebensnotwendig, den Lockdown in der Schweiz auszurufen.“ Indes sei nun vieles wieder geöffnet worden, einiges und vor allem die Kultur sei aber auf unverständliche Weise noch nicht berücksichtigt worden. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass einerseits Restaurants und Bars geöffnet werden: Schulen, S-Bahnen, Busse, Trams – zum Teil ohne Maskenpflicht, Abstandsregeln. Theater- und Konzerthäuser, Kinos und Musikclubs müssen auf der anderen Seite geschlossen bleiben“, beklagte er in seinem Schreiben.

Es sei jetzt an der Zeit, Widerstand zu leisten gegen zum Teil sinnlose Weisungen aus Bern, die von den Kantonen übernommen werden sollen, wie zwei Meter Abstand im Publikum, vier Meter Abstand auf der Bühne oder fünf Künstler maximal auf der Bühne. Blindenbacher befürchtet: „Dann können wir jetzt gnadenlos schließen: Kleintheater wie Fauteuil, Tabourettli, Häbse-Theater, Gare du Nord, Clubs wie Atlantis, Parterre, bird’s eye, Jazzcampus Club, Rossstall Kaserne, Guggenheim, Kulturscheune Liestal, Obere Fabrik oder auch das Schauspielhaus Basel.

Die Liste ließe sich problemlos erweitern. Wer kann Konzerte und Theateranlässe für und mit 40 bis 100 Zuschauern durchführen? Wer kann sich das leisten? Wer soll das bezahlen? Nur bestsubventionierte Institutionen – diese sind aber in der freien Szene Mangelware!“

Sein Appell an die Bundespolitik und die kantonalen Behörden: Es gäbe sehr wohl sinnvolle Maßnahmen wie Mundschutz, Handschuhe fürs Publikum oder Kapazitätsverminderungen, die es erlaubten, Konzerte und Theateranlässe auf sichere Art und Weise durchzuführen.

Seit zwölf Wochen sei es allen aufmerksamen Bürgern klar geworden: Es hängen auch in diesen Bereichen des Wirtschaftslebens Tausende von Arbeitsplätzen. Viele Techniker, Musiker, Regisseure, Schauspieler hätten keine Arbeit und kein Einkommen mehr. „Live-Kultur muss wieder möglich gemacht werden. Kultur ist systemrelevant“, lautete sein Appell.

Neue Beschlüsse

Nun freut sich Blindenbacher über neue Beschlüsse aus der Politik, die erlaubten, im Sommer 2020 doch noch einiges nachzuholen. „Offbeat will die Musikszene in Basel ab Ende Juni wieder mit hochstehenden Konzerten bereichern. So findet am 21. Juni ein Jazz-Open-Air im Innenhof der Kunsthalle Basel statt (Gratiskonzerte ab 12 Uhr, Tischreservation wichtig).

Am gleichen Abend treten in der Dorfkirche Riehen ab 20 Uhr Kappeler/Zumthor sowie Lisette Spinnler Group auf. Am 18. August treten ebenfalls in Riehen Aly Keïta und das Lucas Niggli Trio „Kalan Teban“ auf. Am 28. August wird es zwei Konzerte nacheinander geben, um das Publikum zu „halbieren“. Im Juni wird Offbeat zudem bekannt geben, wie und wann die drei Konzerte im Stadtcasino Basel durchgeführt werden. Die weiteren Konzerte des Jazzfestivals Basel 2020 zum 30-jährigen Bestehen sollen im September und Oktober über die Bühne gehen.  

www.offbeat-concert.ch

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