Frage: Abgesehen von seinem schillernden Charakter: Welche Meriten hat sich Burckhardt noch erworben, wegen denen er heute noch bekannt ist?
Da gibt es eine Riesenpalette. Er hat mehr als 300 arabische Handschriften gesammelt, die er der Bibliothek der Universität von Cambridge vermacht hat. Er hat auch aus einem arabischen Buch aus dem 13. Jahrhundert schon gewusst, was im Inneren der Pyramiden zu finden ist, als sich alle Forscher und Ägyptologen noch die Köpfe darüber zerbrochen haben, ob sich darin Kammern befinden. Er hat auch für die Kartografie vieles geleistet, indem er etwa gemessen hat, wie lange man von A nach B reitet. Auch den Golf von Akabar hat er erforscht und nicht zuletzt die Felsenstadt Petra wiederentdeckt, nachdem ihre Existenz nur noch in Arabien bekannt war.
Frage: Werden Burckhardts Verdienste in Basel ausreichend gewürdigt?
Ganz klar: Jein. In Basel kennt jeder den Namen von Scheich Ibrahim, aber nur wenige wissen wirklich etwas über ihn. Dazu trägt auch bei, dass es viel fehlerhafte und schlechte Literatur über ihn gibt. Nach ihm müssten in Basel eigentlich Straßen und Plätze benannt sein, denn er liefert uns die letzten Augenzeugenberichte aus dem Osmanischen Reich und aus einer Welt, die es so schon kurze Zeit später nicht mehr geben sollte. Es ist auch erstaunlich, dass es bis heute keine kommentierte Ausgabe seiner Schriften gibt.
Frage: Kürzlich lief im Fernsehen auf 3Sat eine Folge der Dokumentationsreihe „Schweizer Entdecker“, in der es um Burckhardt ging. Ist das ein Ansatz dazu, ihn wieder bekannter zu machen?
Definitiv, und die Dokumentation ist auch sehr solide und gut gemacht. Dadurch werden hoffentlich auch jüngere Menschen auf Burckhardt aufmerksam.
Frage: Sie bieten demnächst eine Führung durch die Burckhardt-Ausstellung im Historischen Museum Basel an. Was erwartet die Teilnehmer dort?
Wir zeigen unter anderem ein Ölgemälde von Burckhardt, dessen Urheber ihn allerdings nie gesehen hat, sondern sich an einem anderen Gemälde orientierte. Zudem zeigen wir die Burckhardt-Büste des bekannten Basler Bildhauers Ferdinand Schlöth und einen Orden, den die jordanische Königin in den 1990er-Jahren posthum an Burckhardts Familie verliehen hat. Wie bei allen meinen Führungen versuche ich, die Geschichte Burkhardts lebendig zu präsentieren, damit sie den Zuhörern in Erinnerung bleibt.
Weitere Informationen: Die Führung „Scheich Ibrahim alias J.L. Burckhardt“ findet am Donnerstag, 20. September, ab 12.30 Uhr im Haus zum Kirschgarten in Base, Elisabethenstraße 27, statt. Näheres erfahren Interessierte im Internet unter www.hmb.ch.
ist der Leiter der Abteilung Bildung und Vermittlung beim Historischen Museum Basel (HMB). Im Jahr 2007 gründete er die Plattform „SecretBasel“, die neben Führungen zu Basel auch solche zu Themen wie Alchemie oder Hexen anbietet.