Damit betrachtet der Künstler die Fundstücke als Marginalien, die für ihn das Eigentliche des Archivs – nämlich seine Lücken – definieren. Und diesen Lücken will er mit seinen dazu gesetzten poetischen Werken – Fotoarbeiten, Zeichnungen, Texten – Ausdruck verleihen.
Zu jedem der Fund-Objekte kann Weinberger eine Geschichte erzählen – eine spannende zudem. Über die eingerissenen Beichtzettel zum Beispiel. Sie dienten als Nachweis, dass man katholisch war, und somit eine Stelle bekam. Oder das Fläschchen mit Arsen, das die Bauern zur Leistungssteigerung nutzten. Rezepte aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der halb verbrannte Entwurf einer Predigt. Die Mumie einer jungen Katze, die aus Aberglauben lebendig in den Zwischenboden eingenagelt wurde. Reliquienbehälter. Ein langes Totenbrett, auf dem aufgrund des Holzmangels die Toten statt in einem Sarg beerdigt wurden. Einzelne Schuhe Verstorbener, die ursprünglich von Reichen oder Adeligen stammten, die abgetragen oder halb kaputt an die Bauern weitergegeben wurden. Tierknochen von heimlichen Schlachtungen.
Weinberger hat all die Objekte scheinbar willkürlich kombiniert, sich von Intuition und Emotion leiten lassen. „Alles hängt mit allem zusammen“, sagte der Konzeptkünstler gestern vor den Journalisten.
Schade nur, dass der „normale“ Besucher von all den historischen Hintergründen wenig erfährt und etwas ratlos vor dem Sammelsurium stehen mag.
Weinberger fordert die Besucher indes zur intensiven Betrachtung, zum Sich-ZeitLassen auf. „Debris Field“ – das sei „seine Wahrheit“ betont er. Jeder darf und soll sich in dieser Schau seine eigene suchen. Durchaus eine Herausforderung.
- 17. April bis 1. September, Di bis So, 11 bis 18 Uhr